Opel-Neuheiten mit PSA
Elektro-Corsa, PHEV-Grandland, neuer Mokka X

Mit dem Start der Produktion des Grandland X in Eisenach verändert sich viel bei Opel in der Struktur. Die Marke setzt auf die E-Mobilität. Bald am Start: Elektro-Corsa, PHEV-Grandland, neuer Mokka X mit E-Antrieb

Elektro-Corsa, PHEV-Grandland, neuer Mokka X
Foto: Axel Wierdemann/Opel

Vor rund zwei Jahren präsentierte Opel den Strukturierungsplan „Pace“, der zum Ziel hatte, dass die Marke profitabel, elektrisch und global wird. In der Zeit hat sich viel getan, der Plan wurde schnell umgesetzt und startet nun im Werk Eisenach mit der Produktion des Grandland X. „Wir haben uns bis 2026 für die Umsetzung Zeit gegeben, doch die Ziele von `Pace´ konnten wir jetzt schon erreichen“, freut sich Opel-Chef Michael Lohscheller.

Unsere Highlights

Nur noch zwei Plattformen

Ein Punkt im Plan sah vor, sich schlanker aufzustellen. Statt neun stehen jetzt nur noch zwei modulare Plattformen zur Verfügung, mit der sich von Limousine über Kombi, Van, SUV bis zu Coupé und Cabrio alle gängigen Karosserievarianten darstellen lassen. Das heißt allerdings auch, dass es nicht mehr alle Modelle im Programm geben wird, die beiden Kleinwagen Adam und Karl laufen genauso aus wie der Van Zafira Tourer oder das Cabriolet Cascada.

So basiert der 2017 eingeführte Crossland X auf der für Kleinwagen und Kompaktklasse (B- und C-Segment) entwickelten CM-Plattform (Common Modular Platform), die beispielsweise drei verschiedene Radstände, zwei Spurweiten und drei unterschiedliche Fahrzeugheckvarianten ermöglicht. Die EMP2 (Efficiant Modular Platform), auf der bereits Grandland X und Combo stehen, wurde für Modelle ab der Kompaktklasse aufwärts entwickelt und bietet noch mehr Freiheitsgrade: vier Spurweiten, fünf Radstände, sechs verschiedene Heckmodule (etwa kurz, lang, Fünf- oder Siebensitzer) und darüber hinaus je zwei Cockpit- und Hinterachsarchitekturen (Verbund- und Mehrlenkerkonstruktion). Opel kann somit seine Neuheiten in Zukunft viel günstiger entwickeln. Laut Hersteller macht die Plattform – Bodengruppe, Fahrwerk, Lenkung, Antrieb, Elektrik und Elektronik – rund 60 Prozent der Materialkosten aus. Dazu kommen als weitere Bestandteile modular genutzte Motoren, Sitze, Rückhaltesysteme, Cockpits und Infotainment-Systeme. Damit ist die Plattform der entscheidende Faktor für eine kosteneffiziente Produktion. Hier offenbart sich für Opel großes Sparpotenzial. Das Unternehmen rechnet, die Kosten pro Fahrzeug um 700 Euro senken zu können.

Neun neue Modelle kommen

Alle Karosserievarianten betrachtet, wird Opel bis zum nächsten Jahr insgesamt neun neue Modelle auf den Markt bringen und ab 2024 basieren alle Pkw-Modelle der Marke auf den gemeinsamen PSA-Architekturen. Viel verspricht man sich davon, dass auf einem Band ein Modell in allen Variationen gebaut werden kann. So könne die Marke auf den Bedarf am Markt effizient reagieren, heißt es. Für die Elektrifizierung besonders wichtig: Beide PSA-Plattformen ermöglichen batterieelektrische Varianten, EMP2 zudem eine Hybridisierung. Da heute keiner genau vorhersagen kann, wann die Nachfrage nach elektrifizierten Fahrzeugen tatsächlich anzieht, bleibt Opel mit dieser Strategie flexibel bei der Produktion, denn Elektro- und Verbrenner-Modelle entstehen auf der gleichen Fertigungslinie. Das erste von Opel selbst produzierte Elektroauto ist eine Variante der neuen Corsa-Generation. Ab Anfang 2020 folgt der Plugin-Hybrid beim Grandland X vermutlich mit rund 300 PS Systemleistung, einer elektrischen Reichweite von 52 Kilometern, einen Verbrauch von unter 2 Litern auf 100 km und einem CO2-Austoß von 37 g/km.

