Erster tödlicher Unfall mit selbstfahrendem Auto
Softwarefehler war Unfallursache

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Laut Polizei wäre der tödliche Unfall mit einem selbstfahrenden Uber-Fahrzeug vermeidbar gewesen – die Software war fehlerhaft. Außerdem schaute die Sicherheitsfahrerin während des Unfalls an ihrem Smartphone Fernsehen. Strafrechtliche Konzequenzen hat Uber nicht zu befürchten.

Die Ursache des tödlichen Uber-Unfalls im Jahr 2018 ist jetzt offiziell geklärt: Die US-amerikanische Verkehrsbehörde NTSB (National Transportation Safety Board) kommt in ihrem Abschlussbericht zu dem Ergebnis, dass eine fehlerhafte Software die Ursache war. Damals schob die Fußgängerin Elaine Herzberg ihr Fahrrad über eine mehrspurige Straße. Ein vom Fahrdienstvermittler Uber für autonomes Fahren ausgerüsteter Volvo XC90 überfuhr Herzberg, die noch am Unfallort ihren Verletzungen erlag – die Software hatte die Fußgängerin nicht erkannt.

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Die Polizei betonte, dass der Unfall „völlig vermeidbar“ war, weil hinter dem Steuer des XC90 eine Sicherheits-Fahrerin saß. Diese schaute aber während des Unfalls auf ihrem Handy Fernsehen. Damit bestätigen die Behörden die Vermutungen, die bereits kurz nach dem ersten tödlichen Unfall mit einem vollautonomen Fahrzeug auftauchten.

Keine strafrechtlichen Konsequenzen

Uber muss wegen des tödlichen Unfalls mit keinen strafrechtlichen Konsequenzen rechnen – US-Staatsanwälte fanden keine Grundlage, auf derer sie den Fahrdienstvermittler belangen könnten. Die Ermittlungen gegen die durch ihr Smartphone abgelenkte Sicherheitsfahrerin laufen allerdings weiter.

Die NTSB gab zusätzlich bekannt, dass es zwischen September 2016 und März 2018 insgesamt 37 Unfälle mit autonomen Uber-Fahrzeugen gegeben hat. Bei 33 dieser Unfälle war ein weiteres Auto beteiligt.

Alles über den ersten tödlichen Unfall mit einem vollautonomen Fahrzeug

Wie Auswertungen der Daten des Videoportals Hulu ergaben, schaute Vasquez die Sendung 42 Minuten lang – zum Unfallzeitpunkt um 21:59 Uhr brach die Übertragung ab. Zudem wertete die Polizei das von Uber aufgezeichnete Innenraumvideo des Volvo XC90 aus. Dies ergab, dass die Fahrerin während der letzten 22 Streaming-Minuten insgesamt sieben Minuten auf ihr Handy schaute. Erst eine halbe Sekunde vor dem Unfall hebt Vasquez laut Videoaufzeichnung ihren Blick wieder Richtung Straße – viel zu knapp, um noch zu reagieren. Jetzt droht Rafaela Vasquez ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung.

Laut britischen Medienberichten ist 44-jährige Rafaela Vasquez wegen bewaffnetem Raubversuchs vorbestraft. 2001 überfiel sie zusammen mit einer Mitarbeiterin die Blockbuster-Videofiliale, in der sie angestellt war, mit einer Pistolen-Replik, um die Tageseinnahmen zu rauben. Dafür wurde sie zu fünf Jahren Freiheitsentzug verurteilt, von denen sie vier Jahre absitzen musste. In den Gerichtsakten wird Rafaela Vasquez noch unter ihrem damaligen Vornamen „Rafael“ geführt.

Software erkannte wohl nur ein „unbedeutendes Hindernis“

Laut der US-Nachrichtenseite „The Information“ könnte die Software des Uber-Volvo versagt haben. Die Sensoren haben zwar die ein Fahrrad schiebende Fußgängerin erkannt, die Software hat die Erkennung fatalerweise aber als unbedeutendes Hindernis eingestuft. Zu solchen als „False Positives“ bezeichneten Hindernissen gehören beispielsweise über die Straße wehende Plastiktüten. Wenn das Rechensystem des Roboterautos davon ausgeht, ein „False Positive“ vor sich zu haben, fährt es mit unverminderter Geschwindigkeit weiter.

