Diese Gebrauchten halten ewig
Der Top 20 Gipfel der Haltbarkeit

Viel zu viele Gebrauchtwagen gibt es, zu denen wir schreiben: "Darauf muss man achten", oder "Dies macht im Alter Probleme". Anlässlich unseres 20. Geburtstages im Internet blicken wir auf 20 Typen, die so wenig Kummer bereiten, dass sie locker so lange haltbar sind, wie wir alt.

BMW 5er
Foto: Andreas Jüngling, Hersteller

Es gibt Leute, die wechseln alle ein bis zwei Jahre ihr Auto, welche die jedes Fahrzeug bis zum bitteren Ende aufbrauchen, und eine ganze Menge dazwischen. Niemand jedoch dürfte große Lust darauf verspüren, ständig mit Defekten aller Art in die Werkstatt zu müssen – so viel steht fest. Zum 20. Geburtstag von auto-motor-und-sport.de zeigen wir Ihnen in alphabetischer Reihenfolge 20 Kandidaten, die über (mindestens) 20 Jahre üblicherweise keinerlei außerplanmäßige Arbeit benötigen.

Das große Gebrauchtwagen-Spezial

1. Audi A6 C7 (2011-2018)

Starten wir doch gleich mal ein wenig kontrovers. Der abgelöste Audi A6 besitzt – je nach Motorisierung – die per Softwareupdate zwangsbereinigten Skandaldiesel, verschleißt mit Schaltgetriebe gern Kupplungsbeläge, besitzt ansonsten meist die nicht unzweifelhafte S-Tronic (also ein Doppelkupplungsgetriebe), oder im schlimmsten Fall sogar die fragile stufenlose Multitronic. Lauter Gründe also, keinen A6 zu kaufen. Nun, zum einen müssen wir eine Lanze für die Audi S-Tronic brechen, die deutlich standhafter ist, als die meisten Doppelkuppler der Konzernschwester VW, zum anderen gibt es sehr wohl eine Antriebs-Idealbesetzung, die dem A6 ein langes Leben verspricht. Gemeint sind die bärenstarken V6-Diesel ab 313

PS, die serienmäßig mit der Achtstufen-Tiptronic antreten – also einer Wandlerautomatik. Die laufen fantastisch, bieten höchsten Antriebskomfort, tollen Klang, sowie problemlose, weil bewährte Haltbarkeit.

Audi A6 2.0 TDI, Frontansicht
Achim Hartmann
So ein junger gebrauchter A6 bietet eine Karosserie- und Innenraumqualität auf allerhöchstem Niveau. Mit dem richtigen Antrieb kommen Sie nicht nur überaus souverän voran, sondern auch dauerhaft haltbar. So wird er zum idealen Kandidaten, für Menschen, die wieder auf ein neues Auto angewiesen sein möchten.

2. BMW 2er Active Tourer F45 (2014-2021)

Sind Reiselimousine oder Luxuskombi eine Nummer zu pompös für Sie? Kein Problem, wir haben auch etwas ganz Vernünftiges in petto. Wie wär's mit einem BMW 2er Active? Zugegeben, innerhalb der BMW-Modellpalette wirkt der Kompaktvan so aufregend wie ein Glas stilles Wasser auf Zimmertemperatur. Dennoch hat er viele handfeste Vorteile auf seiner Seite. Er ist ungeheuer praktisch, sehr übersichtlich und leicht zu fahren, tadellos verarbeitet und auffallend problemlos haltbar. Gerade die letzten beiden Punkte waren noch kurz vor seinem Debüt 2014 in München alles andere als selbstverständlich. Und auch der 2er selbst krankte noch bis 2016 an einer dem Sparzwang geschuldeten Sollbruchstelle: einem Zwischenlager der Kurbelwelle bei den weitverbreiteten Dreizylindern. Eine zu schwache Auslegung führte fast zwanghaft schon nach ein paar zehntausend Kilometern zum Motorschaden. Das Problem war so eklatant, dass BMW selbst kulant mit Austauschmotoren nachhalf, sodass auch solche Exemplare heute sorglos gekauft werden können. Die hier genannten Vorzüge gelten übrigens auch für den extrem ähnlichen Plattformbruder BMW X1, sowie für den verlängerten 2er Gran Tourer.

