Mercedes-AMG G 63 (2024)
So fährt das fette Hydro-Fahrwerk

Mit dem Facelift 2024 erhält die Mercedes G-Klasse eine neue Fahrwerksoption mit hydraulischer Wank-Stabilisierung. Wir durften die Technik bereits in einem aktiven Kohle-Tagebau südlich von Leipzig erleben.

Mercedes-Benz AMG G 63 (2024) Fahrwerk
Foto: Mercedes-Benz

In ihrer 45-jährigen Geschichte durchlebte die Mercedes G-Klasse so einige Veränderungen. Ihrer kantigen Optik ist sie dabei stets treu geblieben – selbst nach der umfangreichen Neuauflage von 2018. Genau für die kündigen die Schwaben ein Facelift sowie ein komplett neues Fahrwerk an. Als Option wird das ab 2024 beim Topmodell G 63 zu haben sein.

Design 2024: Auftritt bleibt kolossal

Optische Retuschen und die neue Kühlergestaltung an der Front machen aus dem G längst keinen Windkanal-Primus. Selbst im Jahrgang 2024 wird der Geländewagen-Klassiker, der seit 1979 im österreichischen Graz vom Band läuft, ein gut 4,60 Meter langer und knapp zwei Meter breiter wie hoher Kubus bleiben. Ebenfalls bewahrt: die charakteristischen Blinker auf den vorderen Kotflügeln und die Tresortüren.

Unsere Highlights

Bei der ersten Test-Mitfahrt durften wir nicht viel vom neuen Interieur sehen. Klar ist aber, dass die Schwaben die Armaturen und Anzeigen digital an den S-Klasse-Stil angepasst haben. Leistungsfähigere Hardware und das neueste MBUX-Infotainment sind selbstverständlich an Bord. Und Beifahrer dürfen sich bei wilden Ausritten weiterhin am massiven Haltegriff fixieren.

Motoren: G 500 ohne V8-Motor

Der doppelt aufgeladene Vierliter-V8 blubberte im G bislang sowohl in den scharfen AMG-Versionen als auch im zivileren G 500. Die 421-PS-Variante wird in Zukunft allerdings durch einen Dreiliter-Reihensechszylinder mit Hybrid-Unterstützung ersetzt. Dabei setzen die Stuttgarter auf ein 48-Volt-Bordnetz und den integrierten Startergenerator, den wir bereits aus vielen anderen Baureihen kennen.

Topmodell bleibt weiterhin der AMG G 63, der derzeit 585 PS mobilisiert. Ob der V8 nach dem Facelift noch mehr Leistung bekommt, hat Mercedes-AMG bei der Testfahrt nicht verraten. Nötig hat er es jedenfalls nicht. Schließlich schiebt er den zweieinhalb Tonnen schweren Eisenbrocken bereits heute in 4,5 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100.

Hydraulik-Fahrwerk: AMG Active Ride Control

Mehr Leistung bekommt allerdings das Fahrwerk des AMG G 63. Das wird optional nämlich mit einem umfangreichen Hydrauliksystem bestückt, das die Wankbewegungen – also das Neigen in Kurven zur Seite – in Zukunft gänzlich aus dem G-Alltag eliminieren soll. Auf der ersten Testfahrt im zwei Meter hohen Würfel zeigt das System sofort Wirkung. Schon den ersten Lenkbewegungen folgt der massive Aufbau ohne das sonst übliche Schwanken. Was auf der einen Seite den Komfort erhöht, verstärkt gleichzeitig das sichere Fahrgefühl. Geschwungenen Landstraßen scheint der G 63 so noch zackiger folgen zu wollen.

Sein wahres Potenzial offenbart das System aber erst auf schnellen Schotterpisten und im lockeren Sand. Während es der AMG-Fahrwerksentwickler unter lautem V8-Gebrüll und Kieselstein-Remmidemmi im Radkasten richtig fliegen lässt, verschwindet bei uns die Angst vorm Kippen komplett. Ob Schotterdrifts jenseits von 100 km/h oder Highspeed-Donuts auf wüstenähnlichen Dünen – das Hydraulik-Fahrwerk vermittelt absolute Souveränität. Gerade dem großen, treuen und zahlungskräftigen Kundenstamm auf der arabischen Halbinsel dürfte dieses Gimmick gefallen.

Hydraulische Stabis statt 48-Volt-Aktuatoren

Systeme zur Wankstabilisierung kennen wir bereits aus anderen Hochpreis-SUVs. Allerdings funktionieren sie dort oft mithilfe von aktiven Torsionselementen, die die Steifigkeit der klassischen Metall-Stabilisatoren auf Wunsch verändern können. Die Kraft dafür liefert das 48-Volt-Bordnetz. Das optionale "AMG Active Ride Control" im neuen G 63 kommt dagegen ohne klassische Stabilisatoren aus. Stattdessen sind die Zug- und Druckstufen der Hydraulikdämpfer einer Seite über ein elektrisch ansteuerbares 2/2-Wegeventil mit der gegenüberliegenden verbunden.

Sie können über eine Pumpe im Motorraum mit einem Druck von etwa 30 bar beaufschlagt werden, und einander in Zug- und Druckstufe beeinflussen. Taucht die G-Masse beispielsweise auf der einen Seite ein, wirkt der steigende Druck im System der anderen Seite entgegen. Das funktioniert nach einem physikalischen Prinzip und arbeitet deutlich schneller als die aktiven Elektrosysteme. Durch die Regulierung des Drucks können zudem verschiedene Fahrprogramme mit unterschiedlicher Wanksteifigkeit gewählt werden. Zudem kann für maximalen Federweg und höchste Verschränkung die Stabifunktion entkoppelt werden. Das Nicken – also das Eintauchen der Vorderachse beim Bremsen und Ausheben beim Beschleunigen – wird von der Technik nicht beeinflusst.

Zwei Optionspakete mit unterschiedlichem Schwerpunkt

Ganz neu ist das Fahrwerks-System im Mercedes-Portfolio nicht. Schon den aktuellen SL (R232) gibt es auf Wunsch mit Active Ride Control. Beim G 63 wird die Technik wohl in zwei unterschiedlichen Paketen angeboten. Das eine legt den Schwerpunkt auf eine bessere Straßen-Performance und wird mit größeren Rädern bestückt. Das andere dürfte sich dagegen auf die Offroad-Fähigkeiten konzentrieren und mit passender Bereifung geliefert werden. Genaue Ausstattungsdetails oder Preise haben die Schwaben bisher nicht genannt.

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Fazit

Mercedes überarbeitet die G-Klasse für den Jahrgang 2024. Neben leichten optischen Retuschen und einem digitaleren Interieur wird es optional ein neu entwickeltes Fahrwerk mit Wank-Stabilisierung geben. Das soll den Komfort und die Performance auf und abseits asphaltierter Strecken verbessern.

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