Laut Uber-Insidern war die Software kurz vor dem Unfall modifiziert worden, um allzu heftige Bremsmanöver der Uber-Volvos zu vermeiden. Schließlich wollte Uber bereits Ende 2018 im Großraum Phoenix autonome Fahrdienste anbieten. Die Stadt Tempe, in der der Unfall passierte, liegt südwestlich von Phoenix und geht nahtlos in Arizonas Hauptstadt über, womit der Ort zum genannten Großraum gehört. Laut „The Information“ hat eine Uber-Führungskraft, die anonym bleiben möchte, geäußert, dass die Software-Modifikation möglicherweise zu heftig ausgefallen ist.

Uber will schon bald wieder testen

Uber äußert sein großes Bedauern wegen des Unfalls und betont, dass die Programmierer die Software inzwischen gründlich überarbeitet haben. Als Berater für Verbesserungen hatte Uber den NTSB-Chef Christopher A. Hart gewinnen können. Die unabhängige Verkehrsbehörde NTSB (National Transportation Safety Board) ist mit der Untersuchung des Uber-Unfalls betraut.

Erste Meldung zum Unfall

In einem Nachrichten-Video eines lokalen TV-Senders war am 20.3. 2018 ein Volvo XC90 mit eingedrückter Front und beschädigter Motorhaube am Unfallort zu sehen. Daneben lag auf dem Bürgersteig ein Fahrrad mit verbogenem Vorderrad. Laut Reuters sagte ein Polizeibeamter, die 49-jährige Elaine Herzberg habe die Mill Ave um zirka 22:00 Uhr von links nach rechts überqueren wollen, an einer Stelle ohne Fußgängerüberweg. Die Frau erlag im Krankenhaus ihren Verletzungen. Der Uber-Volvo leitete weder einen Bremsvorgang noch ein Ausweichmanöver ein. Hieß es in den ersten Mitteilungen über den Unfall noch, der Wagen sei mit 40 Meilen pro Stunde (64 km/h) statt der erlaubten 35 Meilen pro Stunde (56 km/h) gefahren, vermeldet die New York Times am 24. März, dass an der Stelle 45 Meilen pro Stunde (72 km/h) erlaubt waren. Somit wäre das autonome Fahrzeug acht km/h langsamer gewesen als erlaubt.

Uber Unfall in Tempe Arizona Volvo XC90
Newsy
Der Unglücks-XC90 von Uber in Tempe am nächtlichen Unfallort. Das Fahrrad der verunglückten Fußgängerin liegt auf dem Bürgersteig - die Fußgängerin ist nicht auf dem Bild zu sehen.

Das Tempe Police Department hatte am 21. März ein Video von dem Unfall veröffentlicht. Die Kamerasysteme des autonomen XC90 haben sowohl den Bereich vor dem Fahrzeug als auch die Fahrerin selbst gefilmt. Zu sehen ist, wie die Fußgängerin plötzlich im Lichtkegel mitten auf der Fahrbahn auftaucht und der Wagen weiterfährt, ohne auf die Gefahrensituation zu reagieren. In einer ersten Stellungnahme der Polizei hieß es noch, Herzberg sei seitlich aus dem Dunkel auf die Fahrbahn getreten, weshalb ein Unfall nur schwer zu vermeiden gewesen wäre – inzwischen vermeldet die Polizei, dieses Zitat sei aus dem Zusammenhang gerissen. Kurz vor dem Aufprall stoppt das Video. Die Innenkamera zeigt die Sicherheitsfahrerin, die nicht ständig auf die Fahrbahn, sondern öfter nach unten schaut.

Das Video wirft die Frage auf, warum das autonome Uber-Fahrzeug keine Notbremsung einleitete. Die Radar- und Lidar-Systeme (Lidar: light detection and ranging, Abstandsmessung per Laser), mit denen der Wagen ausgerüstet ist, funktionieren unabhängig vom Tageslicht und hätten möglicherweise die Fußgängerin und ihr Fahrrad erkennen müssen und eine Vollbremsung einleiten können. Schließlich arbeiten die Systeme in einem 360-Grad-Winkel rund um das Fahrzeug und können so auch Bewegungen quer zur Fahrtrichtung des autonomen Fahrzeugs dedektieren (siehe Bild unten). Laut Video vergehen zirka zwei Sekunden vom Erscheinen der Fußgängerin im Lichtkegel bis zum Unfall. Spezialisten des U.S. National Transportation Safety Board (NTSB), der National Highway Traffic Safety Administration sowie die Tempe-Police-Abteilung für Verbrechen in Zusammenhang mit Fahrzeugen werten aktuell das Video aus.

Uber Volvo Systeme
Uber
Die Radar- und Lidar-Systeme des Uber-Volvo-XC90 decken in einem Winkel von 360 Grad den kompletten Bereich rund um das Fahrzeug ab.

