Mercedes SL 400 im Fahrbericht
So fährt der neue Basis-SL mit 367 PS

Was treibt eigentlich der große Mercedes-Roadster so? Hat sich frisch gemacht. Fahrbericht des Zweisitzers mit V6-Biturbomotor und 367 PS.

Mercedes SL 400, Seitenansicht
Foto: Walter Tillmann

Allmählich ist die Zeit reif für eine neue literarische Gattung: die Mercedes-Preisliste. In der des SL findet sich auf Seite 43 Sonderausstattungscode 246, "Analoguhr", für 261,80 Euro. Solche schrägen Kleinigkeiten gab es schon immer und wird es wohl auch immer geben. Für den Mehrpreis von 1.338,75 Euro gegenüber dem Vorgänger erhält der SL-400-Käufer ein nun 367 statt 333 PS starkes V6-Biturbo-Triebwerk sowie ein Neun- statt Siebenstufen-Automatikgetriebe.

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Mercedes SL 400 mit überarbeitetem V6-Biturbo

Zu wenig Leistung für einen Traumwagen-Klassiker? Eben nicht. Immerhin liefert das Dreiliter-Aggregat ein maximales Drehmoment von 500 Nm (zuvor: 480 Nm), das zwar erst bei 2.000/min anliegt, den mehr als 1,7 Tonnen des Zweisitzers jedoch mit angemessener Respektlosigkeit begegnet. Sogar hören soll man das, denn beim Start eruptiert der V6 kurz bellend, verkrümelt sich dann in einen kaum merklichen Leerlauf, um bei Gasgeben metallisch-kehlig zu röhren - vielleicht sogar ein bisschen zu offensiv.

Mercedes SL 400, Verdeck schließt
Walter Tillmann
Das Stahlklappdach lässt sich nun auch bis 40 km/h vollelektrisch betätigen.

Nicht falsch verstehen: Aufgerüstet mit wankausgleichendem Fahrwerk,19-Zoll-Rädern sowie im Sport-Modus durchaus verbindlicher Lenkung lässt sich der Mercedes schon ziemlich draufgängerisch durch Kurven knechten, bis dann eben doch mal die Vorderräder wegschmieren. Das Getriebe reagiert fix auf Schaltbefehle per Paddel, der wache, entschlossen laderpfeifende Motor liefert tapfer Leistung. Ja, selbst die vielfach verstellbaren, groß dimensionierten Sitze bieten jetzt noch genügend Seitenhalt - doch obwohl das alles Freude bereitet, entspricht es einfach nicht der ingenieurhaften Seriosität des SL.

Immer schön locker bleiben

Er will viel lieber demonstrieren, dass die Neigetechnik des komfortablen optionalen ABC-Fahrwerks (hebt die Karosserie um bis zu 2,65 Grad in die Kurve hinein) die Insassen vor zu viel schnöder g-Kraft bewahrt. Dass sich der Fahrer an der Ampel nicht mehr unter Druck setzen lassen muss, weil das Hardtop bei bis zu 40 km/h im Kofferraum verschwindet - und sich dabei die Gepäckabdeckung automatisch schließt. Und dass das neue Getriebe unmerklich schnell in Gang Nummer neun flutscht, um die Drehzahl niedrig zu halten. Alles so schön entspannt hier. Also doch nicht die Uhr mitbestellen.

Vor- und Nachteile
Fazit
Offenfahren, wenn Windschott und Seitenfenster versenkt bleiben - sehr angenehm
sieht auch besser aus
kräftiger und kultivierter Basismotor
akustische Sportlichkeit mit der Brechstange
kleinliche Aufpreisliste
Technische Daten
Mercedes SL 400
Grundpreis100.412 €
Außenmaße4631 x 1877 x 1315 mm
Kofferraumvolumen241 bis 345 l
Hubraum / Motor2996 cm³ / 6-Zylinder
Leistung270 kW / 367 PS bei 5500 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h
Verbrauch8,6 l/100 km
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AUTO MOTOR UND SPORT 10 / 2024
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Erscheinungsdatum 25.04.2024

148 Seiten