EuroNCAP-Transportertest 2023
Sicherheitsentwicklung stagniert

18 Transportermodelle wurden unter verschärften Regularien auf ihre Sicherheitsausstattung hin überprüft. Bei vielen Modellen ist noch viel Luft nach oben.

EuroNCAP Transportersicherheit Notbremsassistent
Foto: EuroNCAP

Kleintransporter sind essenziell für die Logistikbranche in Europa. Kleintransporter sind dabei viel unterwegs und auch immer wieder in schwere Unfälle verwickelt. Das EuroNCAP-Konsortium untersucht und bewertet daher seit 2021 im Rahmen des Commercial Van Safety Ratings die Sicherheitsausstattung von Kleintransportern um auch in diesem Segment die Sicherheit voranzubringen. Bei der Überprüfung für 2023 fanden 18 Modelle Einzug in die Wertung.

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Angepasstes Bewertungsschema

Die mussten sich 2023 allerdings weiter verschärften Bewertungskriterien stellen. Hier wurde vor allem im Bereich "Gefährdung von anderen Verkehrsteilnehmern" nachjustiert, sprich Notbremssysteme werden höher bewertet. Zugleich kündigte EuroNCAP an, dass die Kriterien bis 2026 komplett an die für die Pkw-Modelle angeglichen werden. Das heißt, die Luft für Transporter wird immer dünner – zumindest wenn die Hersteller eine gute Sicherheitsbewertung für ihr Modell einfahren wollen. Bewertet wird dabei immer die Serienausstattung, die bei vielen Modellen nach wie vor zu wünschen übrig lässt. Vergeben werden Siegel Platin, Gold, Silber und Bronze.

Punkte vergaben die Tester für Notbremssysteme und wie die auf Autos, Fußgänger und Radfahrer reagieren. Allein dieses Kriterium macht in der Staffelung 30-10-10-Prozent 50 Prozent der Gesamtbewertung aus. Weitere 20 Prozent gab es für einen Spurhalte-Assistenten, 15 Prozent für einen Tempo-Assistenten und 15 Prozent für Aufmerksamkeits-Assistenten in Sachen Müdigkeit und Anschnallerinnerung.

Keine Spitzenklasse, ein Totalausfall

Der Fiat Ducato, der 2022 noch mit Platin ausgezeichnet wurde, führt zwar erneut die Liste an, fällt aber unter dem diesjährigen strengeren Protokoll auf einen Gold-Status zurück. Einziger weiterer Gold-Junge ist der Ford Transit. Der Mercedes Vito fällt von Gold auf Silber, wo er sich dem Mercedes Sprinter, dem VW Transporter, dem Renault Trafic, dem Nissan Primastar und dem Volkswagen Crafter anschließt. Nur mit einer Bronze-Wertung ausgestattet, stehen der Citroën Jumpy, der Citroën Jumper, der Iveco Daily, der Opel Vivaro, der Opel Movano, der Peugeot Expert, der Peugeot Boxer, der Renault Master und der Toyota Proace in der Liste. Völlig glanzlos und ohne jegliches Edelmetall behält der Nissan Interstar behält seine letzte Position. Er wird aufgrund fehlender Unfallvermeidungssysteme weiterhin als "nicht empfehlenswert" eingestuft.

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Fazit

Beim Thema Sicherheitsausstattung fahren Transporter immer noch deutlich hinterher. Zumindest, wenn es um die Serienausstattung geht. Viele Anbieter haben zwar zahlreiche Sicherheitssysteme im Angebot, aber eben nur gegen Aufpreis. Ein Aufpreis, der in der preissensiblen Logistik-Branche von den Unternehmern vielfach gespart wird. Bei manchen Modellen sparen sich die Hersteller allerdings ein entsprechendes Angebot gleich ganz. Mehr Sicherheit ist das nicht für Geld und gute Worte zu bekommen. EuroNCAP will hier weiter den Finger in die Wunde legen und in den kommenden Jahren die Kriterien noch weiter anziehen. Gut so!

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