Die Kamerabilder lassen keine Rückschlüsse darauf zu, was die Fahrerin sehen konnte, da Kameras bisher technisch kaum dazu im Stande sind, eins zu eins die Sicht eines Menschen bei Dunkelheit nachzuahmen. Die von Uber eingesetzte Kamera scheint einen vergleichsweise geringen Dynamikumfang aufzuweisen – sprich: Sie hat bei der Abbildung von Helligkeitsunterschieden Probleme. Youtube-User Brian Kaufman ist die Mill Ave in Tempe nachts abgefahren und hat seine Fahrt mit einer besseren Kamera gefilmt. Damit will Kaufman beweisen, wie schlecht die Uber-Kamera war. Auf seinem Video (unten) ist die Umgebung erheblich besser zu erkennen – die Unfallstelle ist bei 34 Sekunden erreicht.

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Uber zahlt an Schadensersatz an Familie des Unfallopfers

Uber bekundete in einem Tweet seine Bestürzung und kondolierte den Angehörigen der Frau. Den Behörden sicherte der Fahrdienstvermittler seine volle Kooperation zu. Die Uber-Flotte aus autonomen Fahrzeugen kommt weiterhin nicht zum Einsatz. Die US-Straßen-Sicherheitsbehörde NHTSA (National Highway Traffic Saftey Administration) entsandte ein Untersuchungsteam zum Unfallort und nahm mit dem zum chinesischen Geely-Konzern gehörenden Autobauer Volvo Kontakt auf.

Am 29. März hat sich Uber mit der Familie der verunglückten Fußgängerin über Schadensersatzzahlungen in unbekannter Höhe geeinigt. Cristina Perez Hesano, Anwältin der Familie Herzberg, teilte mit, dass sich der Ehemann und die Tochter von Elaine Herzberg nicht zu der Einigung äußern werden. Auch Uber selbst lehnt eine Stellungnahme zu dem Fall ab. Durch den schnellen Vergleich mit der Familie Herzberg hat Uber einen möglicherweise langwierigen Schadensersatzprozess vor Gericht vermieden.

Arizona entzog Uber Lizenz, Kalifornien verlängerte Zulassungen nicht, Nvidia, Toyota und Boston stoppten Tests

Unterdessen hatte der Gouverneur von Arizona die Uber-Tests komplett gestoppt und dem Fahrdienst-Vermittler die Lizenz wegen Sicherheitsbedenken entzogen. Diese Maßnahme war eine Kehrwende bei den Tests autonomer Fahrzeuge in dem US-Bundesstaat, der wegen seiner geraden Straßen und seines guten Wetters für Test mit autonom fahrenden Autos sehr beliebt ist. Die Regierung Arizonas hatte bis dahin immer betont, Tests mit Roboterfahrzeugen nicht regulieren zu wollen. Der republikanische Gouverneur Doug Ducey hatte Uber kurz zuvor Testflächen angeboten, ohne weitere Vorgaben. Auch erlaubte er, Fahrzeuge ohne Kontroll-Personal auf die Straßen zu schicken. Nach dem Unfall schrieb Ducey an den neuen Uber-Chef Dara Khosrowshahi, dass er das Unfall-Video „verstörend und besorgniserregend finde“ und dass der Film viele Fragen aufwerfe.

Auch das California Department of Motor Vehicles (California DMV) verlängerte die am 31. März 2018 ausgelaufene Test-Lizenz für autonom fahrende Uber-Fahrzeuge nicht. In Kalifornien sieht sich Uber unter anderem Vorwürfen von Fahrradfahrern ausgesetzt, seine autonomen Volvos vollführten unsichere Abbiege-Manöver. Sollte Uber in dem südwestlichen US-Bundesstaat weiterhin Roboterfahrzeuge testen wollen, müsse der Fahrdienst-Vermittler eine neue Lizenz beantragen und dabei Bezug auf den tödlichen Unfall in Arizona nehmen, so das California DMV.

Der Chiphersteller Nvidia aus dem kalifornischen Santa Clara stoppte anlässlich des Unfalls ebenfalls seine sämtlichen Tests mit Roboterautos auf öffentlichen Straßen. Nvidia-Testfahrzeuge waren unter anderem in den USA, Japan und Deutschland unterwegs. Der Chiphersteller gehört zu den führenden Entwicklern von Hard- und Software in Sachen sogenannter Künstlicher Intelligenz, die bei einigen Experten als wesentliche Voraussetzung für autonomes Fahren gilt. Laut Nvidia-Chef Jensen Huang war im Unfall-Volvo keine Technik seines Unternehmens verbaut. Nach Verkündung des Test-Stopps brach die Nvidia-Aktie an der Börse zeitweise um über acht Prozent ein.