Der 2er Active Tourer war bereits Kandidat in unserem Artikel über gebrauchte Familienautos:

3. BMW Fünfer F10 (2010-2017)

Wenn Ihnen Dreizylinder und Frontantrieb wie ein Sakrileg an der bayerischen Tradition vorkommen, können Sie auch getrost zu einem alteingesessenen Klassiker aus München greifen. Der 5er F10 fährt fantastisch – auch nach heutigen Maßstäben, ist dank eines hohen Alu-Anteils in der Karosserie leicht, bietet eine Fülle an hochwertigen Techniklösungen und gerade als Sechszylinder-Diesel mit Automatik einen der dauerhaften Spitzenreiter in der Ahnenhalle der Laufkultur. Das Gefühl, dass das Triebwerk beim sanften Beschleunigen verströmt, gleicht dem Eindruck, als würde dicke dunkle Bratensoße über sechs bayerische Knödel fließen. Viel schöner kann das Fahren mit Selbstzünder nicht sein. Übrigens sind 530d und Co. auch echte Sparkönige, die sich spielend mit Sechsliter-Verbräuchen bewegen lassen. Außerdem – darum geht es ja – sind sie anders als die frühen Vierzylinder (Vorsicht, üble Steuerkettenprobleme!) sehr lange haltbar. Zu ihren Gunsten raten wir auch weniger zu den Vier-, Sechs- und Achtzylinder-Benzinern im F10. Sie fallen zwar selten durch Totalausfälle auf, dafür aber oft mit kleinen bis mittleren Baustellen, wie etwa defekten Nockenwellenverstellern oder undichten Ventilschaftdichtungen.

4. Fiat 500 (seit 2007)

Der polnischstämmige Italiener schnitt in 20 Jahren auto-motor-und-sport.de nicht selten "nur" als Sieger der Herzen ab. Kreative Verarbeitung, ein etwas hoppeliger Fahreindruck, wenig Platz, und dabei ganz schön hohe Preise sind alles Gründe, die gegen den modernen Cinquecento sprechen. Im Kern seiner Technik, und ebenso, was seine stabile Karosserie und deren Rostschutz angeht, macht er aber fast nie echte Probleme. In der Stupsnase arbeitet meistens der sehr genügsame 1,2-Liter-Vierzylinder mit 69 PS, der, bis auf einen (günstigen) Zahnriemenservice alle fünf Jahre/120.000 Kilometer, praktisch nie wirklich kritisch auffällig wird. Ja, sie müssen immer mal eine durchgerostete Auspuffanlage oder verschlissene Bremsen einkalkulieren, doch deren Austausch kostet kleinstwagentypisch wenig und hilft dabei, den kleinen Schönling über viele Jahre zuverlässig am Leben zu halten.

Bestseller zum Bestpreis, Fiat 500
Achim Hartmann
Der niedliche Fiat 500 zeigt, dass (mit einigen Erhaltungsmaßnahmen) auch günstige Kleinstwagen durchaus in der Lage sind, jahrelang gut zu funktionieren.

5. Ford S-MAX/Galaxy, 2. Generation (seit 2015)

Typen wie die technisch baugleichen und hauptsächlich in der Silhouette unterschiedlichen Ford S-Max und Galaxy finden sich selten unter den Empfehlungen in den selbst ernannten Expertenrunden. Sie schafften es selten in die Herzen der Enthusiasten und waren mit ihrer Fülle an Technik und Ausstattung für pragmatische Familiennutzer nicht selten zu teuer. Nur in der Gunst von Vielfahrern mit extragroßem Platzbedarf fanden sie ein Plätzchen. Dort machten sie es sich dann mit dem hervorragend abgestimmten Fahrwerk, dem hohen Fahrkomfort, den sparsamen und zuverlässigen PSA-Einheitsdieseln und einem Raumangebot, das anderswo den Griff zum Nutzfahrzeug erfordert, richtig gemütlich. Den letzten Punkt müssen wir noch mehr verstärken: bis zu 2.339 Liter Stauraum finden sich selten bis gar nicht in Fahrzeugen, die in Machart und Fahreindruck vollständig PKW bleiben. Vergleichbar geräumige Hochdachkombis aus der Caddy-Klasse fahren da im Vergleich wie eine Postkutsche. Vom Kurs der ewigen Haltbarkeit werden die großen Fords gelegentlich mal durch verschlissene Fahrwerksteile oder leicht erhöhten Bremsverschleiß abgebracht – aber so viel Auto muss ja schließlich auch im Zaum gehalten werden. Hier finden Sie zehn Gründe für die Qualitäten von S-Max und Galaxy.

