Softwareupdate für BMW OS8
Mit diesem Update will BMW Tesla beim Laden überholen

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Auf langen Fahrten mit dem E-Auto ist die Ladeplanung elementar. Viele E-Auto-Fahrer. Mit einem Update für den Routenplaner will BMW jetzt Elektro-Primus Tesla ausstechen.

BMW i4 50M an Ionity Ladesäule
Foto: BMW

Mit dem i3 galt BMW lange als Vorreiter in Sachen Elektromobilität. Was die Komfort-Funktionen rund ums Laden anging, waren die Bayern aber noch ein gutes Stück entfernt von der Vorreiter-Rolle. Die hat sich Tesla mit seinem nativ ins Infotainment angebundenen Supercharger-Netzwerk sehr früh gesichert und schon in den ersten Versionen für glückliche E-Auto-Fahrer auf der Langstrecke gesorgt.

Bei BMW wurden die Infotainmentsysteme für die Stromer der ersten Stunde lediglich mit ein paar Ladesäulen POIs ergänzt. Durchdacht war das nicht. Eine echte ladeoptimierte Routenplanung, die dem E-Auto-Fahrer auf der Langstrecke unterstützt und auf Basis des Fahrverhaltens, der Strecke, der Ladeinfrastruktur, der Akku-Eigenschaften oder des State of Charge (SOC) eine Route berechnet, suchte man vergebens, während Tesla jahrelang allen zeigte, wie komfortables Laden funktioniert.

Neue Mobilität im Alltag
BMW i3s
www.achim-hartmann.com
Wer sein Auto liebt, der schiebt. Dumm nur, wenn man den Stromer schieben muss, weil der Akku nicht zur nächsten Ladesäule gereicht hat.

Wer im i3 unterwegs laden wollte, musste dann manuell ein Zwischenziel eintragen, wenn er glaube, dass es sinnvoll wäre in dieser Gegend zu laden. Ob dann eine Ladesäule verfügbar war, stand auf einem anderen Blatt – und wenn nicht, musste man eben schieben.

Neuer Routenplaner vier Mal schneller

Die eRoute von BMW, also einen echten Laderoutenplaner gab es erst mit den jüngeren Stromern, wie dem BMW iX3, der seit Ende 2020 produziert wird. Allerdings lässt die aktuelle Software mit dem Stand 7/21 die Herzen der E-Auto-Fans noch immer nicht höherschlagen. Zu langsam, zu wenig Einstellungsmöglichkeiten und zu wenig Informationen rund ums Laden lauten die Vorwürfe – hinzukommt, dass so manche Planung auch nicht allzu durchdacht wirkt.

Das hat BMW jetzt offenbar erkannt und sich der Kundenwünsche angenommen. Denn mit dem Update 7/22 krempelt BMW die eRoute einmal komplett auf links und auto motor und sport durfte sich Teile der neuen Laderoutenplanung bereits exklusiv ansehen.

Wie das Video eindrucksvoll zeigt, ist die Laderoutenplanung bei Software-Stand 7/22 wesentlich schneller als in der Version aus dem Vorjahr (7/21). Laut BMW liegt die Zeitersparnis im Durchschnitt beim drei- bis vierfachen. Denn schon mit der Routenplanung schlägt das Navi direkt Ladestopps vor und fragt nicht erst ob man tatsächlich unterwegs laden will. Als hätte man in einem iX 40xDrive, in dem das Video aufgenommen wurde, überhaupt eine andere Wahl, um von München nach Berlin zu fahren.

Das Routing läuft auf dem Server

Am grundsätzlichen Verfahren der Routenplanung wurde dabei nichts geändert. Auch weiterhin sendet das Fahrzeug – sofern es die Netzabdeckung zulässt – die Koordinaten des Autos und des Ziels an das BMW-Backend. Dort auf dem Server wird dann die Route berechnet, samt Stau und allem was dazu gehört. Neben einem laut BMW verbesserten Algorhitmus ist vor allem aber die Geschwindigkeit deutlich höher, in der die Route zurück ans Auto gesendet werden kann – alles inklusive Ladepunkten.

