Audi RS3 gegen Mercedes-AMG CLA 45 im Test
Showdown der kompakten Power-Limousinen

Sie müssen etwas erledigen – und treffen auf ein schmales Aspahltband, das ein kleines Glück für Kompaktsportler verheißt. Wäre es da nicht toll, in einer Audi RS 3 Limousine oder einem Mercedes-AMG CLA 45 zu sitzen?

Audi RS3, Mercedes-AMG CLA 43, Fahreindruck, Front
Foto: Hans-Dieter-Seufert

Großer Motor in kleinem Auto: das Prinzip der Hot Hatches, also der heiß gemachten Kompaktwagen. Die lassen kein Auge trocken, gefallen aber mit ihren Steilheck-Karosserien nicht jedem Dynamik-Fan. Doch alternativ gibt es das Stufenheck light, wenn man so will: die Audi RS 3 Limousine und den Mercedes-AMG CLA 45 4Matic.

Sie sind noch klein genug, um durch schmale Waldtunnels wie auf dem Foto dieser Doppelseite zu schlüpfen. Aber groß genug, um der Familie vier nutzbare Plätze samt brauchbarem Kofferraum zu bieten. Im Sinne der Transportkapazität ist der AMG übrigens klar im Vorteil, bei den Platzverhältnissen im Innenraum dagegen im Nachteil, denn der niedrige Dacheinzug erschwert das Einsteigen. Hat man seinen Körper dann endlich hineinbugsiert, lässt sich kaum herausschauen – die Fensterflächen sind miniaturisiert.

RS3 und CLA 45 – Limos für den Kurvenhunger

Das alles wäre bei Sportwagen ebenso Erbsenzählerei wie das Eruieren von Bedienphilosophien (etwas stringenter bei Audi). Doch die beiden Power-Limousinen sind keine Sport-, sondern Alltagswagen – für den kleinen Kurvenhunger zwischendurch. Ihr Einer-für-alles-Charakter relativiert den hohen Preis. Letzterer ist später eine genaue Betrachtung wert. An Stellen wie dieser sucht man als Schreiber stets nach einer griffigen Überleitung. Etwa nach Art von „... die Brücke zwischen Vernunft und Fahrspaß schlägt ...“. Hier ist das recht einfach – die Überleitung gelingt mit dem Thema Sicherheit. Da wären auf Seiten der Vernunft die ganzen Assistenten, von denen der AMG deutlich mehr anbietet. Vernünftig sind auch kurze Bremswege. Hier prasselt ein warmer Punkteregen auf den CLA 45 nieder, denn er bremst seinen Konkurrenten aus Tempo 130 bereits um eine Kleinwagenlänge aus. Das wäre am Stauende der Unterschied zwischen reicht noch – oder eben nicht.

Audi RS3, Mercedes-AMG CLA 43, Front Vogelperspektive
Hans-Dieter-Seufert
Hier macht Autofahren Spaß: leere Landstraße, körniger Asphalt.

Erstaunlich dabei: Mit Kohlefaserscheiben an der Vorderachse müsste der RS 3 eigentlich rennbremsen. Dieses Rundstrecken-Accessoire steht übrigens mit 4.650 Euro in der Preisliste, empfiehlt sich im Test allerdings nicht gerade nachdrücklich. Wohl aber die RS-Sportsitze, welche dem Rücken sozusagen den Rücken stärken. Noch einen Punkt besser können das nur die Pendants von AMG, die ihre Wangen für optimalen Halt in Kurven elektrisch verbreitern oder verengen können. Haben Sie gemerkt, wie geschmeidig wir die Kurve zu eben jener gekriegt haben? Das ist allerdings auch nicht sonderlich schwierig, denn genau dafür stehen der AMG und der RS. Natürlich können sie auch brachial geradeaus, der Mercedes schnalzt in 4,4 Sekunden auf Tempo 100, der Audi sogar in glatten vier. Und wir wollen nicht verhehlen, dass dieser Sprinterei sehr viel Drama beiwohnt. So viel, dass man die Launch Control erst einmal dem kompletten Freundeskreis vorführen wird – und den einen oder anderen Beifahrer kurzfristig ins Schwummerland beschleunigt. Denn es ist durchaus rohe Gewalt, die den Körper aus der Ruheposition reißt, wenn die beiden Doppelkuppler den Kraftschluss herstellen.

„Dieser Moment wenn...“

Ein derartiges Erlebnis durften bis vor Kurzem ausschließlich Besitzer von Supersportwagen genießen. Nun ist es zumindest halbwegs auf dem finanziellen Boden der bürgerlichen Tatsachen angekommen. Das gilt übrigens auch für das Kurventempo. Dabei geht es weniger um das labortechnische Exerzieren von Standardmanövern (hier ist der Mercedes einen Hauch schneller). Nein, es geht ums ehrfürchtige Kopfschütteln am Ende einer flüssigen Kombination. Die Generation Facebook moderiert ihre Episödchen gerne mit „Dieser Moment, wenn ...“ an. Im Falle von AMG und RS könnte es weitergehen mit „... du denkst, du wärest schnell – und es auch bist.“

Beim Morphen von Speed in Erlebniswert war der RS 3 stets bemüht; seit der Modellpflege ist er nun tatsächlich ambitioniert. Aus dem Tempokraten wird ein Tempolyriker, der Kurven nicht mehr niederregiert, sondern sie hochleben lässt. Man hat nun größeres Vertrauen in die Vorderachse, weil mehr Leistung nach hinten fließt. Moment jetzt, wie war das? Stimmt schon: Der Quattro-Antrieb bevorzugt das Heck und entlastet damit die Vorderachse von Antriebsaufgaben. Sie kann sich stärker als bisher aufs Einlenken konzentrieren, was sie lustvoll ausnutzt. Der RS 3 nimmt Witterung auf, schnappt nach dem Radius und verbeißt sich darin wie ein Terrier, vermittelt seinem Herrchen über leichten Zug an der Lenkungsleine, dass er die Kommandos genau befolgt.