6. Honda Accord 8. Generation (2008-2015)

Honda beherrscht die Kunst, ein prinzipiell völlig langweiliges Auto begehrenswert zu machen, indem schlicht und ergreifend die größte Mühe auf eine makellos gute Abstimmung und blitzsaubere Funktionalität gelegt wird. Das klingt banal, und doch sind es zwei elementare Attribute, die manch populäreren Modellen fehlen. Noch einfacher formuliert: Der Accord ist einfach verdammt gut darin, ein stinknormales Auto zu sein – und genau das macht ihn zur Empfehlung. Als Mittelklasselimousine und -kombi gibt es mittelmäßig viel Platz, mittelmäßig viel Leistung, mittelmäßige Verbräuche und eine, wenn überhaupt, mittelmäßige Antriebsvielfalt. Doch im Zusammenspiel seiner Komponenten legt er einen Trumpf nach dem anderen auf den Tisch. Die Lenkung geriet BMW-artig gefühlsecht, das Fahrwerk verbindet astreinen Reisekomfort mit schön straffer Kurvendyamik, die Sitze könnten auch im Mercedes stehen, dann wären sie aber weniger samtig gepolstert. Die Motoren, speziell die Vierzylinder-Benziner, sind so laufruhig, wie drehfreudig, die Schaltung rastet, dass jeder Gangwechsel zur diebischen Freude wird. Und haltbar ist das Ganze auch noch. In den USA verkaufen sich Accords seit Generationen wie warme Semmeln. Dort haben sie auch mit biblischen Laufleistungen noch einen beständigen Gebrauchtwert. Das Ganze gilt übrigens auch für den Vorgänger, den wir bereits genauer vorgestellt haben.

7. Honda CR-V 4. Generation (2012-2018)

Die meisten Vorzüge, von denen wir schon beim Accord schwärmen, gelten auch für den CR-V. Hierzulande würde ihn wohl jeder mit dem Format des VW Tiguan beschreiben. Damit täte man ihm aber Unrecht, da der Vergleich eigentlich andersrum gezogen werden müsste. Während VWs Bestseller erst seit 2007 Richtung Zulassungsspitze reitet, zeigt uns der CR-V schon seit fast 30 Jahren, wie ungeheuer praktisch sich so ein kompakter SUV als Familienauto macht. Die vierte Generation ist da im Prinzip nur ein Musterbeispiel aus einer empfehlenswerten Ahnenreihe. Sofern Kontaktflächen, wie Sitze, Pedale und Lenkrad in kosmetisch einwandfreiem Zustand sind, dürfte es auch ausgewiesenen Experten kaum gelingen, ein Exemplar mit 100.000 Kilometern von einem mit 400.000 Kilometern zu unterscheiden. Das spricht für sich!

Honda CR-V 1.6 i-DTEC 4WD, Frontansicht
Dino Eisele
So ein Honda CR-V gehört nicht zu den Inselbegabten, sondern zu den Alleskönnern. Und diese Fähigkeiten halten lange vor.

