Ford F-150 Pick-up Modellpflege/Facelift Modelljahr 2024

Wenn Ford einen neuen F-150 vorstellt, hält Nordamerika für einen Moment den Atem an. Seit mehr als 75 Jahren hat der Autobauer seinen F-Serie-Pick-up im Programm; in den letzten 46 Jahren war er ununterbrochen das meistverkaufte Auto der USA. Diesmal handelt es sich zwar "nur" um das Facelift des 2020 in seiner jüngsten Generation vorgestellten Pick-ups. Doch die Modellpflege zur Hälfte des Modellzyklus fällt erstaunlich umfangreich aus, wenn sie auch oft nur Detailbereiche betrifft.

Entsprechend enorm ist das Medienecho in den USA und Kanada auf den modernisierten Pritschenwagen, der im Rahmen der North American International Auto Show (NAIAS) in Detroit bei einem "F-150 Fest" offiziell enthüllt wurde. Und auch aus unseren Breiten lohnt ein intensiver Blick auf den aufgefrischten Truck, schließlich kommt der Ford F-150 demnächst hochoffiziell nach Europa.

Änderungen am Exterieur-Design des Ford F-150

Während die Elektro-Version F-150 Lightning (siehe Video nach dem ersten Absatz) unangetastet bleibt, wirkt sich das Facelift auf die Verbrennervarianten des Pick-ups aus. Beim Design gibt es jedoch nur subtile Änderungen. Grundsätzlich bleibt es beim Konzept mit verschiedenen, von den jeweiligen Ausstattungslinien abhängigen Kühlergrills. Überarbeitet zeigen sich die Frontpartien des Basismodells sowie der Premium-Varianten Lariat und Platinum. Völlig neu ist die Modellvariante STX, deren Wabengitter sich über fast die gesamte Fahrzeugbreite zieht und auch die Scheinwerfer vereinnahmt. Die Offroad-Version Tremor zeigt sich komplett umgestaltet mit neuer Frontstoßstange, anderem Kühlergrill, eigenen Trittbrettern und umgestalteten farbigen Dekoren an den Fahrzeugflanken.

Das "Black Appearance Package" mit seinen schwarzen Ex- und Interieurdetails wird nun für die Linien STX bis Lariat angeboten. Der Ford F-150 Platinum bekommt es von vornherein. Das Facelift enthält darüber hinaus neue Raddesigns, wobei schwarze oder chromfarbene Felgen fortan mit mehr Modellvarianten kombiniert werden können.

Intelligente Heckklappe "Pro Access Tailgate"

Fast schon die größte Aufregung verspürt Amerikas Pick-up-Community angesichts der neuen "intelligenten" Heckklappe namens "Pro Access Tailgate", die optional erhältlich ist. Hierbei handelt es sich um eine Heckklappe in der Heckklappe, die sich in Richtung Beifahrerseite öffnet, weshalb man sich beim Be- und Entladen der Ladefläche nicht mehr über die hintere, nach unten geklappte Bordwand beugen muss. Auch das Auf- und Absteigen soll so einfacher gelingen. Zudem lässt sich das "Pro Access Tailgate" in drei Positionen arretieren: im 37-, 70- und 100-Grad-Winkel. Geblieben ist die ausklappbare Trittstufe unterhalb der Heckklappe, die nun etwas breiter und tiefer ist als zuvor.

Auch das Ladebett an sich bietet neue Features. Kleinere Werkzeuge lassen sich in verschließ- und von außen erreichbaren Boxen unterbringen, die an einen oder beide Radkästen andocken. Hinzu kommen Zubehörteile wie Trennwände oder Abdeckungen, welche die Ladefläche in einen Kofferraum verwandeln und natürlich auch mit der neuen "intelligenten" Heckklappe kombinierbar sind. Wer sich für das Paket "Pro Power Onboard" entscheidet, erhält auf der Pritsche mehrere Stromanschlüsse, um damit externe Geräte zu betreiben – beispielsweise Werkzeug oder Unterhaltungselektronik.

