Führerschein-Prüfungen 2023
Rekorde im Scheitern und Betrügen

Noch nie fielen so viele Kandidaten durch die Führerscheinprüfung wie 2023. Erschreckend stark stieg die Zahl der Betrugsfälle.

Praktische Fahrprüfung
Foto: DEKRA

Die Zahl der Fahrprüfungen hat 2023 einen neuen Rekordwert erreicht: Von Januar bis September legten 1,5 Millionen Kandidatinnen und Kandidaten die theoretische Führerschein-Prüfung ab. Das sind 9,1 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der praktischen Prüfungen aller Klassen nahm leicht zu; sie stieg um 0,5 Prozent. Die praktische Prüfung für den Pkw-Führerschein der Klasse B legten in den ersten neun Monaten diesen Jahres 1,03 Millionen Menschen ab. Damit lag die Zahl der Praxisprüfungen auf dem Niveau des Vorjahreszeitraumes.

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Praxis: etwa 30 Prozent bestehen nicht

Die praktische Prüfung für die Führerschein-Klasse B bestanden 30 Prozent der Prüflinge nicht. Damit liegt die Durchfaller-Quote im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Die Durchfaller-Quoten in der Theorie-Prüfung für den Autoführerschein lag mit 45 Prozent um vier Prozentpunkte über dem Vorjahreszeitraum. "Jede nicht bestandene Prüfung belastet die Fahrschüler:innen psychisch und finanziell", sagt Richard Goebelt vom TÜV-Verband. Er fordert "eine bessere Verkehrserziehung in Schule und Elternhaus und eine weitere Stärkung der Fahrausbildung."

Mehr Betrugsfälle

Die Zahl der Täuschungsversuche bei der theoretischen Führerscheinprüfung hat stark zugenommen: Von Januar bis September 2023 deckten Prüfer 2.711 Betrugsfälle auf. Das sind 28 Prozent mehr als in den ersten drei Quartalen des Vorjahres. Jeder dritte Betrüger schickte jemand anders zur Prüfung. Weitere 30 Prozent versuchten mit technischen Mitteln wie Kameras oder Smartphones zu betrügen und 31 Prozent nutzten einen Spickzettel. Der Rest entfiel auf "sonstige Betrugsversuche". TÜV-Mann Goebelt geht davon aus, "dass die Dunkelziffer noch weitaus größer ist."

Praktische Führerscheinprüfung 2021 geändert

Die praktische Prüfung enthält seit dem 16.1.2021 neue Fahraufgaben und wird elektronisch protokolliert. Ein Feedbackgespräch ergänzt die Fahrprüfung. "In Deutschland bekommt nur einen Führerschein, wer in den Verkehrs- und Verhaltensregeln im Straßenverkehr sattelfest ist und ein Fahrzeug wirklich beherrscht", sagt Roland Krause von der Dekra. Laut TÜV-Verband hätten die Fahrprüfungen einen Anteil daran, dass die Zahl der bei Verkehrsunfällen getöteten 18-bis-24-Jährigen von 2.749 im Jahr 1991 auf 326 im Jahr 2020 zurückgegangen sei.

Rekordzahl bei Führerscheinen

Laut Kraftfahrt-Bundesamt lag die Zahl der Fahrerlaubnisse aller Klassen in der Bundesrepublik Deutschland am 1.1.2022 bei 44,9 Millionen. Das sind 12,7 Millionen mehr als 2013. Die Anzahl der Führerscheine ist in den vergangenen Jahren also kontinuierlich gestiegen. Der Hauptgrund, den Führerschein zu machen, ist laut einer Umfrage unter 921 Fahrerlaubnis-Inhabern mit 51 Prozent "um zur eigenen Arbeits- oder Ausbildungsstelle zu kommen". Mit 47 und 46 Prozent ebenfalls wichtig: persönliche Lebensumstände und fehlende oder begrenzte Mobilitätsalternativen.

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Fazit

Rekordzahlen bei der Anzahl der Führerscheinprüfungen sind eine gute Nachricht, weil sie zeigen, dass das Auto weiter ein wichtiges Verkehrsmittel ist. Woran es liegt, dass so viel mehr Kandidaten bei der Prüfung durchfallen, ist schwer zu erkennen. Laut TÜV-Verband könnte es am komplexeren und dichteren Straßenverkehr liegen.

Überhaupt keine gute Nachricht ist die steigende Zahl an Betrugsfällen. Auch wenn die absolute Zahl niedrig ist: Wer bei dieser wichtigen Prüfung nicht ehrlich ist, gefährdet sich und andere.

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Erscheinungsdatum 08.05.2024

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