8. Hyundai i40 (2011-2019)

Der i40 ist ein richtig interessanter Kandidat – nicht weil er als zuverlässig-braves Mittelklassemodell eine ähnlich anspruchslose Haltbarkeit an den Tag legt, wie die Hondas, sondern weil seinerzeit ganz bewusst auf die Ansprüche der westeuropäischen Vielfahrerschaft hin entwickelt wurde. Das zeigt sich am grundsätzlichen Konzept – ein Mittelklasseauto für jedermann, meist als Diesel und Kombi sowie in umfangreichen Maßnahmen zur Sicherstellung eines hohen Qualitätsniveaus mit möglichst langer Haltbarkeit. Dazu gehören im Verhältnis überdurchschnittlich aufwendige Schweißverfahren bei der Verwendung hochfester Stähle, für Hyundai neue Effizienzmaßnahmen in der Antriebstechnik und sogar Feinheiten wie besonders aufwendig gefertigte Heckleuchten mit möglichst geringem leuchtenden Anteil (man könnte auch sagen geringer Randdicke). Und was bringen diese Spielereien? Nun, mit dem i40 begann die heute bei Hyundai und Kia übliche extralange Garantiezeit – in dem Fall fünf Jahre. In jüngeren Jahren gehörte der i40 zu den mit Abstand wertstabilsten Mittelklassemodellen. Lange Rede, kurzer Sinn: So viel Qualität zählt sich auch noch nach Jahren aus.

9. Mazda 6, Typ GJ/GL (seit 2012)

Vernunft, Haltbarkeit, Rückleuchten ... Klingt alles zu banal für Sie? Autofahren hat doch auch was mit Herz und Seele zu tun? Man müsse sich schließlich wohlfühlen? Recht haben Sie. Der Mazda 6 zeigt, dass lange Haltbarkeit auch mit der gewissen Portion Verwöhnaroma vereinbar ist. Das grundlegende Konzept eines Mittelklasse-Japaners haben wir in diesem Artikel nun schon zur Genüge mit Lob überzuckert. Zeit auch mal etwas für die Sinne zu bieten. Stellen Sie sich vor, 2012 wäre eine Delegation von Jaguar von Coventry nach Hiroshima gereist, um dem Mazda 6 zu mehr Ästhetik und Luxus zu verhelfen. Speziell seit dem Facelift 2016 sowie für hochwertig ausgestattete Exemplare finden sich im Cockpit feinste Leder- und Ultrasuede-Oberflächen, drapiert mit Aluminium und offenporigem Edelholz. Türen und Schalldämmung erinnern an höchstpreisige europäische Konkurrenten. Und dann fährt das Ganze auch noch so gut, wie es aussieht: sinnliche Schaltgetriebe, drehfreudige Saugbenziner, kaum minder lebendige Diesel, ein feines Fahrwerk. Und was die Lebensdauer angeht, haben wir's dann wieder mit einem kreuzbraven Japaner zu tun.

10. Mercedes G-Klasse W463 (1979-2018)

Dass in der Rolle des Urgesteins in dieser Liste die G-Klasse zu finden ist, war zugegebenermaßen fast absehbar. Wir wollen sie aber nicht nur als Beispiel für gute Qualität und lange Haltbarkeit hernehmen, sondern eher als Exempel dafür, dass biblische Laufleistungen auch zwangsläufig mit einem gewissen Wartungs- und Pflegeaufwand einhergeht. Ohne Pflege, Konservierung, Schmierung (!) und hochwertige Ersatzteile segnet so eine G-Klasse schneller das Zeitliche als ein alter Toyota, dem die Pflege vorenthalten wird. Angesichts der teils aufwendigen Konstruktion ist diese Wartung das A und O. Bestes Beispiel ist der Weltreisende Gunther Holtorf, der auf seinem blauen 300 GD namens Otto insgesamt knapp 900.000 Kilometer abspulte – und das bei permanenter Überladung und auf unwegsamsten Terrain.

Der Hintergrund dieser Zuverlässigkeit kommt nicht von Ungefähr. Holtorf war zu Lebzeiten Flugzeugpilot und mit dem Konzept der vorzeitigen Wartung vertraut. Verschleißteile werden nicht im letzten Moment gewechselt, sondern bereits dann, wenn sie rein rechnerisch ihr Soll erfüllt haben. So hielt das Auto auch die heftigste Benutzung stets pannenfrei aus. Selbstverständlich lässt sich dieses Konzept zumindest teilweise auf jeden beliebigen Gebrauchten anwenden.

