Altimaniac: Nissan Altima von Chris Forsberg
Von brav zu böse. Richtig böse!

Von maximal 251 zu 2.028 PS: Das neue Spielzeug von Profi-Drifter Chris Forsberg hat nichts mehr mit jener braven Familien-Limousine zu tun, die der Nissan Altima eigentlich ist.

Altimaniac Nissan Altima Driftcar Chris Forsberg
Foto: Larry Chen

So ein Nissan Altima verkörpert eigentlich die automobile Langweiligkeit schlechthin. Er gehört der Mittelklasse an und entstammt der Kategorie "brave Familien-Limousine mit Stufenheck". Seine Vierzylinder-Motoren werden je nach Modellvariante von einem Turbo aufgeladen oder auch nicht und leisten im Maximalfall 251 PS. Nur wer das Topmodell kauft, erhält einen Allradantrieb. Im Normalfall ist der Nissan Altima ein Fronttriebler.

Nachdem der Spießer zum "Altimaniac" mutiert ist, bleibt jedoch nichts mehr normal. So heißt das neue Spielzeug von Profi-Drifter Chris Forsberg, der von Berufs wegen mit Frontantrieb überhaupt nichts anfangen kann. Der dreifache Formula Drift-Weltmeister, in den sozialen Netzwerken als @chrisforsberg64 unterwegs und seit 18 Jahren der Marke Nissan treu, reizt damit die Grenzen der Technik und Kreativität aus – oder geht er gar darüber hinaus?

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Die Entwicklung geschah rein digital

Der Altimaniac begann sein Leben tatsächlich als ganz normaler frontgetriebener Altima des Modelljahres 2021. Doch schnell musste er sich nackig machen: Forsbergs Truppe hat den Viertürer erst komplett zerlegt und dann jeden Quadratzentimeter der Karosserie sowie jedes Einzelteil in 3D gescannt. Daraus entstand ein komplett digitales Modell des Autos, auf dessen Basis die restliche Entwicklung stattfand. "Dieses Driftauto wurde komplett am Computer entworfen, sagt Chris Forsberg, dessen Renn-Team den Atimaniac dann zusammen mit der Chassis-Entwicklungsfirma Tekk Consulting in die Realität überführt hat.

Altimaniac Nissan Altima Driftcar Chris Forsberg
Larry Chen
Das voll einstellbares Gewindefahrwerk von BC Racing und die eigens angefertigten Querlenker.

Alle Beteiligten hatten bei diesem Projekt einen entscheidenden Vorteil: Der Altimaniac soll nicht in offiziellen Drift-Wettbewerben antreten. Die Entwickler mussten also keinem Reglement gehorchen, sondern konnten den Gitterrohr-Rahmen, die Aufhängungspunkte oder auch die Sicherheits-Systeme so konstruieren, wie es aus ihrer Sicht am sinnvollsten war. Das Fahrwerk beispielsweise wurde speziell für den Altimaniac entwickelt. Als Basis dient ein voll einstellbares Gewindefahrwerk von BC Racing, an das über eigens angefertigte Querlenker die besonders leichten Rotiform-Räder angebunden werden.

Breitbau aus dem 3D-Drucker

Um diese adäquat unterzubringen, musste eine deutlich breitere Karosserie her. Das war Forsberg ganz recht, schließlich stellte er sich für den Altimaniac einen Widebody-Look im Stile der japanischen Super-GT-Rennwagen vor. Die dafür nötigen Teile produziert Tekk Consulting im 3D-Drucker. Der Vorteil dieser Herangehensweise: Sollte einer der Kotflügel, Lippen, Spoiler oder Splitter getauscht werden müssen, lässt sich das benötigte Teil ganz einfach nachfertigen. Die Türen und das Dach sind aber vom Serien-Altima übriggeblieben.

Beim Motor setzten die Macher die Messlatte ziemlich hoch: 2.028 PS (oder glatte 2.000 amerikanische bhp) sollten es bitteschön mindestens sein. Dass diese Leistung nicht aus einem Altima-Vierzylinder herauszukitzeln ist, kommt wenig überraschend. Der VR38-Twin-Turbo-V6 des Nissan GT-R bietet in dieser Hinsicht deutlich mehr Potenzial. Um dessen Weiterentwicklung kümmerte sich T1 Race Development. In welcher Weise genau, verraten weder der Triebwerks-Spezialist noch Chris Forsberg.

"Kugelsicheres" Getriebe

Die Kühlung zeigt sich nach Vorbild des GT3-Rennwagens auf GT-R-Nismo-Basis optimiert. Das sequenzielle RTS 6XD-Getriebe wechselt die Gänge nicht nur blitzschnell, sondern zeichnet sich Forsberg zufolge auch durch seine "kugelsichere" Robustheit aus. Hinzu kommt eine Auspuffanlage, die durch die Motorhaube hindurch sticht und die Verbrennungsrückstände seitlich nach oben in die Freiheit entlässt.

Altimaniac Nissan Altima Driftcar Chris Forsberg
Larry Chen
Hier zeigt sich eine Besonderheit des Altimaniac: Er ist ein Viersitzer.

Innen zeigt sich eine weitere Besonderheit des Altimaniac: Er verfügt über vier Karbon-Schalensitze von Recaro. Chris Forsberg kann bei seinen Demo-Touren also gleich drei Mitfahrer glücklich machen. Um die Besatzung herum schlängelt sich ein eigens designter Überrollkäfig, an dem fondseitig sogar ein Extra-Display angebracht ist. So kann einer der Chauffierten genau nachvollziehen, welcher Gang gerade eingelegt ist oder auf welches Drehzahl-Niveau der Pilot den Motor gerade treibt.

Aus jeder Perspektive eine andere Farbgebung

Dass das Driftcar aus jeder Perspektive eine andere Farbgebung aufweist, ist natürlich Absicht: Die Lackierung wurde für 360-Grad-Drohnenaufnahmen optimiert – vor allem mit dem Ziel, den Hauptsponsor, einen Mineralöl-Anbieter, bestmöglich in Szene zu setzen. Das soll in erster Linie im Rahmen der "Gridlife"-Eventserie geschehen, die in Festival-Form Musik und Motorsport zusammenführt. Die nächste Veranstaltung steigt am Wochenende des 17. und 18. April im NCM Motorsports Park, der in der Corvette-Heimat Bowling Green, Kentucky, angesiedelt ist.

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Ein Hammer-Auto - ich will unbedingt einmal mitfahren!Eine Mega-Peinlichkeit - sowas ist doch aus der Zeit gefallen!

Fazit

Manchmal bedarf es einer Verrücktheit, um die Grenzen des Machbaren zu verschieben. Damit aus dem braven Nissan Altima ein Hardcore-Driftcar wird, brauchte es jedoch einige solcher Verrücktheiten. Doch der enorme Aufwand scheint sich gelohnt zu haben. Wie bereits die Videos zeigen, geht und klingt der Altimaniac höllisch!

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AUTO MOTOR UND SPORT 10 / 2024
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Erscheinungsdatum 25.04.2024

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