Änderungen bei den Antrieben

Bei den Triebwerken heißt es: Verzicht üben. Der bisherige Basismotor, ein 3,3-Liter-V6-Saugbenziner mit 294 PS und maximal 359 Newtonmetern, entfällt künftig. Die Rolle des Einstiegsmotors spielt also fortan der bisher bereits angebotene und auch aus dem Bronco bekannte V6-Turbobenziner mit 2,7 Litern Hubraum, der aber deutlich besser im Futter steht als das ausrangierte Pendant (330 PS und höchstens 542 Newtonmeter).

Darüber hinaus bleibt alles beim Alten im Motorenprogramm. So etwas wie der Standard-V8 im F-150-Portfolio ist der Fünfliter-Sauger mit 406 PS und maximal 556 Newtonmetern. Noch etwas stärker ist der 3,5-Liter-Ecoboost-Turbo-V6 mit ebenfalls 406 PS, aber 678 Newtonmetern. Dieses Triebwerk gibt es auch mit Elektro-Ergänzung. In dieser Hybrid-Spezifikation stehen 436 PS sowie 773 Newtonmeter im Datenblatt. Neu ist, dass Ford den Hybrid-V6 nun aufpreisfrei im Vergleich zur nicht elektrifizierten Variante anbietet. Mit dieser Maßnahme will der Hersteller den Absatz des Hybriden namens "Power-Boost" im Modelljahr 2024 verdoppeln.

Ford F-150 Raptor und Raptor R

Stärker als der F-150 Hybrid sind nur die beiden Raptor-Versionen. Im Standard-Raptor kommt der 3,5-Liter-Ecoboost-V6 in einer High-Output-Variante zum Einsatz, die 456 PS und maximal 691 Newtonmeter bereitstellt. Das dynamische Highlight ist weiterhin der F-150 Raptor R, dessen Triebwerk, ein 5,2-Liter-Kompressor-V8, auf jenem des Mustang Shelby 500 basiert. Der Power-Pick-up leistet 710 PS und malträtiert seine Zehngang-Automatik mit höchstens 868 Newtonmetern.

Beim Raptor zeigt sich zudem das Fahrwerk überarbeitet. Die zweizylindrigen Stoßdämpfer aus dem Hause Fox bieten eine neue stufenlose Zugstufenregelung mit elektronischer Steuerung, die sich noch schneller an den jeweiligen Untergrund anpassen soll. Wer seinen Raptor mit 37-Zoll-Offroad-Reifen wählt, erhält eine neue Frontstoßstange mit modifizierten Endkappen, die mehr von den Rädern zeigen und so zu einem etwas aggressiveren Styling und einer besseren Geländegängigkeit führen soll. Das Styling des Kühlergrills, der Scheinwerfer und der vorderen Abschlepphaken präsentiert sich ebenso modifiziert wie die Paletten für die Farben und Akzentgrafiken.

Änderungen am Interieur-Design des Ford F-150

Auch innen tut sich optisch eher wenig bei der Modellpflege des Ford F-150. Es gibt ein paar neue Interieurfarben, wobei in einigen Modellversionen zwei von ihnen miteinander kombiniert werden können. Wer seinen Pick-up mit Stoffsitzen ausrüsten lässt, profitiert künftig von einer noch strapazierfähigeren Zusammensetzung der Materialien. Ab der XLT-Ausstattung befindet sich unter den Fondsitzen eine herausziehbare Staubox, die sich über die gesamte Fahrzeugbreite aufklappen lässt. Der F-150 Tremor verfügt innen über neue Akzentnähte, Zierleisten und Fußmatten.