11. Mercedes E-Klasse W 211 (2002-2009)

Bleiben wir beim Stern. Die Autos aus Stuttgart genossen nicht umsonst über Jahrzehnte den Ruf, regelmäßig bis ins hohe Alter zuverlässig zu funktionieren. Daran konnte auch der rasch rostende W 210 (der übrigens kaum heftiger korrodierte als viele seiner sakrosankten Vorgänger) nicht rütteln. Ein hervorragendes Beispiel aus der Auto-Neuzeit ist die Baureihe 211, bei der man alles daran setzte, die Rost-Karriere endgültig zu beenden. Was blieb, war ein fantastischer Reisewagen mit viel Platz, hohem Komfort, zuverlässiger Technik, die von supersparsam bis superstark reicht, und einem erfreulich zeitlosen Design. Ähnlich wie mit alten Volvos können Sie sich auch in 20 Jahren wohl noch überall mit einem W 211 sehen lassen. Ersparen Sie sich allerdings den Ärger mit der überkomplizierten SBC-Bremse und wählen Sie ein Faceliftmodell mit herkömmlichen Stoppern.

12. Mercedes E-Klasse W 212 (2009-2016)

Ist Ihnen der 211 zu alt? Dann wählen Sie doch einfach den deutlich moderneren W 212! Der transportiert fast identische Tugenden in ein noch luftigeres, spürbar moderneres Format. Die Karosserie ist nicht nur größer, sondern auch steifer und mit mehr Radstand und Spurweite ausgestattet. So wächst der ohnehin höchst spurtreue Mercedes-Charakter zu einem Fahreindruck, der bei hohen Geschwindigkeiten dem eines ICE-Schnellzugs ähnelt. Dennoch gibt es kleinere Wehwechen, doch die fangen meist erst bei mehreren Hundertausend Kilometern auf der Uhr an. Die V6-Diesel (übrigens auch im späten W 211 verbaut) sind zwar mechanisch nicht minder haltbar wie ihre archaischen Reihenmotor-Vorgänger, doch kränkelt ab und an ihre Peripherie. Auf diese Kleinigkeiten gehen wir in unserem großen Gebrauchtwagencheck zur Baureihe genau ein. Achtung: Der W 212 rostet zwar äußerlich nirgends, besitzt aber einen Hinterachsträger, der aufgrund eines Materialfehlers oft heftig im Verborgenen rostet. Hier ist Mercedes aber kulant und verhilft zum ewigen Leben.

13. Opel Corsa E (2014-2019)

Nach so vielen großen Autos wird es Zeit, mal einen gut bezahlbaren Kleinwagen mit hoher Zuverlässigkeit vorzustellen. Das beste Beispiel ist hier der Opel Corsa E – also der Corsa der fünften Generation, nicht das aktuelle Elektromodell. Der gehört zwar nicht zu den spektakulärsten Kleinwagen, die die Welt je gesehen hat, bereitet dafür aber fast nie Probleme, die sich nicht für ein paar Euro in jeder Werkstatt beheben lassen. Er besitzt schlicht einen ausgesprochen hohen Reifegrad. Der kommt nicht von ungefähr, da es sich beim Corsa E streng genommen nur um ein großes Facelift des Corsa D handelt. Ein Großteil der Bodengruppe und der ohnehin schon soliden Technik wurden übernommen, Schwachpunkte, wie die einst labilen Getriebe beseitigt. Aber keine Sorge: Der Corsa ist nicht einfach nur haltbar – das wäre etwas langweilig. Er fährt auch einfach gut. Die Fahrwerksabstimmung zeigt eine gekonnte Mischung aus agiler Leichtigkeit und erwachsenem Fahrkomfort und die Motorenpalette bietet die Wahl auf sparsame und spurtstarke Triebwerke. Auch ihn haben wir bereits im Detail durchleuchtet.

