Porsche 718 Spyder RS im Fahrbericht
Letzte Saugmotor-Sause vor der Elektro-Wende

Bevor die folgende Generation des Boxsters ausschließlich mit E-Antrieb startet, lässt Porsche den 718 Spyder RS mit herrlichem Hochdrehzahl-Sauger auf die Landstraßen los.

Porsche 718 Spyder RS
Foto: Rossen Gargolov

Was für ein Naherholungserlebnis auf der Schwäbischen Alb: Mit dem Porsche 718 Spyder RS hechtet einer der letzten Automobil-Mohikaner in ein nahezu leeres Landstraßenlabyrinth. Zündschlüssel links drehen, Seele baumeln lassen und den Kopf frei fahren.

Der Zweisitzer ist der Gegenentwurf zur immer elektrifizierteren Automobil-Gegenwart und zum Verkehrschaos der Großstädte. Statt Digital-Chichi regieren in seinem Cockpit analoge Rundinstrumente und serienmäßige CFK-Vollschalensitze. Mit ihrer tiefen Sitzposition und dem packenden Seitenhalt ist das Namenskürzel des Spyder schon im Stand Programm: "RS" für "Rennsport".

Unsere Highlights

Brillanter Sechszylinder

Porsche 718 Spyder RS
Rossen Gargolov
Der Spyder RS wiegt mit 1.485 Kilogramm (inklusive 75-kg-Fahrer) fünf Kilo weniger als der Cayman.

Bereits bei Gaspedal-Steicheleinheiten hängt der Mittelmotorheld so energisch am Gas, als wolle er die Bewohner der Schwäbischen Alb motivieren, eine Bürgerinitiative zu gründen. Nicht gegen ihn, sondern für ihn. Genauer: seinen brillanten Sechszylinder-Boxer mit Einzeldrosselklappen, vier Litern Hubraum und 500 PS.

Doch auch wenn die aus dem Coupé-Verwandten Cayman GT4 RS bekannte Saugmotor-Kathedrale die Prozessluft noch ungefilterter und noch emotionaler durch seitlich hinter den Kopfstützen sitzende Lufteinlässe schnieft, ist damit bald Schluss.

Der Spyder RS ist bekanntlich das letzte Derivat in der Boxster/Cayman-Historie mit Verbrennungsmotor. Die rein elektrische Nachfolge-Generation stromert derzeit bereits fleißig über die Erprobungsstrecken, bevor sie 2024 an den Start geht.

7.000, 8.000, 9.000 Touren – Genuss pur jetzt noch einmal im drehgierigen Hochdrehzahl-Denkmal. Wie alle aktuellen RS-Modelle ist auch der Spyder nur mit PDK erhältlich. Ein Fingerschnipsen am Lenkrad, und er wechselt blitzschnell per Schaltwippen eine seiner sieben Fahrstufen.

Puristisches Cockpit

Porsche 718 Spyder RS
Rossen Gargolov
Statt Digital-Chichi regieren im Spyder-Cockpit analoge Rundinstrumente.

Famos, wie sich der Spyder RS Serpentinen und Haarnadeln mit seinen Michelin-Pilot-Sport-Cup-2-Pneus krallt (optional auf 10 kg leichteren Magnesium-Rädern). Eine Eins mit Sternchen gibt’s auch für das sportive Handmoment und das direkte Feedback der Lenkung. Agilität und Lenkpräzision glänzen beim Landstraßenausflug – alles ohne Zähneklappern.

Für einen alltagstauglicheren Federungskomfort wurden im Vergleich zum GT4 RS die Dämpferraten reduziert. Wie beim Pendant mit Festdach lassen sich auch beim Spyder RS Fahrhöhe, Sturz, Spur und Stabilisatoren individuell justieren.

Mit heruntergefahrenen Seitenscheiben und demontiertem Verdeck peitschen Vierliter-Konzert und Fahrtwind wie ein Orkan puristisch durchs Cockpit. "Verdeck" ist ohnehin eine maßlose Übertreibung für das einlagige Stoffmützchen, dessen Konstruktion aus zwei Teilen besteht.

Wer nicht nur das Sonnensegel als Lichtschutzfaktor wie ein bootsähnliches Bimini-Top nutzt, sondern auch das Wetterschott montiert, dem bietet der Spyder RS auch Schutz vor Regen. Laut Porsche ist das manuell bedienbare Stoffverdeck jedoch nicht waschstraßentauglich. Kein Drama, denn der Spyder RS ist ohnehin nur etwas für Automobilisten mit Herz – und die waschen nur per Hand und fahren nur bei Schönwetter.

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Fazit

Lieber Spyder RS, herzlichen Dank für dein kolossales Saugmotorkonzert. An die klanggewaltige Landstraßentour am Sonntagmorgen wird man im Elektro-Nachfolger sicherlich zurückdenken.

Technische Daten
Porsche 718 Spyder RS Spyder RS
Grundpreis155.575 €
Außenmaße4418 x 1822 x 1252 mm
Kofferraumvolumen275 l
Hubraum / Motor3996 cm³ / 6-Zylinder
Leistung368 kW / 500 PS bei 8400 U/min
Höchstgeschwindigkeit308 km/h
Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 10 / 2024
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Erscheinungsdatum 25.04.2024

148 Seiten