auto-motor-und-sport-Kongress 2021
ADAC-Technikpräsident gegen Verbrenner-Verbote

ADAC-Technikpräsident Karsten Schulze fordert auf dem auto-motor-und-sport-Kongress ein Ende von Verbrenner-Verboten. Eine Abkehr vom Auto an sich sieht er ebenfalls nicht.

Hyundai Nexo Wasserstoff Technik Brennstoffzelle
Foto: Hyundai

Mit Blick auf die im Entstehen begriffene neue Bundesregierung hat ADAC-Technikpräsident Karsten Schulze auf dem digitalen auto-motor-und-sport-Kongress gefordert, dass die EU keine neuen Verbrenner-Verbote beschließt. Der ADAC halte Verbrenner-Verbote und Denkverbote für falsch, betont der oberste Club-Techniker. Gleichzeitig weist er darauf hin, dass das Auto ein wesentlicher Mobilitäts-Faktor bleiben wird – insbesondere auf dem Land. Eine Anti-Auto-Politik hält der ADAC für einen Fehler – eine Abkehr vom Auto kann der Automobilclub bei sieben Millionen in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland hinzugekommenen Autos nicht erkennen. Außerdem sei es eine Illusion zu glauben, dass es auf dem Land jemals ein ausreichendes Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln gäbe. Das Vertrauen in den ÖPNV sei ohnehin angekratzt.

Unsere Highlights
EU Verbrenner Verbot Collage Audi RS Q3
Patrick Lang / Audi
Immer mehr EU-Länder entwickeln Zeitpläne für einen Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor.

Nicht nur auf Elektroautos setzen

Der ADAC möchte eine klimaneutrale Mobilität nicht ausschließlich mit Elektroautos erreichen. Ob sich rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge in Zukunft durchsetzen, hält er für eine Wette. Schulze schlägt vor, mehr in synthetische Kraftstoffe und Wasserstoff zu investieren und damit Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor klimaneutral zu machen. Anders würden Bestandsfahrzeuge nicht klimaneutral werden. Das Verbrennerverbot im Flottenregulierungsvorschlag der EU-Kommission hält er für ebenso falsch wie die deutsche Diskussion um solche Verbote.

Verbots-Wettlauf

Weltweit, und speziell auch in der EU, ist in den vergangenen Monaten eine Art Wettlauf um den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor bei Fahrzeugen entbrannt. So hat Dänemark schon 2018 angekündigt, bis 2030 Verbrenner verbieten zu wollen – das Land musste diesen Vorstoß allerdings abbrechen, da er gegen EU-Regeln verstieß. Irland, Niederlande, Slowenien und Schweden verfolgen ähnliche Zeitpläne wie Dänemark, das Nicht-EU-Land Norwegen möchte sogar schon 2025 aus dem Verbrenner raus.

GAC Wasserstoffmotor
GAC
Wasserstoff gilt bei Experten als zu ineffizient für einen Pkw-Antrieb (im Bild der neue Dreizylinder-Wasserstoff-Verbrennungsmotor des chinesischen Herstellers GAC).

Umstrittene E-Fuels, umstrittener Wasserstoff

Die auch E-Fuels genannten synthetischen Kraftstoffe sind wegen ihrer im Vergleich zu einem reinen Elektroantrieb niedrigen Effizienz höchst umstritten. Erst kürzlich hat das Potsdam-Institut für Klimafolgen-Forschung in einer Studie vor E-Fuel-Euphorie gewarnt, da deren Einsatz einen viel zu hohen CO2-Ausstoß mit sich bringe. Ähnlich verhält es sich mit Wasserstoff, für dessen Erzeugung viel Energie und hochreines Wasser nötig sind. Deshalb halten Experten inzwischen Wasserstoff in Sachen Pkw-Antrieb für einen ungeeigneten Energieträger.

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Ans Wasserstoffauto - da lässt sich Reichweite schnell nachtanken.Ans batterieelektrische Auto - es wird schon bald genug Reichweite bieten und nicht länger zum Laden brauchen als Verbrenner zum Tanken.

Fazit

ADAC-Technikpräsident Karsten Schulze fordert von einer neuen Bundesregierung und von der EU, auf das Verbot von Verbrennungsmotoren zu verzichten. Er verweist darauf, dass insbesondere auf dem Land das Auto für eine funktionierende Mobilität kaum ersetzbar ist und dass man Bestandsfahrzeuge auch mit E-Fuels oder Wasserstoff klimaneutral machen könnte – anstatt nur auf die Neuanschaffung von Elektroautos zu setzen.

Allerdings sind E-Fuels und Wasserstoff als Energieträger aktuell umstritten, weil sie eine deutlich niedrigere Energie-Effizienz ermöglichen als ein rein elektrischer Antrieb.