Chery Jetour Traveller SUV 2023
Porsche-Designer klont für Chinesen

Der chinesische Jetour Traveller zitiert Ford Bronco und Land Rover Defender sehr deutlich. Die Form verantwortet ein ehemaliger Porsche-Designer.

Chery Jetour Traveller 2023
Foto: Jetour

Neues aus dem chinesischen Copy-Shop: Die 2018 gegründete Marke Jetour, ein Tochterunternehmen des staatlichen chinesischen Fahrzeugherstellers Chery, hat erste Bilder des Traveller vorgestellt. Premiere des Geländewagens soll auf der Messe Auto Shanghai im April sein. Selbst ohne große Fantasie ist deutlich erkennbar, welche Modelle beim Design des Jetour Traveller das große Vorbild waren.

Zwei Zitate in einem

Die Frontgestaltung erinnert stark an den aktuellen Ford Bronco, der in China derzeit ohnehin großes Interesse bei den Copycats findet. Bestes Beispiel dafür ist der Haval Tank 300 von Great Wall Motors, der vom Jetour Traveller auch als direkter Wettbewerber anvisiert werden soll. Die "Inspiration" geht so weit, dass selbst die kleinen Zusatzbügel des Bronco über den Kotflügeln adaptiert wurden. Allerdings offenbar ohne deren Sinn zu verstehen, denn dort sollen bei Bedarf Stahlseile als Astabweiser im Gelände eingehängt werden. So weit hinten, wie diese Befestigungen beim Jetour Traveller montiert sind, bleiben sie dagegen nutzlos.

Die Highlights der China-Messe
Ford Bronco Detail Motorhaube
Ford
Die kleinen Bügel auf den Kotflügeln des Bronco sollen bei Bedarf Astabweiser-Seile aufnehmen. In der Jetour-Kopie sind sie viel zu weit hinten untergebracht, um diese Funktion zu erfüllen.

Während vorn also ein aktueller US-Offroader Pate stand, ist das Heckdesign mit viel Liebe zum aktuellen Land Rover Defender entstanden. Die herausmodellierte Form der Radhäuser, der farblich abgesetzte obere Karosseriebereich, die vertikalen Leuchteinheiten, selbst den großen Bügelgriff des Originals zitiert der Jetour Traveller.

Im Innenraum finden die künftigen Kunden ein großes Zentraldisplay im Querformat, eine hochgezogene Mittelkonsole mit kurzem Schaltknauf, volldigitale Instrumente und ein ungewöhnliches Lenkrad: Es ist oben und unten abgeflacht, eher oval als rund, was für einen Geländewagen mit der im Offroad-Betrieb oft notwendigen Kurbelei zumindest theoretisch nicht ideal erscheint.

Zwei Benziner und ein Hybrid

Der Traveller wird mit Benzin- und PHEV-Antrieben erhältlich sein. Ein 1,6 Liter großer Turbobenziner, der mit einem Siebengang Doppelkupplungsgetriebe verbunden ist sowie ein Zweiliter-Turbo mit Achtgang-Automatik stellen das Verbrenner-Angebot. Der Hybrid wird einen 1,5-Liter-Turbo-Benziner in Kombination mit einer E-Maschine erhalten. Leistungsdaten zu all diesen Varianten liegen noch nicht vor. Alle Versionen erhalten Allradantrieb.

Interessant am neuen Jetour Traveller ist auch der verantwortliche Designer: Hakan Saracoglu ist seit 2021 Chefdesigner bei Jetour. Der 57-jährige Saracoglu war 2013 nach vielen Jahren in Porsche-Diensten zur Jetour-Mutter Chery nach Shanghai gewechselt. Bei den Stuttgartern war er unter anderem am Design des Porsche 918 Spyder beteiligt.

Startpreis ab rund 20.000 Euro

Für die Preise gibt es ebenfalls bereits erste Wasserstandsmeldungen. In China wird eine Preisspanne von 149.800 bis 206.800 RMB berichtet, umgerechnet rund 20.500 bis 28.000 Euro. In Australien, ein für chinesische SUV-Hersteller aktuell sehr wichtiger Exportmarkt, erwarten dortige Beobachter vergleichbare Preise. Der von Jetour auserkorene Hauptkonkurrent Haval Tank 300 ist in Australien bereits auf dem Markt, steht allerdings für rund 10.000 Euro mehr in der Preisliste. Neben dem Heimatmarkt und Australien soll künftig außerdem Russland ein bevorzugter Absatzmarkt werden, wo die zurückgezogenen westlichen Hersteller eine große Lücke hinterlassen haben.

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Fazit

Speziell der Ford Bronco "inspiriert" immer mehr chinesische Hersteller für eigene Produkte, aber auch der aktuelle Land Rover Defender findet sich inzwischen häufig zitiert. Beides auf einmal in einem Modell zu finden, ist dagegen eher neu. Mit den immer zahlreicheren Modellen für On- und Offroadeinsatz konzentrieren sich die Autobauer aus dem Reich der Mitte vermehrt auf Märkte wie Australien oder Russland, wo moderne Elektro-SUV westlicher Hersteller auf absehbare Zeit keine Chance haben werden.