14. Opel Zafira C (2011-2019)

Wir bleiben im alten Rüsselsheim – also noch vor der Übernahme durch Stellantis – nehmen gleich noch mehr Insassen und Gepäck mit: Die Rede ist vom Zafira, den es in der Form seit 2019 nicht mehr gibt. Unter dem Namen firmiert jetzt die Zivilversion des Kleintransporters Expert/Jumpy/Vivaro/Scudo. Anders als bei diesen aktuellen Pendants, bedienten sich die ersten drei Zafira-Generationen noch an Plattform und Technik des zeitlich zugehörigen Astra, nutzen also ein reines PKW-Fahrwerk. Übrigens: Schon die erste Generation von 1999 besaß das clevere Flex-7-Sitzkonzept, zu dessen Unterbringung man bei Opel eine Bodengruppe von niemand geringerem als Porsche entwickeln ließ. Doch zurück zum Zafira C: Der Kompaktvan bietet viel Platz, hat aber einen schlankeren Fußabdruck als die bereits empfohlenen Ford Galaxy und S-MAX. So wirkt er trotz seines stattlichen Gewichts und des hohen Komforts niemals sperrig – im Gegenteil: Sein Fahrwerk ist astrein abgestimmt und die Lenkung arbeitet sehr präzise. Haltbar machen ihn die sehr hochwertige Karosserieverarbeitung, und die durchweg problemlosen Benzinmotoren. Für die Diesel gilt diese Empfehlung nur bedingt.

15. Porsche 911, Typ 997 (2004-2012)

Höchste Zeit, zu beweisen, dass zu den haltbarsten der Haltbaren durchaus nicht nur fade Familienkutschen oder trockene Taxis gehören. Nein, auch der deutsche Sportwagenklassiker schlechthin findet hier seinen Platz. Der 997 folgte auf den 996, der gemeinsam mit dem Boxster den Hersteller aus einer misslichen finanziellen Lage retten musste. Im 996 debütierte nicht nur die Wasserkühlung, sondern auch die erste vollständig neu entwickelte Karosserie seit 1963. Nur qualitativ war er noch nicht ganz auf angemessener Höhe. Dies sollte dann der 997 richten, der als Weiterentwicklung seines Vorgängers an den Start ging. Mit klassischeren Scheinwerfern und einem viel hochwertigeren Interieur war dieser auf Anhieb ein Erfolg. In unsere Top-20-Liste schafft er es aber erst nach dem Facelift 2008. Grund sind die hier eingeführten Direkteinspritzungsmotoren ohne labile Zwischenwelle. Gleich mehrere konstruktive Schwachstellen aus der ersten Wasserboxergeneration wurden hier beseitigt. So wird der Porsche auch nach vielen Jahren noch Freude bereiten.

16. RAM 1500, 5. Generation (seit 2018)

Schlagen wir doch mal kurz ein wenig über die Stränge. Wie wäre es mit einem 2,5-Tonnen-schweren V8-Koloss, der in etwa denselben Parkraum einnimmt, wie ein Sprinter mit langem Radstand? Sofort einleuchtend dürfte hier höchstens erscheinen, was ihn so haltbar macht: der gering belastete 5,7-Liter-V8 mit Stößelstangenantrieb in Kombination mit der millionenfach bewährten ZF-Achtstufenautomatik, dem stabilen Leiterrahmen und Antriebskomponenten in Nutzfarhzeugspezifikation. Das hält einfach. Doch was genau macht ihn empfehlenswert für den ganz normalen Autoalltag? Nun, er zieht 3,5 Tonnen, bietet Platz für so gut wie alles und jeden, bietet ein fantastisches Fahrgefühl und ist gar nicht mal so unhübsch gemacht. Vergessen Sie nicht, was hierzulande ein eher exotisches Modell ist, gehört in seinem Heimatland, den USA, zu den mit großem Abstand meistverkauften Autos. Das begründet auch den hohen technischen Aufwand, der in ihm steckt: Luftfederung mit adaptivem Fahrniveau, aktive Aerodynamikteile, aktive Schwingungstilgung am Rahmen, ein gut bedienbares XXL-Infotainment im Tesla-Format, und so weiter. Übrigens: Im Alltag schluckt so ein Pick-up um die 14 Liter Benzin, oder eben Autogas. Umrüstungen gibt's schon "ab Hafen" mit Garantie vom Importeur. So entsprächen die Verbrauchskosten einem Diesel, der um die 7,5 Liter schluckt. Häufig sind die fast immer sehr gut ausgestatteten RAMs zudem um einiges günstiger, als etwa eine Mercedes V-Klasse oder ein VW Multivan. Gar nicht so unvernünftig, oder?

