Nachhaltige E-Autos bei BMW
Euro-Batterien aus Grünstrom für 2 Milliarden

BMW hat einen Langzeit-Liefervertrag mit Northvolt für Batteriezellen abgeschlossen. Die Zellen produzieren die Schweden mit Strom, der zu 100 Prozent aus Wind- und Wasserkraft entsteht. Das Vertragsvolumen beträgt 2 Milliarden Euro ab 2024.

BMW iX3_Elektro-SUV
Foto: BMW

BMW-Chef Oliver Zipse sagte dazu: "Für einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz wollen wir die gesamthafte Ökobilanz unserer Produkte verbessern – von den Ressourcen bis zum Recycling. Das gilt gerade für die energieintensive Herstellung der Hochvoltspeicher für Elektrofahrzeuge. Deswegen haben wir mit unseren Zellherstellern vertraglich vereinbart, dass sie bei der Produktion unserer fünften Generation von Batteriezellen nur noch Grünstrom verwenden." Die Batteriezellen werden ab 2024 in Europa in der derzeit im Bau befindlichen Northvolt Gigafactory im nordschwedischen Skellefteå gefertigt. Northvolt ist nach CATL und Samsung der dritte Batteriezell-Lieferant für BMW. Das soll den steigenden Bedarf an Batteriezellen langfristig sichern. Vom chinesischen Hersteller CATL will BMW ebenfalls Zellen aus Europa beziehen – aus dem im Bau befindlichen Werk in Erfurt, Deutschland.

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13 Elektromodelle bis 2023

BMW will 2023 bereits 25 elektrifizierte Modelle auf der Straße haben, davon mehr als die Hälfte vollelektrisch. Die Münchner haben dafür anders als VW mit dem eigenen Modularen Elektrobaukasten (MEB) flexible Fahrzeugarchitekturen entwickelt, die sich für vollelektrische, Plugin-Hybrid- und Verbrennungsantrieb eignen. Damit will der Hersteller schnell auf sich ändernde Nachfrage nach den jeweiligen Antriebsarten reagieren können.

Bis 2021 soll sich der Absatz elektrifizierter BMWs gegenüber 2019 verdoppeln. Bis 2025 rechnet BMW mit einer steilen Wachstumskurve: Jahr für Jahr soll der weltweite Absatz der elektrifizierten Fahrzeuge um durchschnittlich über 30 Prozent steigen. In Europa soll der Anteil elektrifizierter Modelle in der Neuwagenflotte 2021 ein Viertel betragen, 2025 ein Drittel sowie 2030 auf die Hälfte des Absatzvolumens wachsen. Bis Ende 2019 hat BMW nach eigenen Angaben mehr als eine halbe Million Fahrzeuge mit vollelektrischem oder Plugin-Hybrid-Antrieb verkauft. Bis Ende 2021 sollen fünf vollelektrische Serienfahrzeuge im Programm sein: Neben dem BMW i3 startete 2019 die Produktion des vollelektrischen Mini in Oxford. 2020 folgt im chinesischen Shenyang der vollelektrische iX3 und 2021 dann der iNext, der in Dingolfing gefertigt wird, sowie der i4 aus dem Werk München.

Nachhaltigkeit auch bei den Rohstoffen?

Angesichts des steigenden Bedarfs an Zellen haben sich die Münchner auch über die Beschaffung der Schlüssel-Rohstoffe Gedanken gemacht. Kobalt und Lithium für die Zellproduktion wollen BMW und Northvolt gemeinsam direkt aus Rohstoffminen beziehen, die die Nachhaltigkeitsanforderungen beider Unternehmen erfüllen.

Ab der fünften Generation der Elektroantriebe (ab 2021) will BMW zudem komplett auf den Einsatz von seltenen Erden verzichten. BMW und Northvolt haben in einem gemeinsamen Technologiekonsortium bei der Entwicklung der Zellen auf ein recycelbares Zelldesign geachtet. Das Recycling von Batteriekomponenten am Ende ihres Lebenszyklus spiele eine entscheidende Rolle, um Wertstoffkreisläufe durch Wiederverwertung zu schließen.

Wie wird der CO2-Rucksack von E-Autos leichter?

E-Autos stehen vielfach in der Kritik, weil bei ihrer energieintensiven Herstellung so viel CO2 frei wird, dass dies mit geringeren CO2-Emissionen im Fahrbetrieb je nach Akku-Kapazität nur nach geraumer Zeit zu kompensieren ist. Die Herstellung der Batteriezellen bietet einen besonders wirksamen Ansatzpunkt, um den so genannten CO2-Rucksack von E-Autos zu verkleinern – bis zu 40 Prozent der CO2-Emissionen entstehen bei der Zellproduktion. BMW hat deshalb mit seinen Zellherstellern vertraglich vereinbart, dass diese nur noch Strom aus erneuerbaren Energien verwenden. "Bei dem steigenden Volumen wird der Einsatz von Grünstrom dafür sorgen, innerhalb der nächsten zehn Jahre rund 10 Millionen Tonnen CO2 einzusparen. Zum Vergleich: Das ist etwa die Menge an CO2, die eine Millionenstadt wie München pro Jahr emittiert", so Oliver Zipse.

Die Kooperation mit Northvolt flankiert BMW mit einer finanziellen Beteiligung. BMW bringe sein über 15 Jahre aufgebautes Batterie-Knowhow ein, das im Münchner "Kompetenzzentrum Batteriezelle" weiter ausgebaut werden soll, Northvolt habe sich mit seiner Gigafactory in Nordschweden für die Massenproduktion befähigt.

Die Akkus baut BMW aus den Zellen von extern selbst zusammen, und zwar in Dingolfing (Deutschland), Spartanburg (USA) sowie im BBA Werk Shenyang (China). Hinzu kommt eine Kooperation mit der Dräxlmaier Group in Thailand.

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Fazit

Dem Vorwurf, einfach E-Autos zu bauen und mit dem Strom aus der Steckdose emissionsfreies Fahren zu propagieren muss sich BMW nicht aussetzen: Die Münchner haben sich offensichtlich intensiv Gedanken gemacht, wie sich der CO2-Rucksack aus der energieintensiven Herstellung der Batterien von E-Autos verkleinern lässt und wie ein ethisch vertretbarer Bezug von Rohstoffen möglich ist. Mag auch das Ziel noch weit sein – die Richtung scheint zu stimmen.