Infotainment-System

Als Gehirn des neuen Ford F-150 fungiert das Sync-4-Infotainment-System, das nun über eine verbesserte Spracheingabe verfügen soll. Ein 5G-LTE-Modem befähigt den Pick-up dazu, die Updates für Navigationskarten und Software "over the air" durchzuführen. Außerdem lassen sich damit die diversen Telematikfunktionen souveräner aus- und durchführen. Alle Modellversionen erhalten nun serienmäßig den zentralen Touchscreen im Zwölf-Zoll-Format, der das ebenso große Fahrer-Informations-Display ergänzt. Erstmals bietet Ford im F-150 künftig zudem ein Head-up-Display an.

Fahrassistenz-Systeme

Ford bietet den 2024er F-150 serienmäßig mit zehn Fahrassistenz-Systemen an. Im Paket befinden sich unter anderem ein optimierter frontseitiger Kollisions-Assistent mit automatischer Notbremsung, ein Spurhaltesystem und ein Totwinkel- mit hinterem Querverkehrswarner. Hinzu kommen gegen Aufpreis hilfreiche Funktionen beim Ankoppeln, Rangieren und Fahren mit Anhängern sowie ein Ausstiegsassistent, der vor sich von hinten nähernden Verkehrsteilnehmern warnt, sobald man die Tür öffnet. Generell bietet Ford nun für mehr Ausstattungslinien aufpreispflichtige Assistenzsysteme an – darunter auch "Blue-Cruise".

Mit dieser Technologie fährt der Pick-up auf den High- und Freeways Nordamerikas weitgehend autonom. Ford implementiert beim neuen F-150 die Version 1.2, die zwei Neuerungen bietet. Einerseits den Spurwechselassistenten, der das Fahrmanöver selbstständig ausführt, sobald der Blinker betätigt wird und die gewünschte Spur frei ist. Andererseits "In-Lane-Repositioning", durch die der Pritschenwagen in der eigenen Spur perfekt positioniert wird, wenn es nebendran etwas enger wird – zum Beispiel beim Überholen großer Lastwagen.

Neu ist obendrein der "Stolen Vehicle Service". Die Funktion greift auf die Standortdaten des Pick-ups zurück und informiert die Besitzerin oder den Besitzer über die mit dem Auto verknüpfte Ford-Pass-App, sobald sich jemand unbefugten Zugang zum Fahrzeug verschafft oder anderweitig versucht hat, den F-150 zu öffnen, abzuschleppen oder zu manipulieren. In diesem Fall lässt sich das Fahrzeug als gestohlen melden und die Polizei kann auf die Standortdaten zugreifen, um den Truck aufzuspüren.

Preise, Ausstattungen und Marktstart

Ford nutzt die Modellpflege, um die Preise des F-150 teils drastisch anzuheben. Der Brutto-MSRP ("Manufacturer's Suggested Retail Price"), also die unverbindliche Preisempfehlung ohne Überführung, Zulassung oder etwaige sonstige Gebühren, steigt beim Einstiegsmodell XL mit Regular Car, mittellangem Ladebett und Fünfliter-V8 von 33.835 auf 36.570 Dollar, was einem Sprung von fast zehn Prozent entspricht. Interessanterweise ist der Pick-up mit dem 2,7-Liter-V6-Basismotor teurer, weil dieser erst ab der neuen STX-Ausstattung angeboten wird, bei der mindestens die viersitzige Super Cab und die mittellange Pritsche kombiniert werden müssen und die ab 43.895 Dollar erhältlich ist.

Bei allen anderen Modellvarianten des neuen Ford F-150 sind die Preise durch die Bank ebenfalls gestiegen (siehe Tabelle). Um welchen Prozentsatz genau, verschleiert der Hersteller gekonnt, indem er viele Ausstattungen neu geordnet hat. So entfällt die bisherige Luxusausstattung Limited. An ihre Stelle tritt die an sich schon massiv verteuerte Platinum-Linie, wenn sie durch das über 10.000 Dollar teure Plus-Paket ergänzt wird. Auch die im Zuge des Facelifts neu konfektionierte Tremor-Ausstattung steigt spürbar im Preis.