VW ID.3 Facelift 2023
Facelift mit Preis-Aufschlag

Nach zweieinhalb Jahren auf dem Markt wird der ID.3 überarbeitet. Zu gestiegenen Preisen verspricht Volkswagen mehr Ausstattung und eine höhere Wertigkeit im Innenraum. Zeit für eine erste Sitzprobe.

VW ID.3 dynamisch
Foto: VW

Schwache Verarbeitungsqualität, billige Materialanmutung, nerviges Bedienungskonzept, stockende Digitalisierung – seit seiner Vorstellung im September 2019 musste der Elektro-Pionier VW ID.3 viel Kritik einstecken. Sein 2023er Jahrgang soll nun in allen genannten Punkten besser sein – Volkswagen selbst spricht sogar von der zweiten Generation ID.3. Kann der erste Eindruck überzeugen?

Eines wird schon bei der ersten Sitzprobe im neuen ID.3 offensichtlich. Der Innenraum wirkt jetzt viel gemütlicher als vorher – keinesfalls mehr unterkühlt. Volkswagen hat bei der Überarbeitung also auf die Wünsche von Kunden und Medien reagiert. Weil es an der Technik wenig Kritik gab, blieben das Grundkonzept, die Raumgestaltung und die Antriebseinheit unangetastet. Doch der Reihe nach.

Der große E-Ratgeber

Äußerlich kaum verändert

Man muss schon genau hinsehen, um die Überarbeitung des ID.3 zu erkennen. Der neue Stoßfänger an der Front trägt jetzt größere Lufteinlässe und eine elektrische Kühlerjalousie. Seitliche Öffnungen sollen dazu einen aerodynamischen Luftstrom um die Vorderräder kanalisieren ("Air Curtain", Luftvorhang). Auch der vorderen Haube verpassten die Designer mehr Kontur. Das "schwarze Brett" unterhalb der Windschutzscheibe entfällt. Die silberne Leiste über den Seitenfenstern, bisher Bestandteil eines optionalen Pakets, ist künftig serienmäßig.

Am Heck leuchten mit dem Facelift auch die inneren Teile der Rücklichter, die mit der Heckklappe aufschwingen, selbständig. Die Sticker als Dekorelement auf der C-Säule, die es bisher gegen Aufpreis gab, entfallen ebenso wie die angedeutete Wabenstruktur am vorderen Stoßfänger. Neben "Dark Olivian Green Metallic" kommen zwei weitere neue Farben ins Lieferprogramm – ein Blau- und ein Schwarzton, die das "Stonewashed Blue" und das "Mangangrau" ersetzen. Für den Olivton entfällt zukünftig das Makena-Türkis. Zum bekannten Radsortiment aus 18- und 20-Zoll-Felgen gesellt sich eine neue 19-Zoll-Variante mit dem Namen "Wellington".

Innerlich viel besserer Eindruck

So unauffällig die äußeren Veränderungen auch sind, innen wird der neue VW ID.3 endlich den Ansprüchen des Segments gerecht. Wo vorher an Armaturenträger und Türverkleidungen hartes Plastik dominierte, sitzen jetzt fein aufgeschäumte Kunststoffe. Und die aufgewerteten Bezüge aus Stoff oder Microfaser ziehen sich samt Kontrastnähten großflächiger in die Türbereiche. Wie schon beim VW ID.Buzz wird das Lenkrad des ID.3 mit veganem Leder bezogen. Damit kommt der Innenraum des Kompakten komplett ohne tierische Materialien aus.

Das große 12-Zoll-Infotaimmentdisplay sowie die Mittelkonsole mit Becherhaltern und zwei USB-Anschlüssen (je 45 Watt Leistung) sind künftig in jedem VW ID.3 serienmäßig. Das gilt auch für den doppelten Ladeboden im Kofferraum. Es bleibt allerdings bei den unbeleuchteten Slidern für Lautstärke und Temperatur unterhalb des zentralen Displays. Sie werden erst ab 2024 ersetzt, nachdem die nötige Hardware in VW ID.7 sowie in Passat und Tiguan startet.

Neue Software mit "Functions on Demand"

Das Facelift-Modell wird mit dem neuesten Softwarestand ausgeliefert, der sich kontinuierlich "over the air" updaten lässt. Über das Internet wird das System also stets auf den aktuellen Stand gebracht. Ebenso können Kunden erstmals auch Optionen nachbestellen. Wer sich beispielsweise erst nach dem Kauf einen Abstandsregeltempomaten, Navifunktionen oder eine Zweizonen-Klimaautomatik wünscht, kann dies über das Bordmenü oder die App digital nachordern. Das funktioniert laut VW auch temporär, beispielsweise für den Zeitraum einer Urlaubsreise.