Toyota gab in den USA bekannt, Tests mit autonomen Fahrzeugen im öffentlichen Straßenverkehr zu pausieren. Die Japaner gehen davon aus, dass ihre Testfahrer vom tödlichen Uber-Unfall emotional beeinflusst sind.

Boston, Hauptstadt des US-Bundesstaates Massachusetts, hatte alle autonomen Fahrzeugtests von NuTonomy (Softwareanbieter für Roboterautos) und Optimus Ride (Anbieter autonomer langsam fahrender leichter Elektrofahrzeuge) gestoppt.

Schon zuvor Unfälle und Verkehrsverstöße mit Uber-Autos

Der Unfall war ein schwerer Rückschlag für die Bemühungen von Uber und anderen Unternehmen, autonom fahrende Autos zur Serienreife zu bringen. Bereits am 16. März 2018 scheiterten die Google-Mutter Alphabet, Waymo und Uber mit einer Initiative im US-Kongress für Gesetze, die Test und Betrieb selbstfahrender Autos auf öffentlichen Straßen erheblich vereinfachen sollten.

Ubers Versuche mit selbstfahrenden Autos standen von Anfang an unter keinem guten Stern: Am 14. Dezember 2016 überfuhr ein Uber-Volvo in San Francisco eine rote Ampel. Für Fahrversuche dort hatte Uber keine Genehmigung. Die Stadt annullierte daraufhin die Betriebserlaubnis aller autonom fahrenden Uber-Autos. Daraufhin verlegte Uber seine Testflotte nach Arizona. Im März 2017 verunfallte in Tempe, wo sich jetzt der tödliche Unfall ereignete, ein anderer Uber-XC90 schwer, nachdem ihm von einem anderen Verkehrsteilnehmer die Vorfahrt genommen worden war. Der Volvo lag nach dem Unfall auf der Seite. In der Zwischenzeit hat Uber allerdings auch in seiner Heimatstadt San Francisco eine Testlizenz beantragt und erhalten.

Probleme wohl schon länger bekannt

Laut der New York Times hatte Uber schon länger Probleme mit seiner autonomen Testflotte in Arizona. Die Auswertung von über 100 Seiten interner Unterlagen und die Aussagen von zwei Uber-Mitarbeitern, die anonym bleiben wollen, ergeben, dass die Testfahrzeuge besonders in Bereichen mit Baustellen und neben Sattelschleppern Schwierigkeiten hatten. Außerdem mussten Uber-Fahrer anscheinend weit häufiger manuell in den autonomen Modus eingreifen als die Sicherheitsfahrer von konkurrierenden das autonome Fahren erforschenden Unternehmen. So berichtet die vormalige Google-Tochter Waymo, dass bei ihren Testfahrten 2017 im Schnitt nach 5.600 Meilen (9.012 Kilometern) ein Fahrereingriff nötig war, während Uber im März darum kämpfte, 13 Meilen (21 Kilometer) ohne Eingriff zu schaffen.

Außerdem sah sich Uber anscheinend unter Druck: Uber-Chef Dara Khosrowshahi wollte im April nach Arizona reisen. Gemäß den internen Unterlagen wollten ihm seine Entwicklungs-Chefs dort eine fehlerfreie autonome Fahrt präsentieren. Das Projekt hieß „Meilenstein 1: Vertrauen“ – und ist jetzt abgesagt. Laut New York Times ist der Unfall ein herber Rückschlag für Ubers Versuch, sein Firmenimage nach dem Abgang des im Juni 2017 zurückgetretenen Uber-CEOs Travis Kalanick aufzupolieren.

Bereits im Februar 2018 einigte sich Uber mit seinem Konkurrenten Waymo auf eine außergerichtliche Vergleichszahlung in Höhe von 245 Millionen Dollar, aktuell umgerechnet zirka 197 Millionen Euro (Beschluss US-Bundesbezirksgericht San Francisco, Aktenzeichen 3:2017cv00939). Waymo hatte im Februar 2017 Uber wegen des Diebstahls von Unternehmensgeheimnissen, Patentverletzungen sowie unlauterem Wettbewerb verklagt. Schließlich hatte Uber im Sommer 2016 das auf autonome Lkw spezialisierte Unternehmen Otto für 680 Millionen Dollar (umgerechnet zirka 548 Millionen Euro) gekauft. Einer der beiden Otto-Gründer ist der ehemalige Google-Techniker Anthony Levandowski, der vor der Übernahme durch Uber bei Waymo arbeitete und so in den Besitz wertvoller Daten gelangt sein soll. Die gerichtliche Vereinbarung ist laut Waymo vertraulich – ab sofort wollen beide Unternehmen jeweils ihre eigene Technik entwickeln. Beide Firmen tragen ihre eigenen Prozesskosten.

