"Sonntagsauto"
Chrysler Crossfire, der andere SLK?

Mit dem Chrysler Crossfire brachte Daimler-Chrysler 2003 einen vom Mercedes SLK (R170) abgeleiteten Sportler an den Start. Trotz guter Testergebnisse konnte der Crossfire nicht aus dem Schatten seines Plattform-Bruders fahren.

Chrysler Crossfire, Concept Car, Coupe, Seite
Foto: Chrysler

2003 war die Daimler-Chrysler-Ehe noch in Ordnung und die Amerikaner nutzten die Gunst der Stunde und bauten auf der Mercedes SLK-Plattform einen eigenen kleinen Sportwagen, der später sogar als Roadster angeboten wurde.

Chrysler Crossfire punktet beim Fahrverhalten

„Seine Stärken spielt der Chrysler beim Cruisen aus: Gemütliches Gleiten mit überraschend gutem Federungskomfort gehören ebenso zu seinem Repertoire wie spontanes Davon schießen nach einem beherzten Tritt aufs Gaspedal“ schrieb Redakteur Thomas Fischer im April 2003 zum damals neuen Chrysler Crossfire. Zudem punktete der Chrysler Crossfire mit positivem Verhalten bei Fahrstabilität und Kurvenverhalten sowie beim Komfort. Im Gegensatz dazu war der Mercedes Benz SLK typisch für die Marke etwas weicher abgestimmt.

Unsere Highlights
Chrysler Crossfire, Coupe, Heck
Chrysler
Der Crossfire beschleunigt von 0 auf 100 km/h in 6,9 Sekunden. Bei Tempo 250 ist Schluss.

In den gut geformten Sitzen ist auch bei höheren Kurvengeschwindigkeiten ausreichender Seitenhalt vorhanden. Dank der 218 PS aus dem 3,2-Liter-V6-Motor schafft es der Chrysler Crossfire in 6,9 Sekunden auf Tempo 100. Bei 250 km/h ist Schluss. Die identische Maschine beschleunigt den Mercedes Benz SLK 320 zwar 0,3 Sekunden schneller zur 100er-Marke, am Ende fehlen dem Schwaben dann jedoch 5 km/h Endgeschwindigkeit um mithalten zu können. Und auch beim Bremsentest von 100 km/h auf 0 steht der Crossfire nach 36,5 Metern knappe 2 Meter eher als der Schwabe.

Chrysler Crossfire mit Vollausstattung

Im Chrysler Crossfire gehörten beheizte Vollledersitze, Klimaanlage, Infinity-Soundsystem, Xenon-Scheinwerfer, beheizte Außenspiegel sowie 18-Zoll-Felgen vorne und 19-Zoll-Felgen hinten zur Serienausstattung. Insgesamt 38.190 Euro verlangte Chrysler für den nahezu vollausgestatteten Crossfire, Mercedes Benz dagegen 41.000 Euro alleine für einen Basis-SLK 320. Der bot nur 16-Zoll-Alufelgen, dafür aber und ein vollständig versesenkbares Stahlverdeck, was den Benz durch Knopfdruck von Coupé auf Roadster wandelte. Dem konnte sich der Crossfire nur mit seiner Roadster-Variante mit Stoffverdeck entgegenstellen. Das Dach arbeitet zwar vollautomatisch, gibt jedoch erst nach manueller Entriegelung den Blick nach oben frei.

Chrysler Crossfire, Coupe, Cockpit, Lenkrad
Chrysler
Die optisch in Metall gehaltene Mittelkonsole wirkt klar und gut strukturiert. Die Bedienelemente stammen aus dem Mercedes-Regal.

Chrysler Crossfire im Konkurrenzkampf

Optisch war der Crossfire durchaus ein Hingucker. Sportlich-extravagant mit flacher und breiter Front und seitlichen Kiemen sowie einem knackigen Heckabschluss. Trotzdem hatte der Crossfire, der von Februar 2003 bis Dezember 2007 gebaut wurde, ein großes Problem – und das kam wieder aus dem eigene Hause. Denn mit dem SLK R171 ging im ersten Quartal 2004 der Nachfolger des R170 in den Verkauf. Außerdem wurde der Crossfire entweder als Roadster oder als Coupé angeboten. Auch hier hatte der SLK das für die Kunden bessere Package. Und nicht zuletzt die teure Produktion in Europa macht das Modell für den amerikanischen Markt unattraktiv.

Daran konnte auch das deutlich Preis- und Ausstattungs reduzierte Sondermodell „Blackline“ – man musste auf lederbezogene Sitze, Fußmatten, Sitzheizung und Weiteres verzichten – nichts mehr ändern.

Crossfire unterliegt zahlentechnisch

Dabei waren die Ziele für den Chrysler Crossfire, der erstmals 2001 auf der Detroit Auto Show präsentiert wurde, hoch gesteckt. Nach Aussage des damaligen Projektleiters, Art Anderson, sollte der Chrysler Crossfire „eine Ikone wie die Dodge Viper“ werden. Bei Chrysler schien man sicher zu wissen, dass ein emotionaler Höhenflug bei den Fans nur zu erreichen war, wenn das Design „typisch amerikanisch“ ist. Letztendlich geht der SLK klar als Sieger aus dem Rennen um die Kundschaft hervor.

Der SLK wird nunmehr in der dritten Generation angeboten, der Crossfire wurde 2007 eingestellt. Wer sich jedoch den „anderen SLK“ sucht, der wird heute noch in den einschlägigen Internetbörsen fündig. Modelle mit einer Laufleistung zwischen 40.000 und 50.000 Kilometern sind ab 12.000 Euro zu haben. Für den Roadster sind im Schnitt 2.000 Euro mehr anzulegen.

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