24h-Rennen Nürburgring 2014
Der Ring-Klassiker im Selbstversuch

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Grau ist alle Theorie, und Grün des Lebens goldener Baum. So steht es in Goethes Faust, also muss es richtig sein. sport auto-Redaktionsleiter Marcus Schurig stimmt zu und bestreitet in diesem Jahr das 24h-Rennen auf dem Nürburgring wieder mal im Selbstversuch – auf einem BMW M235i Racing. Training und Qualifying liegen hinter dem Team – mit den üblichen kleinen Dramen.

BMW M235i Racing - BMW Motorsport - Impressionen - 24h-Rennen Nürburgring 2014 - #235 - Qualifikation 1
Foto: Stefan Baldauf / Robert Kah

Knapp 340 Turbo-PS, Heckantrieb und Differenzialsperre: Das klingt nach einem verlockenden Paket fürs 24h-Rennen auf dem Nürburgring 2014. Genug Leistung, um den GT3-Donnervögeln nicht im Weg zu stehen, genug Schmackes, um den kleineren Fahrzeugen im Feld die Rücklichter zu zeigen. BMW hat mit dem Kundensportrennwagen M235i Racing die goldene Mitte ziemlich gut getroffen. Bedenkt man noch den Einstiegspreis von knapp unter 70.000 Euro, dann ist auch erklärt, warum BMWs jüngster Kundensport-Wagen einen derart reißenden Absatz fand: Bisher sind bereits knapp 40 Fahrzeuge gebaut und an Privatteams ausgeliefert worden.

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Als Erster im Team mit dem M235i Racing über die Nordschleife

Als das Angebot kam, dieses Auto zusammen mit dem BMW-Junior Alexander Mies, dem MotoGP-Kommentator Alex Hofmann und dem EVO-Chefredakteur Jethro Bovingdon auf dem Nürburgring zu pilotieren, musste ich also nicht lange nachdenken. Ich hatte bereits das Vergnügen mit dem Auto, aber auf einem kleinen, sehr ebenen Infield-Kurs auf dem Las Vegas Motor Speedway in Amerika. Auf der Fahrt zum Ring beschäftigte mich die Frage: Wie fährt sich der Kundensport-Renner wohl auf der welligen und buckligen Nordschleife?

Im ersten freien Training am Donnerstag hatte ich die Ehre, als Erster im Team für drei Runden mit dem M-Mobil über den Ring zu heizen. Leider war nach zweieinhalb Runden vorzeitig Schluss – Probleme mit der Benzinzufuhr, die aber nach einem längeren Stopp behoben werden konnten. Das Auto lenkt agil ein, auch wenn man das hohe Gewicht des seriennahen Kundensportwagens spürt und die Lenkung eine Spur zu leichtgängig agiert.

Das eigentlich Problem, und da waren sich alle vier Fahrer nach dem ersten Training einig, war das nervöse Heck. Fürs Nachttraining am Donnerstagabend kamen daher weichere Federn an Vorder- und Hinterachse zum Einsatz, und schon waren die Bewegungen im Heckbereich deutlich gemildert.

Das weichere Setup machte sich auch beim einsetzenden Regen sofort positiv bemerkbar: relativ neutral radiert der M-Sportler um die Ecken, mit schöner Balance und guter Bremstraktion. Bevor der Regen das Kommando übernahm, hatte BMW-Junior Alexander Mies noch eine Rundenzeit von 9.43 Minuten hingebraten – exakt in dem Korridor, den wir erwartet hatten und den das Team auch fürs Rennen anpeilt.

Möglichst ins Ziel kommen

Die Zielperspektive fürs Rennen ist bei allen Team die gleiche, vielleicht mit Ausnahme der Werksteams oder werksunterstützten Teams von Audi, BMW, McLaren, Nissan, Mercedes und Aston Martin, für die es allesamt um den Gesamtsieg geht: Man will ins Ziel kommen, möglichst ohne technische Defekte, ohne Unfälle oder Reparaturen und ohne Zeitstrafen für Verstöße in den Gelbphasen.

Im Team-Briefing mit den Fahrern und Ingenieuren kam daher das Wort Risikomanagement gleich mehrfach vor. Da hilft es natürlich auch, dass das Rennen in diesem Jahr spät im Juni stattfindet, und nicht im Mai wie früher: Die Sommersonnenwende am 21. Juni beschert dem 24h-Rennen die kürzeste Nacht des Jahres, nur knapp fünf Stunden ist es dunkel, und in der Dunkelheit passieren erfahrungsgemäß die meisten Unfälle. Und was auch hilft: Mit knapp über 170 Startern dürfen laut Reglement viel weniger Autos im 24h-Feld starten als früher, wo teilweise über 220 Fahrzeuge zum Ring-Marathon antraten. Nun liegt es an den Fahrern, im Rennen die Marschroute auch umzusetzen.

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Erscheinungsdatum 04.02.2022

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