B196-Umsteiger auf 125er Zweirad
Besonders Männer wollen den Easy-Rider-Schein

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Mit dem B196-Schein können Autofahrer relativ einfach auf ein 125er-Zweirad umsteigen. Besonders Männer mittleren Alters scheinen vom Biker-Spirit angezogen zu sein.

125er Vergleichstest
Foto: Björn Gramm

Seit Jahresbeginn können Autofahrer und gewissen Auflagen leicht den Sprung in den Sattel eines 125er Zweirads schaffen. Möglich macht dies die seit dem 31. Dezember 2019 in Kraft getretene Änderung der Fahrerlaubnis-Verordnung. Wer seit mindestens fünf Jahren die Fahrerlaubnisklasse B besitzt, mindestens 25 Jahre alt ist und eine theoretische und praktische Schulung im Umfang von mindestens 13,5 Zeitstunden absolviert, kann auf eine 125er steigen. Im Führerschein wird die Berechtigung mit der Schlüsselzahl 196 – dem sogenannten B196-Schein – dokumentiert.

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Schaubild: Neuer Motorrad-Führerschein für Fahrzeuge bis 125 cm³.
BMVI.

Dieser B196-Schein scheint sehr gefragt zu sein, wie aus Zahlen des Kraftfahrtbundesamts (KBA) in Flensburg hervorgeht. Allein in den ersten sechs Monaten nach in Kraft treten der Neuregelung, wurden im Zentralen Fahrerlaubnisregister des KBA bundesweit bereits etwa 27.000 entsprechende Berechtigungen eingetragen. Auch die Zweirad-Neuzulassungen tragen diesem Trend Rechnung. Die Leichtkrafträder mit 125 cm³ Hubraum legen in den ersten neun Monaten das Jahres gegenüber 2019 um 63,5 Prozent auf 28.255 Neuzulassungen zu. Leichtkraftroller legen sogar um 93,3 Prozent zu und erreichen 23.815 Neuzulassungen in 2020. Zu beiden Boom-Segmenten dürften Auto-Umsteiger einen ordentlichen Anteil beisteuern.

Neu-Biker wohnen im Süden

Die meisten Auto-Umsteiger registriert das KBA für die Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Auch unter Berücksichtigung der Einwohnerzahl dieser Länder zeigen sich hier die höchsten Werte mit mehr als 75 Berechtigungen pro 100.000 Einwohner. Im Saarland meldet mit 82 B196-Bescheinigungen pro 100.000 Einwohner den höchsten Wert.

In Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wurde mit bis zu 45 B196-Bescheinigungen pro 100.000 Einwohner im ersten Halbjahr 2020 von der Möglichkeit weniger Gebrauch gemacht.

B196-Bescheinigungen nach Bundesländern

Land

Anzahl (absolut)

Anzahl pro 100.000 Einwohner (25 bis 60 Jahre)

Baden-Württemberg

4.325

79

Bayern

4.909

75

Berlin

544

28

Brandenburg

722

60

Bremen

167

50

Hamburg

566

58

Hessen

2.430

78

Mecklenburg-Vorpommern

296

39

Niedersachsen

2.125

55

Nordrhein-Westfalen

6.963

79

Rheinland-Pfalz

1.157

58

Saarland

385

82

Sachsen

730

39

Sachsen-Anhalt

436

43

Schleswig-Holstein

701

50

Thüringen

442

45

Insgesamt

26.898

66

Besonders Männer zeigen großes Interesse an der B196-Bescheinigung. Ihr Anteil liegt bei satten 82 Prozent. Die meisten Autofahrer, die mit einer B196-Bescheinigung auf eine 125er steigen waren im Durchschnitt zwischen 45 und 60 Jahre alt. Die klassischen Neu-Biker sind also Männer mittleren Alters.

B196-Bescheinigung nach Alter und Geschlecht

Lebensalter

Männer (total 21.994)

Frauen (total 4.899)

Insgesamt (26.898)

bis 30 Jahre

12 %

12 %

12 %

31 bis 44 Jahre

41 %

38 %

40 %

45 bis 60 Jahre

45 %

50 %

46 %

61 Jahre und älter

2 %

< 1 %

2 %

Die B196-Bescheinigung erlaubt nur das Führen von Krafträdern (auch mit Beiwagen) mit einem Hubraum von bis zu 125 ccm, einer Motorleistung von nicht mehr als 11 kW (15 PS), bei denen das Verhältnis der Leistung zum Gewicht 0,1 kW/kg nicht übersteigt. Eine Erweiterung auf die Klasse A2 ist damit nicht möglich. Im Ausland dürfen Leichtkrafträder mit dieser Berechtigung nicht geführt werden.

Fazit

Die Möglichkeit ohne großen Aufwand eine 125er zu fahren, kommt bei Autofahrern offensichtlich an. Während Frauen nur zögerlich den Weg ins Biker-Leben finden, scheinen gerade Männer mittleren Alters hier ihren zweiten Wind zu bekommen.