Haftungsausschluss für Mitfahrer

Bereits im September 2016 machten die selbstfahrenden Uber-Auto Schlagzeilen. Damals berichtete der „Guardian“ von einem Polizisten, der ein autonom fahrendes Uber-Auto nutzen wollte. Er habe ein Dokument unterschrieben, in dem Uber erklärt, dass sich die Technologie noch in Entwicklung befinde und dass die Fahrt in einem automen Auto zu schweren Verletzungen, Tod und dem Verlust von Besitztümern führen könne.

Im August 2016 hatte Ex-Uber-Chef Travis Kalanick gegenüber Bloomberg Businessweek gesagt, dass bisher keine Software existiere, die so sicher fahre wie ein Mensch. In den autonomen Uber-Autos sitzt immer ein Fahrer am Steuer.

Damals testete Uber das autonome Fahren in der Innenstadt von Pittsburgh, Pennsylvania, mit einer Flotte autonom fahrender Ford Fusion. Die Mitfahrt in den Versuchsautos war kostenlos. Uber wollte damit die Reaktionen der Passagiere testen. Der Test fand in einem 31 Quadratkilometer großen Gebiet in der Innenstadt von Pittsburgh statt, das zentimetergenau kartiert ist.

Uber und Volvo kooperieren seit 2016

Im August 2016 hatten Volvo und Uber die Kooperation bekannt gegeben, in die beide Unternehmen 300 Millionen US-Dollar investierten. Beide Unternehmen wollen gemeinsam autonom fahrende Autos entwickeln. Die Technik für den autonomen Uber-Volvo stammt aus der skalierbaren Produkt-Architektur des schwedischen Autoherstellers, auf der auch XC90 und S90 basieren. Beide Firmen wollen damit Techniken zum autonomen Fahren entwickeln und erforschen. Ab 2021 will Volvo das erste autonom fahrende Auto anbieten.

Tödlicher Unfall mit Tesla war nicht mit autonom fahrendem Auto

Im Mai 2016 war in Florida der „Fahrer“ eines Tesla Model S tödlich verunglückt, der sich auf das von Tesla überschwänglich „Auto-Pilot“ getaufte Assistenzsystem seines Elektroautos verlassen hatte. In ihrem Untersuchungsbericht wies die US-Behörde NTSB ein Jahr später dem Fahrer die volle Schuld zu: Er war zu schnell unterwegs gewesen und hatte die Hände nicht am Lenkrad. Der Autopilot hatte ihn mehrfach gewarnt.

Umfrage
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11417 Mal abgestimmt
Ja, wahrscheinlich sogar viel eher.Nein, da bleiben viele Probleme ungelöst.

Fazit

Der von einem vollautonomen Uber-Fahrzeug verursachte Unfall war laut Polizei vollkommen vermeidbar. Dabei beziehen sich die Beamten aber anscheinend nicht auf die fehlerhafte Erkennungssoftware, sondern auf die durch ihr Smartphone abgelenkte Sicherheits-Fahrerin – durch ihr Handy abgelenkte Fahrer verursachen jeden Tag schwere Unfälle.

Uber hat die Software nach eigenen Angaben gründlich überarbeitet – allerdings wäre es naiv zu glauben, dass das System jetzt alle erdenklichen Verkehrssituationen erkennt. Die Zeit der Sicherheitsfahrer hinter dem Steuer vollautonomer Autos dürfte noch nicht vorbei sein.

Aktuell weist alles darauf hin, dass Uber zwar eine Schadensersatz-Zahlung in unbekannter Höhe an die Familie des Opfer geleistet hat, aber keine strafrechtlichen Konsequenzen befürchten muss. Schließlich hat ein Mensch die grundlegende Software programmiert und ein Mensch hat diese Software auch für tauglich beim Einsatz für vollautonomes Fahren befunden. Da die US-Justiz keine Grundlagen gefunden hat, mögliche Verantwortliche zur Rechenschaft zu ziehen, stellt sich die Frage, ob eine Maschine im strafrechtlichen Sinne Schuld sein kann und ob hier möglicherweise Gesetzeslücken zu schließen sind.

Insgesamt ist die Euphorie um autonomes Fahren deutlich abgekühlt, aktuell rutscht das Thema in den Prioritätslisten der meisten Autohersteller weit nach unten.