Überarbeitet hat Volkswagen obendrein den smarten e-Routenplaner. Auf längeren Strecken kann dieser nun auch Ladestopps an die Verkehrssituation anpassen oder beispielsweise zwei kurze Ladevorgänge mit hoher Leistung statt eines einzigen langen mit niedriger Leistung vorschlagen. Auf die Vorkonditionierung des Hochleistungs-Akkus ist das System allerdings noch nicht ausgelegt.

Erstmals kann man für den ID.3 ein optionales Beats-Soundsystem bestellen. Dabei dürfte es sich um die gleiche Einheit mit 395 Watt handeln wie im Schwestermodell Cupra Born. Ebenso optional bleiben weiterhin Funktionen wie das Augmented Reality Head-up-Display, der Travel Assist mit Schwarmdaten und andere intelligente Assistenzsysteme. Serienmäßig wird in Zukunft der Fernlichtassistent an Bord sein. Volkswagen verspricht dazu die Möglichkeit des bidirektionalen Ladens (BiDi-ready).

Antriebstechnik bleibt unverändert

Abgesehen vom Digitalen ändert sich technisch nichts am neuen ID.3. Volkswagen setzt weiterhin auf den 150 kW (204 PS) und 310 Newtonmeter starken Elektromotor an der Hinterachse, der seine Energie aus einem Unterflur-Akku zieht. Letzter besitzt in den vorrangig bestellten Pro-Modellen eine Netto-Kapazität von 58 kWh und ermöglicht Reichweiten von bis zu 426 Kilometer (WLTP). Topmodell bleibt der ID.3 Pro-S mit 77 kWh großem Stromspeicher. Damit wächst die Reichweite auf bis zu 546 Kilometer.

In der Planung ist nach wie vor eine Einstiegsvariante mit kleinerem 45-kWh-Akku. Das Sportmodell ID.3 GTX hat VW bereits für 2023 angekündigt. Einen Motor an der Vorderachse und damit Allradantrieb wie im ID.4 wird der 4,26 Meter lange ID.3 wohl nicht bekommen. Auch an den Ladeleistungen wird sich nichts ändern. Das 58-kWh-Modell lädt maximal mit 120 kW, die 77-kWh-Version mit bis zu 170 kW.

Preise beginnen knapp unter 40.000 Euro

Der Einstiegspreis für das neue Modell liegt bei 39.995 Euro. Dafür bekommt der Kunde den ID.3 Pro mit 58-kWh-Akku und 150-kW-Elektromotor. Bisher war der günstigste ID.3 für 38.060 Euro zu haben. VW rechtfertigt den höheren Preis mit besserer Ausstattung: Unter anderem seien ein 12-Zoll-Display und eine Mittelkonsole mit je zwei USB-C-Anschlüssen sowie Becherhaltern serienmäßig. Für den ID.3 Pro S mit der größeren 77-kWh-Batterie werden wenigstens 47.595 Euro gefordert. Neben den hier serienmäßigen Leichtmetallfelgen (die Basis rollt auf Stahlfelgen an) gehören beim Pro S auch Activ-Sitze zur Grundausstattung.

Im Sommer rollen die ersten Autos in den Handel. Ende des dritten Quartals 2023 dürften die ersten Kunden dann den neuen ID.3 bekommen.

Produktion nun auch in Wolfsburg

VW baut den ID.3 in Zukunft weiterhin hauptsächlich in Zwickau, wo nebenher auch viele Schwestermodelle des MEB-Baukastens wie der Audi Q4 E-Tron oder der Cupra Born vom Band laufen. Die gläserne Manufaktur Dresden dient als zusätzliche Produktions- und Demonstrationsstätte, während das Werk im südchinesischen Anting vor allem den asiatischen Markt versorgt. Mit dem 2023er-Jahrgang steigt nun auch das Stammwerk in Wolfsburg in die Fertigung des ID.3 ein.

Auch wenn es E-Up und E-Golf schon seit gut zehn Jahren gibt, gilt doch der kompakte ID.3 als Wegbereiter der Wolfsburger Elektromobilität. Er war schließlich das erste Modell auf dem neu entwickelten modularen Elektrobaukasten (MEB).

Fazit

Volkswagen präsentiert das Facelift des ID.3. Äußerlich und antriebstechnisch ändert sich wenig am Elektro-Pionier. Innen hinterlässt der 2023er Jahrgang endlich keinen billigen Eindruck mehr. Aufgeschäumte Kunststoffe, feinere Sitzbezüge und eine bessere Ausstattung sollen den Preis von mindestens 39.995 Euro rechtfertigen.