Ram 1500 5.7
Hans-Dieter Seufert
Das Leben im Full-Size-Pickup ist nicht nur ungemein praktisch, sondern auch noch unheimlich entspannend. Im wohnzimmerartigen Interieur finden wirklich alles und jeder Platz und fühlt sich auch nach längsten Fernreiseetappen noch pudelwohl. Dank zuverlässi funktionierender Autogasanlagen ist das Ganze sogar ökonomisch zu bewegen

17. Toyota Land Cruiser J20 (2008-2021)

Setzen wir doch gleich noch einen drauf: Der Toyota Land Cruiser mit V8 ist hierzulande noch weniger verbreitet als der ohnehin schon seltene "kleine Land Cruiser", genannt Prado und meistens mit Vier- und Sechszylindermotoren ausgerüstet. Der ist ebenso ewig haltbar, doch nur der V8 verkörpert eindrucksvoll die entwicklerischen Maßstäbe, die Toyota mit diesem SUV "für Profinutzer" an den Tag legt. Das Auto ist teuer, extrem wertbeständig und kommt stets mit einem recht zünftigen Verbrauch daher. LPG-Umrüstungen sind viel seltener zu finden als etwa bei Amerikanern. Und wo ist der Reiz? Nun, der Land Cruiser gehört schlicht zum robustesten, was im PKW-Sektor auf der Welt zu finden ist. Wer in ein Minimum an Wartung investiert, kann sich sehr sicher sein, dass das Auto bis in alle Ewigkeit halten wird. Das macht ihn sogar als Basis für Panzerfahrzeuge, den Expeditionseinsatz oder als Wüstenmobil im Nahen Osten beliebt. Trotz aller Haltbarkeit ist er aber nie ein günstiger Spaß.

18. Toyota Prius, 4. Generation (2016-2022)

Genug Hybris, her mit Hybrid! Auch Toyotas altvorderer Teilzeitstromer verdient seinen Platz in dieser Liste – selbst wenn er Fans und Feinde spaltet, wie kaum ein Zweiter. Der Grund ist simpel: Schon zu Beginn ging es darum, ein möglichst effizientes Auto auf die Räder zu stellen, bei dem trotz optimiert-aerodynamischer Keilform nebst Kammheck möglichst viel Platz für die Insassen zur Verfügung steht, obwohl Akku und Elektromotor ebenfalls mit an Bord müssen. Dass mit diesem – vorwiegend für den amerikanischen Markt entwickelten – Sparmobil viele Kilometer abgerissen werden würden, war ebenfalls schon zu Anfang klar. So gesellte sich zur ohnehin schon Toyota-typischen Zuverlässigkeit noch eine Extraportion Sorgfalt. Wer sich nach vielen Jahren um die Gesundheit seiner Akkuzellen sorgt, dem sei gesagt, dass es mittlerweile zahllose spezialisierte Fachbetriebe gibt, die sich für faire Preise genau damit befassen. So ist auch hybrider Sparspaß über Jahre gesichert.

Toyota Prius
Toyota
Schon seine Form lässt es erahnen. So gut wie alles am Prius ist auf Funktionalität und Sparsamkeit hin optimiert. Damit geht selbstverständlich auch eine überdurchschnittlich durchdachte Karosseriefertigungsqualität einher.