AMG CLA 45 – Zurückhaltung geht anders!

Die Beziehung zum AMG fällt weniger vertraut aus, er bandelt nicht schwanzwedelnd mit seinem Fahrer an. Dafür federt der CLA etwas besser – interessant für alle, die ein Erst-und-einzig-Auto suchen. Dabei fühlt sich auch der 45er leichtfüßig an, folgt Windungen praktisch selbstständig. Hier, wo ein breithintriger Supersportler unerbittlich im Wald stecken bleiben würde, spielen beide Kompakt-Limousinen ihre schmale Taille gnadenlos aus.

Bis zu dem Punkt, da man die Vorderreifen des Mercedes überfordert; der CLA 45 rubbelt dann dezent über sie hinweg zum Kurvenausgang. Er wirkt dabei etwas weniger konsequent als der RS 3 – was sich weder auf Optik noch auf Akustik bezieht. Denn Zurückhaltung ist nicht seine Art. Der Testwagen tritt mit Flaps und Flügelchen offensiv auf und kündigt sein Erscheinen bereits von fern an – mittels Schaltschlägen, Lastwechselbollern und Volllaströhren. Wer unauffällig schnell sein will, nimmt besser den CLA 250. Nun ist der RS 3 auch kein Kind von Traurigkeit. Zwar läuft sein Fünfzylinder etwas kultivierter als der AMG-Vierzylinder, unterbietet dessen Stand- und Fahrgeräusche um einige Dezibel, doch seine Aussprache ist laut und deutlich. Es bollert durch Wald und Flur, wenn der 2,5-Liter seinen Lader anbläst. Dafür braucht er stets ein Weilchen – übrigens etwa so lange wie der AMG.

Mercedes-AMG CLA 45, Front
Hans-Dieter-Seufert
Leise ist anders. Der AMG CLA 45 signalisiert sein Erscheinen frühzeitig durch Volllaströhren.

Die dieselähnlichen Drehmomentgipfel offenbaren nur die halbe Wahrheit: Beide Motoren schieben erst im mittleren Drehzahlbereich an, dann aber richtig.So langen sie auch beim Sprit zu, nehmen reichlich vom Besten: Beide bestehen auf Super Plus, um ihre volle Leistung zu bringen. In Liter umgerechnet sind es beim Mercedes 10,1 auf 100 Kilometer und beim Audi 10,5. Kleiner Vorteil für den AMG, der damit in der Eigenschaftswertung bis auf zwei Punkte zum RS 3 aufschließt.

Hier von besser oder schlechter zu sprechen, wäre kleingeistig. Was wir allerdings ermitteln können, ist ein Billiger und Teurer. Der Einstieg in den Aufstieg zur Kompaktwagen-Spitze gelingt bei Audi etwas leichter, zumal auch seine Serienausstattung üppiger ausfällt und etwa 19-Zoll-Räder sowie LED-Scheinwerfer enthält. Und die Versicherungen stufen ihn günstiger ein, was niedrigere Prämien zur Folge hat. Der RS 3 ist also etwas billiger. Das ergibt einen Sieg – ohne Niederlage. Denn bei so eng beieinanderliegenden Kontrahenten darf der Geschmack seine ganz persönliche Entscheidung treffen.

Fazit

1. Audi RS 3
433 von 1000 Punkte

Kurven nimmt der RS 3 so richtig schön eng. Sein Fünfzylinder ist animierend und schiebt gewaltig an. Vom Federungskomfort darf man nicht allzu viel erwarten.

2. Mercedes-AMG CLA 45 4Matic
427 von 1000 Punkte

Der CLA 45 macht viel Drama um sich, ist sehr schnell, aber in Kurven weniger präzise. Bei der Sicherheitsausstattung und beim Bremsen legt er vor. Typisch AMG: hohe Kosten

Technische Daten
Audi RS3 Limousine Mercedes AMG CLA 45 4Matic + Mercedes-AMG
Grundpreis57.200 €58.114 €
Außenmaße4479 x 1802 x 1397 mm4640 x 1777 x 1432 mm
Kofferraumvolumen315 l470 l
Hubraum / Motor2480 cm³ / 5-Zylinder1991 cm³ / 4-Zylinder
Leistung294 kW / 400 PS bei 5850 U/min280 kW / 381 PS bei 6000 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h250 km/h
0-100 km/h4,0 s4,4 s
Verbrauch8,3 l/100 km8,5 l/100 km
Testverbrauch10,5 l/100 km10,1 l/100 km