Außerdem gibt es im Laufe des nächsten Jahres auch einen E- Antrieb bei der überarbeiteten Mokka-Generation. Der Mokka wird auf der CM-Plattform aufgebaut und dürfte somit auch den E-Antrieb aus dem Corsa mit rund 350 Kilometern Reichweite bekommen. Die E-Maschine mobilisiert 136 PS, ein maximales Drehmoment von 260 Newtonmetern und soll den Corsa-e in nur 2,8 Sekunden auf Tempo 50 sowie in respektablen 8,1 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen. Ist das Ende der Leistung in Sicht, kann der Akku am Schnelllader in rund 30 Minuten zu 80 Prozent geladen werden, die mögliche Ladeleistung liegt bei 100 kW. So ähnlich können die Werte auch beim E-Mokka aussehen.

Bis 2024 elektrifiziert Opel alle Baureihen

Opel will beim Thema E-Mobilität richtig nachlegen und bis 2024 soll es keine Baureihe mehr ohne die Option eines elektrischen Antriebs – batterieelektrisch (BEV) oder als Plugin-Hybrid (PHEV) – geben, zusätzlich zu den weiter optimierten Verbrennungsmotoren. So wollen die Rüsselsheimer eine führende Rolle bei der Reduzierung der CO2-Emissionen einnehmen. Gleichzeitig verringert Opel in seinem künftigen Portfolio drastisch die Komplexität, was die Effizienz und damit die Kostenstruktur gravierend verbessern soll. So kommen in Zukunft nur noch vier statt bislang zehn Motorenfamilien. Das ist nur mit effizient ausgelegten Plattformen mit vielen Gleichteilen möglich, was über Skaleneffekte die Kosten für Entwicklung und Fertigung senkt.

Auf der anderen Seite müssen diese Plattformen so modular aufgebaut sein, dass sie viele Freiheiten bei der Gestaltung der Fahrzeuge ermöglichen. So bleibt die Eigenständigkeit der vier Konzernmarken Opel, Peugeot, Citroën und DS erhalten, obwohl ihre Autos auf einer gemeinsamen Fertigungslinie vom Band laufen können. Da alle neuen Opel-Modelle zwar auf PSA-Technik basieren, aber in Rüsselsheim entwickelt werden, ergeben sich auch beim Design für Opel neue Freiheiten: So müssen die Rüsselsheimer nicht mehr Rücksicht auf andere Konzernmarken (wie noch unter GM etwa auf Buick) nehmen, simples Badge-Engineering ist bei PSA im Pkw-Bereich kein Thema.

Neben BEV und PHEV hat Opel auch kostengünstigere Mildhybrid-Varianten in der Entwicklung. Dabei setzt der PSA-Konzern auf ein neues elektronisches Doppelkupplungsgetriebe mit integriertem 48-Volt-Elektromotor von Punch Powertrain. Das Hybrid DT2-Getriebe zeichnet sich durch eine vergleichsweise geringe Anzahl von Komponenten aus, was eine kompakte Bauweise und geringes Gewicht ermöglicht. Dieses e-DCT soll sowohl in Pkw als auch in leichten Nutzfahrzeugen zum Einsatz kommen und 2022 marktreif sein.

Zukunftsprojekt Brennstoffzelle bleibt bei Opel

Und was ist mit der Brennstoffzelle? Da Opel 20 Jahre Erfahrung auf diesem Gebiet vorweisen kann, ist die Brennstoffzellen-Entwicklung innerhalb des PSA-Konzerns künftig im Forschungs- und Entwicklungszentrum (ITEZ) von Opel in Rüsselsheim angesiedelt und soll mit Hochdruck vorangetrieben werden. Insgesamt sind 15 sogenannte Kompetenz-Zentren im ITEZ untergebracht, in denen Opel seine klassischen Stärken einbringen kann, darunter etwa die Entwicklung von Sitzen, manuellen Schaltgetrieben oder Testautomatisierung.

Außerdem liegt bei den Opel-Ingenieuren die Verantwortung für die Entwicklung leichter Nutzfahrzeuge, die auf einer neuen, speziellen LCV-Plattform basieren, und einer neuen Generation von Vierzylindermotoren für alle Marken des Konzerns. Diese aufgeladenen Direkteinspritzer-Benziner mit variabler Ventilsteuerung sind für das Zusammenspiel mit Elektromotoren optimiert und kommen ebenfalls 2022 auf den Markt.

Da beim Astra zu diesem Zeitpunkt turnusmäßig nach sieben Jahren Bauzeit der nächste Modellwechsel ansteht, könnten diese Motoren zusammen mit dem Mildhybrid in der nächsten, auf EMP2 basierenden Astra-Generation ihre Opel-Premiere feiern.