BMW eRoute OS8 Update 7/22
BMW
Mit dem Update 7/22 gibt es jede Menge Infos rund ums Laden: Wann und bei welchem SOC die Ladesäule erreicht wird, wie sie heißt und bis wann und bis zu welchem SOC geladen werden soll, um das Ziel zu erreichen. Das gab es bisher nicht.

Ebenfalls überarbeitet wird die Menüstruktur. Während man bislang vergleichsweise umständlich zur Ansicht der angepeilten Ladestopps der eRoute und zur Übersicht der Gesamtroute gelangte, ist das jetzt mit einem Klick möglich.

Zum Ladevorgang selbst – also wie lange, bis zu wie viel Prozent und mit welchem Lader geladen werden soll – war der Routenplaner bislang auch nicht allzu auskunftsfreudig. Lediglich die prognostizierte Ankunftszeit, die erwartete Ladedauer in Minuten und Stunden sowie der Name des Ladesäulenbetreibers wurde in der Routenübersicht angezeigt.

Bei welchem SOC man dort ankommt und auf wie viel Prozent man nachladen soll, erklärte das System nicht. Sehr bedauerlich: Wenn man die Ladesäule erreicht hat, gab es keinen Hinweis, ob sich aufgrund der Fahrweise, des Verkehrs, des Wetters oder eines anderen äußeren Einflusses etwas an der einstigen Vorhersage getan hat. Alles Punkte, die Tesla seit Jahren anbietet und auch Mercedes für Kunden der EQ-Modelle anbietet.

Mehr Infos rund ums Laden

Bei BMW soll sich das mit der Software-Version 7/22 nun ändern. Die soll nun all diese Informationen beinhalten und zusätzlich zeigen, um wie viel Uhr der Ladevorgang voraussichtlich beendet ist und mit welchem SOC man am Ziel ankommt.

BMW eRoute OS8 Update 7/22
BMW
Neu beim Softwarestand 7/22 ist auch die Einstellmöglichkeit des Ziel-SOC. Sowohl für den Akkustand bei dem nachgeladen werden soll, als auch den SOC mit dem das Ziel erreicht werden wird sind individuell definierbar. Bisher waren bei beiden Werten fix 10 Prozent für die Planung der eRoute hinterlegt.

Ebenfalls neu: Auch der SOC am Ziel soll sich fortan einstellen lassen. Während mit der alten Software ein fester Ankunfts-SOC von 10 Prozent definiert war, überlässt man diese Entscheidung nun dem Autofahrer. Der kann einen Wert zwischen 5 und 50 Prozent wählen, mit dem er am Ziel ankommen kann und einen SOC zwischen 5 und 25 Prozent für das Zwischenziel an der Ladesäule.

Volles Update nur für i4, i7 und iX

Bleibt die spannende Frage, ab wann der neue Routenplaner an den Start geht. Wie der Name des Softwareupdates schon vermuten lässt, läuft das Paket ab Juli 2022 in OS8 Fahrzeugen vom Band. Das vollständige Update ist dann also ab Werk für die vollelektrischen BMW mit OS8 Betriebssystem, genauer: den iX, i4 und i7 verfügbar. Ab dem dritten Quartal soll die Software dann via Over the Air Update (OTA) auch an die vollelektrische OS8-Bestandsflotte ausgerollt werden.

Kunden des iX3, müssen sich leider mit einer abgespeckten Version des Updates begnügen. Der Grund: Im iX3 arbeitet noch die alte Betriebssystemgeneration OS7. Die neuen Einstellungsmöglichkeiten und erweiterten Anzeigen bleiben dem elektrifizierten X3 deshalb verwehrt. Da die Routenberechnung und die Ladeplanung aber auf dem Server im BMW-Backend gemacht wird, profitiert der iX3 aber von der schnelleren Berechnungsgeschwindigkeit und dem verbesserten Routing, die mit dem Softwareupdate einhergeht.

Fazit

Mit diesem Update rückt BMW endlich nach und kümmert sich um das Thema Ladekomfort. Denn entscheidend ist nicht nur wie schnell man lädt, sondern vor allem auch das wann und wo. Mit dem angekündigten Software-Stand 7/22 macht BMW sehr vieles richtig und bietet teilweise sogar Funktionen und Einstellungsoptionen an, die auch die Konkurrenz noch nicht hat.