Neuer Audi RS6 Avant (2020)
Power-Kombi fährt mit Anhängekupplung 305 km/h

Der neue Audi RS6 Avant stürmt dank Vierliter-Biturbo in unter vier Sekunden auf Tempo 100 und läuft optional bis zu 305 km/h schnell – in vierter Generation sogar mit Anhängekupplung.

Audi RS6, IAA 2019
Foto: -

Für Generation vier des Audi RS6 greifen die Ingolstädter in die Vollen. Der Supersport-Kombi setzt auf die Kraft des 4.0 TFSI-V8 (u.a. bei Lamborghini und Porsche eingesetzt) mit Biturbo-Aufladung und Mildhybridsystem. 600 PS setzt das Kraftwerk frei, das maximale Drehmoment gibt Audi mit 800 Newtonmeter an, die zwischen 2.100 und 4.500 Umdrehungen anliegen.

Zum Mildhybrid wird der Biturbo dank Riemen-Starter-Generator (RSG) und 48-Volt Bordnetz. Bis zu 12 kW kann der RSG je nach Fahrsituation rekuperieren und in eine eigene Speicherbatterie übertragen, neben der Rekuperation kann das System auch bis zu 40 Sekunden bei abgeschaltetem Motor in den Segelmodus wechseln. Der Start-Stopp-Betrieb wird bis zu 22 km/h möglich sein, was laut Audi eine Kraftstoffersparnis von maximal 0,8 Liter bringt. Die sind auch durchaus nötig, denn ein Sparbrötchen wird der neue Audi RS6 nicht. 11,7 Liter Normverbrauch geben die Ingolstädter zu Protokoll, bei deftiger Fahrweise dürfte dieser Wert erheblich übertroffen werden.

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Mit Dynamikpaket 305 km/h schnell

Dafür werden allerdings auch spektakuläre Fahrleistungen geboten: Nullhundert in 3,6 Sekunden, nach 12 Sekunden ist die 200er-Marke überschritten. Serienmäßig ist bei elektronisch begrenzten 250 km/h Schluss mit Vortrieb, doch dabei werden es wahrscheinlich die wenigsten Besitzer belassen: Mit zwei optionalen Dynamikpaketen erfolgt die Freigabe auf Maximalgeschwindigkeiten von 280 oder 305 km/h.

Audi RS6 Avant 2020
Audi
Der Audi RS6 Avant steht auf großen Leichtmetallrädern in 21 Zoll Größe. Dahinter verbirgt sich die aufgepeppte Bremsanlage.

Optisch ist der neue Audi RS6 sehr eigenständig gestaltet. Außer den vorderen Türen, dem Dach und der Heckklappe entspricht kein Exterieur-Teil dem regulären A6 Avant. Besonders deutlich wird das an der Front mit den großen seitlichen Kühleinlässen, die sich das Design des R8 zum Vorbild genommen hat, aber auch am Heck, wo die 8 Zentimeter zusätzlicher Breite (gegenüber dem A6) besonders auffallen.

Zwei Fahrwerke

Serienmäßig bekommt der neue Audi RS6 die Achtstufen-tiptronic mit an Bord, die Antriebsverteilung des serienmäßigen Allradantriebs liegt im Normalbetrieb bei 40:60 Prozent leicht hecklastig. Das mechanisch arbeitende Mittendifferential kann dabei je nach Fahrsituation bis zu 70 Prozent der Antriebskraft nach vorne oder bis zu 85 Prozent nach hinten schicken. Für mehr Kurvenstabilität verfügt der Audi RS6 Avant über die radselektive Momentensteuerung, mit der im sportlichen Einsatz die kurveninneren Räder leicht angebremst werden. Optional gibt es für die Hinterachse das Sportdifferenzial, das das kurvenäußere Rad überzubeschleunigen vermag.

Audi RS6 Avant 2020
Audi
Die Achtstufen-Tiptronic wird im RS6 um eine Launch-Control-Funktion erweitert und schaltet schneller

Beim Fahrwerk hat der Kunde die Wahl: Serienmäßig an Bord ist die RS-spezifisch abgestimmte adaptive Luftfederung. Über sie ist der Audi RS6 gegenüber der Standardversion um 20 Millimeter tiefergelegt, bei hohem Tempo wird um weitere zehn Millimeter abgesenkt. Bei langsamer Fahrt kann das Fahrwerk außerdem um 20 Zentimeter nach oben gefahren werden. Außerdem kann die Luftfederung einen Niveauausgleich herstellen, was bei starker Beladung oder Hängerbetrieb hilfreich ist. Gegenüber dem Vorgänger sind die Luftfedern stärker, was in Generation vier auch dem luftgefederten RS6 auf Wunsch 305 km/h Höchstgeschwindigkeit erlaubt. Als Option gibt es das DRC-Sportfahrwerk (Dynamic Ride Control) mit Stahlfedern und einstellbaren Sportdämpfern, die über Ölleitungen miteinander verbunden sind. Dadurch sollen sie Nick- und Wankbewegungen vermeiden helfen. Im neuen RS6 Avant gibt es die Anhängerkupplung auch für dieses Fahrwerk – im Vorgänger hatten die beiden hydraulischen Schaltventile für den Nickausgleich den Bauraum für die Anhängekupplung blockiert, jetzt hat Audi sie umgruppiert.

Außerdem gibt es den RS6 jetzt optional auch mit Hinterradlenkung, die den Wendekreis des rund fünf Meter langen Kombis um bis zu einen Meter verkleinert und das Handling verbessern soll.

Der neue Audi RS6 im Video

Rundenzeiten und Querbeschleunigung im Info-Display

Im Innenraum trifft man auf die vertraute Optik der neuen A6-Generation mit entsprechenden RS-Insignien. So erhalten die Nappaleder-Sportsitze eine RS-Prägung und eine Absteppung in Rautenform. Die Anzeigeoptionen der Info-Displays wurde angepasst. So kann sich der RS6-Fahrer künftig über den „RS-Monitor“ über Komponenten-Temperaturen und g-Beschleunigungswerte informieren oder im „Audi virtual Cockpit“ mit spezifischen RS6-Anzeigen beispielsweise Rundenzeiten oder den aktuellen Ladedruck anzeigen lassen.

Der Verkaufsstart des neuen Audi RS6 Avant beginnt im ersten Quartal 2020. Der Einstiegspreis liegt bei 117.500 Euro. Klingt viel, ist aber weniger als beim einzigen passgenauen Konkurrenten: Der Mercedes AMG E63 S 4Matic mit 612 PS kostet mindestens 126.967 Euro. Beim neuen RS6 kosten riesige 22-Zoll-Leichtmetallfelgen (Serie: 21 Zoll) mindestens 2000 Euro, die Anhängekupplung 990 Euro und die Allradlenkung in Verbindung mit dem Sportdifferenzial sowie der Vmax-Anhebung auf 280 km/h schlägt mit 4000 Euro zu Buche. Wer 305 km/h schnell sein will, muss die Keramikbremse dazunehmen und 12.500 Euro kalkulieren.

Fazit

Die vierte Generation des RS6 hat beim Fahrwerk mächtig aufgerüstet und treibt bei der Differenzierung von den zivilen A6-Modellen und selbst dem sportlichen S6 mit der ultrabreiten Karosse erheblichen Aufwand. Der Preis muss da im Vergleich zur Konkurrenz schon fast als günstig gelten. Das kommt offenbar an: Trotz RS7 bietet Audi den 600-PS-Avant künftig sogar im Stufenheck-Markt USA an.

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AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
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Erscheinungsdatum 08.05.2024

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