Audi RS7 piloted driving concept
Mit 240 km/h ohne Fahrer auf der Rennstrecke

Autonomes Fahren klingt ungefähr so sexy wie Kamillentee. Aber jetzt lässt Audi mit dem RS7 piloted driving concept die Sau raus – ohne Fahrer im Renntempo auf dem kalifornischen Sonoma Raceway. Wir duften uns schon mal fahren lassen.

 Audi RS7 piloted driving
Foto: Audi

Vollgestopft mit Elektronik, die alle verfügbaren Fahrerassistenzsysteme abbildet, umrundet der RS7 im Renntempo den anspruchsvollen rennkurs im kalifornischen Sonoma. Dabei erreicht der RS7 Rundenzeiten auf dem Niveau eines ambitionierten Sportfahrers. Der RS 7 benötigte für den 4.050 Meter langen Kurs nur 2:01,01 Minuten. Für den Test in Kalifornien wurde der RS7-Prototyp mit dem Spitznamen Robby um gut 400 kg abgespeckt und in eine rote Grundfarbe gehüllt.

Unsere Highlights

Was der Prototyp auf der Rennstrecke kann, konnte er schon auf Rundkurs im Badischen Hockenheim beweisen. Für die Orientierung auf der Piste nutzt der Technikträger speziell korrigierte GPS-Signale. Diese zentimetergenauen Differenzial-GPS-Daten werden per WLAN nach dem Automotive-Standard und redundant per Hochfrequenzfunk ins Auto übertragen. Parallel dazu werden in Echtzeit 3D-Kamerabilder mit onboard-hinterlegten Bildinformationen abgeglichen. Beim Abbremsen liegen die Kräfte über 1,3 g, in den Kurven erreicht die mögliche Querbeschleunigung bis zu 1,1 g.

Audi RS7 piloted driving concept bis zu 240 km/h schnell

Nach bisherigen Tests stellt Audi eine Rundenzeit von etwa 2:10 Minuten bei stehendem Start für den GP Kurs in Aussicht. Der Top-Speed des 560 PS starken Audi RS7 soll in Hockenheim bei rund 240 km/h liegen. Auf freier Bahn könnte der RS7 auch bis zu 305 km/h schnell sein.

Selbstversuch im Audi RS7 piloted driving concept

Wie schnell und präzise das Audi RS7 piloted driving concept eine Rennstrecke umrundet, demonstrierte Audi bereits vor dem DTM-Finale im Motodrom von Oschersleben. Dort dürfen wir zunächst mit einem serienmäßigen 560 PS starken RS7 um den Kurs brettern, um eine Referenzzeit zu markieren. Danach heißt es umsteigen in den vollautomatischen RS7-Prototyp, der sich ganz von selbst auf die Jagd nach der Bestzeit macht.

Für die präzise Orientierung auf dem Kurs nutzt der Technologieträger hochgenaues Differenzial-GPS. Die Satellitendaten des herkömmlichen GPS sind mit ihren Abweichungen von mehreren Metern nämlich zu unpräzise fürs pilotierte Fahren, weshalb sie mit einem zusätzlichen Korrektursignal, das per Mobilfunk ins Auto gelangt, verfeinert werden. Gleichzeitig vergleicht eine Software die Aufnahmen einer Stereokamera mit den im Fahrzeug gespeicherten Landmarken, wovon die Positionierungsgenauigkeit profitiert.

Zur Beruhigung des machtlosen Beifahrers sitzt immerhin ein Fahrer am Steuer, der eingreifen kann, wenn es denn nötig sein sollte. Ist es aber nicht, der Computer lässt den RS7 präzise und mit bis zu 240 km/h um den Kurs fegen, steuert seine elektromechanische Servolenkung, die Drosselklappen und die Bremsen extrem präzise an. Mit bis zu 1,3 g verzögert der Audi stets an der gleichen Stelle, röhrt mit perfekt dosiertem Gaseinsatz aus jeder Kurve, geht sogar hinten leicht quer und schafft so fast die Bestzeit. Beeindruckend. Das sportlichste aller pilotiert fahrenden Autos kommt damit von Audi, und im Januar demonstrierte ein weiterer pilotiert fahrender A7 die Langstreckentauglichkeit der Technologie: Für 900 Kilometer vom Silicon Valley nach Las Vegas waren zwei Tage anberaumt.

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Erscheinungsdatum 08.05.2024

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