Erster Dämpfer für Aston Martin
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GP Spanien 2023

Sechs Rennen lang war Aston Martin die Nummer zwei hinter Red Bull. In Barcelona musste sich der Aufsteiger der Saison hinter Mercedes und Ferrari anstellen. Lag es am Setup, am Upgrade oder ist die Konkurrenz besser geworden?

Lance Stroll - GP Spanien 2023
Foto: Aston Martin

Aus Mercedes und Ferrari wurde man lange nicht schlau. Die beiden Topteams zeigten sechs Rennen lang eine schwankende Form. Die Konstante hinter Red Bull war Aston Martin. Fernando Alonso fuhr fünf Mal auf das Podium. Und ein Mal verpasste er den dritten Platz nur um 0,8 Sekunden.

In Barcelona lag das Podium plötzlich 31 Sekunden entfernt. Aston Martin musste sich hinter Red Bull, Mercedes und Ferrari anstellen. Alonso hatte nach dem Rennen keine Begründung parat. Nur so viel: "Uns fehlte einfach der Speed. Sowohl auf den weichen als auch auf den harten Reifen. Heute hätte uns keine Strategie weiter nach vorne gebracht."

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Verkehr keine Entschuldigung

Die Startplätze sechs und acht haben sicher nicht geholfen, waren aber keine Ausrede. Sergio Perez und George Russell gingen von schlechteren Startpositionen aus ins Rennen und kamen vor den beiden grünen Autos ins Ziel. Nicht durch eine klügere Boxenstrategie, sondern durch das bessere Renntempo.

Am Samstag gab es noch Erklärungen. Alonso hätte ohne die Beschädigungen am Unterboden und den Fehler in Kurve 10 in der letzten K.O.-Runde vielleicht auf den zweiten Startplatz fahren können. Beides zusammen hat ungefähr sieben Zehntel gekostet. Doch auch dann wäre sein Aston Martin im Rennen nicht schneller gewesen.

Fernando Alonso wurde schon nach sieben Runden von Russell überholt. In der 31. Runde ging Perez an ihm vorbei. Das wäre ihm bei einem Start aus der ersten Reihe wohl auch passiert, nur später im Rennen. "Es wäre auch bei einem Start von weiter vorne schwer gewesen, die Mercedes hinter uns zu halten. Sie waren sechs bis sieben Zehntel schneller als wir", gab Teamchef Mike Krack zu.

Fernando Alonso & Lance Stroll - GP Spanien 2023
Aston Martin
Lance Stroll und Fernando Alonso fuhren in Spanien auf den Plätzen sechs und sieben.

Reifenabnutzung stärker als erwartet

Lance Stroll hatte die meiste Zeit freie Sicht nach vorne und damit beste Bedingungen. Am Ende kam er sechs Sekunden vor Esteban Ocon ins Ziel. Und die Alpine waren bis jetzt noch nie ein Gegner für den WM-Dritten. Alonso versuchte dem Verkehr durch späte Boxenstopps zu entkommen. Als er dann endlich allein unterwegs war, sanken die Rundenzeiten zwar auf ein gutes Niveau, doch es war zu wenig, um entscheidend Boden gutzumachen.

Gleich nach dem Rennen hatten weder Krack noch die Fahrer eine Erklärung für den Einbruch: "Wir müssen verstehen, warum das so war." Speziell in der Paradedisziplin Reifenmanagement, die in den ersten sechs Rennen immer eine Trumpfkarte der grünen Autos war. Stroll gab zu: "Unsere Reifenabnutzung war stärker als erwartet. Weil die Autos um uns herum diese Probleme nicht hatten, müssen wir nachforschen, woran es lag."

Theorien dazu gab es viele, eine Erklärung noch nicht. War das Streckenlayout schuld, das Upgrade, die Fahrzeugabstimmung oder haben die Gegner mit ihren Neuentwicklungen einen größeren Schritt gemacht? Alonso konnte auch nur Vermutungen anbieten: "Vielleicht spielen viele Faktoren zusammen eine Rolle. Die Strecke war nicht ideal für uns. Es hat am Freitag lange gedauert, bis wir mit dem Auto zufrieden waren. Und die Upgrades unserer Konkurrenten haben möglicherweise erst jetzt ihr Potenzial gezeigt."

Lance Stroll - GP Spanien 2023
Aston Martin
Aston Martin setzt große Hoffnungen auf das Upgrade in Montreal.

Quittung für einen schlechten Freitag

Der Freitag setzte bei vielen Teams den Ton für den Rest des Wochenendes. Wer da Probleme hatte, die Fahrzeugabstimmung, die Pirelli-Reifentests und das Datensammeln für neue Teile unter einen Hut zu bekommen, bezahlte am Samstag und Sonntag.

Das ist nicht nur Aston Martin so passiert. Auch bei Ferrari lief es nicht rund. Mercedes dagegen schaffte die Kehrtwende. Vielleicht auch, weil beide Fahrer bewusst mit Alternativ-Setups auf die Strecke geschickt wurden, um daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Aston-Martin-Chefingenieur Tom McCullough gab zu: "Wir kamen am Freitag nicht in unseren gewohnten Rhythmus. Wir haben viel Zeit mit den Testläufen für unsere Upgrades und für Pirelli verloren. Dazu kam, dass die neue Streckenführung eine andere Abstimmung als früher verlangt hat. Wir haben gehofft, dass wir den Rückstand am Samstag aufholen könnten, aber dann kam uns der Regen dazwischen, der die Strecke wieder grün gewaschen hat. Wenn es dann so eng zugeht, landest du schnell mal am anderen Ende deiner Gruppe."

Fernando Alonso - GP Spanien 2023
Aston Martin
Fernando Alonso hatte keine Erklärung für die Formdelle. Ausgerechnet beim Heimspiel lieferte Aston Martin die schwächste Saisonleistung ab.

Upgrade in Montreal

Beide Fahrer hatten das Gefühl, dass in ihrem Auto mehr steckte als es die Rundenzeiten zeigten. Die nicht optimierte Abstimmung führte im Rennen dazu, dass der sonst so schonende Umgang des Aston Martin AMR23 mit den Reifen aus den Fugen geriet. "Je nach Temperatur hat der gleiche Reifentyp mal besser, mal weniger funktioniert", wunderte sich Teamchef Mike Krack.

Der Luxemburger sah in dem Ergebnis weder eine Trendwende noch eine Niederlage. Man müsse sich immer klarmachen, wo das Team herkomme. Dass man sich sechs Rennen lang vor Mercedes und Ferrari halten konnte, lag auch daran, dass die Schwergewichte nur selten ihre Normalform erreicht haben. "Wir sollten nicht allzu enttäuscht mit dem Ergebnis sein. Trotz der Probleme haben wir immer noch solide Punkte gesammelt."

Auf Mercedes hat die Truppe aus Silverstone 19 Zähler verloren, auf Ferrari vier gewonnen. Der fünftplatzierte Alpine liegt bereits 94 Punkte zurück. Und in Montreal will Aston Martin wieder angreifen. In Kanada soll das größte Upgrade der ganzen Saison kommen. Nachdem in Monte Carlo und Barcelona die Flügel neue Formen bekamen, müsste jetzt eigentlich der Unterboden dran sein.

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