19. VW Golf IV (1997-2006)

Aus alphabetischen Gründen kommt ein echter Vorreiter unserer 20 Haltbarkeitskönige (fast) zum Schluss. Der Golf IV gehört zu den reinsten Destillaten der Ära Piech. Um die frühen 2000er setzte er Maßstäbe für die Qualitätsanmutung der Kompaktklasse. Wer sich eine Generation zuvor in Golf, Astra, Escort oder 306 schwang und die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ, war in einem praktischen, aber noch immer recht rumpeligen Kompakten angekommen. Geräuschdämmung, Materialien, der Umfang von Innenraumverkleidungen und der eigentliche Soliditätseindruck lagen um Welten hinter dem, was VW 1997 als vierte Generation Golf enthüllte. Der damals neue Golf war kein billiges Auto – speziell in der Entwicklung. Hinterschäumte Kunststoffe, ein fein abgestimmtes blau-rotes Innenraumlichtkonzept, und auch viele wertvolle Detaillösungen zeigten, was auf kompakter Plattform möglich war. Diese Details umfassten Elementares, wie die Einführung des CAN-Bus oder der legendär haltbaren Pumpe-Düse TDI-Motoren mit markantem Drehmoment-Punch, und auch Kleinigkeiten, wie eigene, fest mit der Tür verbundene Metallhalterungen für die Lautsprecher in den Türen, die für einen merklich klareren Sound sorgen. Heute ist es die endlose Verfügbarkeit günstiger Ersatzteile, die perfekte Erreichbarkeit der meisten Komponenten (auch für Selberschrauber) und die schier biblische Haltbarkeit des 1,9-Liter-TDIs, die mittlerweile zum Internet-Meme reift, die den Golf IV zur Dauererscheinung machen.

20. VW T5/T6 (2003-2023)

Wenn das mal kein passender Abschluss ist! Der T5 und seine dezente Weiterentwicklung T6 lebte genau 20 Jahre lang als fester Bestandteil im VW-Nutzfahrzeugportfolio. Genau wie unser Onlineauftritt hat diese Erfolgskonstruktion im Jahr 2003 das Licht der Welt erblickt. Ähnlich wie beim gerade erwähnten Golf IV folgte der T5 auf einen Vorgänger, der relativ häufig mit üblen Rostproblemen zu kämpfen hatte – trotz haltbarer Technik. Das kann der T5 bis heute viel besser. Anders als beim T4 sind hier etwa die Seitenteile aus einem einzigen Blechteil gepresst, anstatt aus einzelnen Modulen zusammengefügt. Allein das macht selbst geschundene Packesel deutlich langlebiger als je zuvor. Freilich gibt es in allen Generationen einzelne Motor- und Antriebskombinationen, die immer wieder für Ärger sorgen. Wer die mit etwas Köpfchen umschifft, erhält ein recht teures, aber dafür problemlos haltbares Allzweckfahrzeug mit dem einzigartigen Busfahrer-Gefühl.

VW, Multivan, United, Sondermodell, 2009
Hersteller
Dass ein solcher Multivan bereits zwanzig Jahre auf dem eckigen Buckel haben kann, sieht man ihm auf den ersten Blick wahrlich nicht an. So geht zeitloses Design!

Zum Schluss bleibt zu sagen: Sehen Sie unsere Top-20 gern als Ideenanreger für die eigene Gebrauchtwagensuche. Leider lässt sich selbst für die absolut zuverlässigsten Modelle nie eine Haltbarkeitsgarantie aussprechen – so viel muss klar sein. Ausnahmen bestätigen die Regel, und angeblich gibt es sogar in Japan mal das eine oder andere Montagsauto.

Fazit

Das "Heutzutage" ist im Sprachgebrauch der autoaffinen seit jeher ein etwas mystisch anmutender Angstgegner, in dem offenbar keine haltbaren oder zuverlässigen Autos mehr gebaut werden. Wer 2003, also vor immerhin 20 Jahren, vom "Heutzutage" sprach, dachte vermutlich noch zurück an die frühen 80er-Jahre. Mit wohligem Gefühl stellen wir fest, dass seitdem – und durchaus auch im "Heutzutage" der Jetztzeit – sehr wohl zuverlässige, lang haltbare Autos gebaut wurden. Und das in sämtlichen Formen und Farben! Vielleicht ist auch Ihr nächster Gebrauchtwagen dabei!

Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 10 / 2024
AUTO MOTOR UND SPORT 10 / 2024

Erscheinungsdatum 25.04.2024

148 Seiten