Aiways nicht mehr bei Euronics
Autos nur noch über die Website

Bei Euronics sind aktuell keine Aiways-Modelle mehr bestellbar. Ob das so bleibt, ist offen – dem Autohersteller scheint es nicht gut zu gehen.

1/2022, Aiways U5
Foto: Bernd Conrad

Seit Anfang Juli 2023 verkauft Euronics keine Modelle des chinesischen Autoherstellers Aiways mehr. Bis Ende Juni eingegangene Bestellungen arbeitet die Elektronikmarkt-Kette noch ab. Aiways hat gegenüber Ecomento bestritten, dass die Beendigung der Partnerschaft mit Euronics mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Elektroautoherstellers zusammenhängt. Vielmehr prüfe man in regelmäßigen Abständen die Kooperations-Verträge und passe sie bei Bedarf an. Dies sei aktuell mit Euronics der Fall. Da es sich bei Euronics um eine Einkaufsgenossenschaft handele, könne man sich bei Aiways auch vorstellen, mit einzelnen Euronics-Händlern weiterzumachen.

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Die angebotenen Aiways-Modelle U5 und U6 können Kunden aktuell ausschließlich über die Aiways-Website ordern. Die Lieferzeit soll zwischen vier und sechs Monaten betragen. Für die Wartung der Fahrzeuge ist weiterhin die Werkstattkette ATU zuständig.

Hinweise aus China auf Zahlungs-Unfähigkeit

Aiways hat als einer der ersten chinesischen Hersteller versucht, auf dem deutschen Markt Fuß zu fassen. Erstes Modell war der SUV U5, der Kunden mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugen sollte. Dann kam die SUV-Coupé-Variante U6 und der Hersteller hatte zudem sogar eine Batterie-Wechselstation vorgestellt. Trotzdem hat Aiways bisher in Deutschland kaum Autos verkauft. Jetzt gibt es Hinweise darauf, dass Aiways zahlungsunfähig ist.

Laut chinesischen Quellen haben die 1.500 Aiways-Beschäftigten ihre März-Gehälter verspätet und ihre April-Gehälter gar nicht bekommen. Angeblich hat der Hersteller seine Mitarbeiter dazu aufgefordert, die Sozialversicherungs-Prämie für Mai selbst zu zahlen. Seit Februar soll die Fahrzeugproduktion im Werk Shangrao in der Provinz Jiangxi stillstehen. Der Grund dafür sollen auch nicht bezahlte Zulieferer sein. Händler hätten Aiways angeblich bereits wegen ausstehender Zahlungen verklagt.

Investor investiert nicht mehr

Größter Investor bei Aiways ist der Guangdong-Microholdings-Vorstandsvorsitzende Chen Xuanlin. Der hatte Anfang 2022 bereits mehrere 100 Millionen Dollar in den Hersteller gepumpt, um dessen Absätze anzukurbeln. Chinesische Medien sind überzeugt, dass Xuanlin inzwischen entweder kein Wagniskapital mehr hat oder ihm die Lust an dem Auto-Start-up vergangen ist.

Gegenüber Elektroauto-News.net betonen Aiways-Verantwortliche aber, dass der Produktionsstopp nur Ergebnis eines sich unerwartet in die Länge ziehenden Investorenwechsels sei. In den kommenden Wochen solle die Produktion wieder anlaufen.

Zuschuss-Industrie

In China läuft der Verdrängungskampf auf dem E-Automarkt auf Hochtouren. Befeuert hat ihn ausgerechnet ein ausländischer Hersteller: Tesla hat mit seinen massiven Preissenkungen Anfang 2023 die Situation massiv verschärft. Hersteller, die nur wenige Autos ausliefern, können mit den geringen Margen nicht überleben, während Platzhirsche wie BYD permanent ihren Absatz steigern. Angeblich ist aktuell mit Li Auto nur ein einziger chinesischer Elektroauto-Hersteller profitabel – die anderen hängen nach wie vor am Tropf von Investoren. Steigende Verkaufszahlen mildern dort bisher nur die Investoren-Verluste.

Ob die Aiways-Produktion wirklich nur wegen eines Investorenwechsels strauchelt, werden die kommenden Wochen zeigen.

In der Bildergalerie zeigen wir den Aiways U5 bei unserer Winter-Erprobung.

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... werden bald den europäischen Markt dominieren.... schaffen es in Europa einfach nicht.

Fazit

Viele Elektro-Start-ups kämpfen auf dem chinesischen Markt ums Überleben – die meisten sind nach wie vor von Investorengeldern abhängig. Aber in Zeiten steigender Zinsen schmilzt der Wagniskapitalbestand zusammen – das Geld fließt in sicherere Anlagefelder.

Ob Aiways eines der ersten Opfer des chinesischen Verdrängungs-Wettkampfes ist, oder ob die Produktion wirklich nur wegen eines Investorenwechsels steht, ist aktuell unklar. Dass der Investorenwechsel einen Produktionsstopp bedingt, ist zumindest ein Zeichen dafür, dass der Hersteller keinen finanziellen Spielraum mehr hat – der neue Investor müsste erstmal ein Wieder-Hochfahren der Produktion bezahlen. Wie es mit Aiways wirklich weitergeht, werden die kommenden Wochen zeigen. Das Pausieren der Kooperation mit Euronics hat angeblich nichts mit etwaigen Zahlungsschwierigkeiten zu tun. Aktuell sind die Aiways-Modell nur noch im Aiways-Shop im Internet bestellbar.