24h-Rennen Nürburgring Top-Qualifying
Pole-Sensation von Ferrari

Ferrari gehört beim 24h-Rennen Nürburgring eher zu den Underdogs. Doch Octane126 ist es mit Luca Ludwig gelungen, die Pole-Position vor BMW zu holen. Zwei Audi schafften es in die Top 5. Der beste Mercedes-AMG landete auf Platz acht, der schnellste Porsche nur auf Position neun.

Ferrari 488 GT3 Evo2 - Startnummer #26 - 24h-Rennen Nürburgring - Nordschleife - Donnerstag - 26.5.2022
Foto: Stefan Baldauf / Guido ten Brink

Die 50. Ausgabe des 24h-Rennens schreibt schon beim Kampf um die Pole-Position die ersten emotionalen Geschichten. Denn ausgerechnet der Ferrari 488 GT3 des Schweizer Octane126 Teams als Einzelkämpfer schaffte es, sich den ersten Startplatz zu sichern. Luca Ludwig ließ es mit einer Rundenzeit von 8.09,469 Minuten im Einzelzeitfahren um die Nordschleife fliegen und schenkte mit den Goodyear-Reifen dem härtesten Verfolger Augusto Farfus im Rowe-BMW M4 GT3 (#99) 1,171 Sekunden ein.

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"Ich habe es gehofft, aber man kann es natürlich nicht erahnen", sagte Ludwig anschließend. Für das Team ist es ein ganz spezieller Erfolg, denn beim 24h-Qualirennen wurde das Auto komplett zerstört und musste neu aufgebaut werden. "Gestern hatten wir noch Abstimmungsprobleme, aber jetzt lief es perfekt. Wir sind auf Augenhöhe mit den anderen Reifenherstellern, das sollte morgen gehen."

Lamborghini Huracan GT3 - Startnummer #7 - 24h-Rennen Nürburgring - Nordschleife - Donnerstag - 26.5.2022
Stefan Baldauf / Guido ten Brink
Der Konrad-Lambo (#7) raste auf den dritten Startplatz für das 24h-Rennen Nürburgring 2022.

Mercedes und Porsche hinken hinterher

Hinter dem Rowe-BMW von Farfus, der als einer der Favoriten gehandelt wurde, schaffte es ein weiterer Exot ganz nach vorne. Der Konrad-Lamborghini von Jordan Pepper beendete die Zeitenhatz auf dem dritten Rang mit 1,319 Sekunden Rückstand. Der Südafrikaner konnte sich im zweiten Umlauf noch um eine Position nach vorne schieben. Auch für Teamchef Franz Konrad ist das ein großer Erfolg, denn es gibt keine Werksunterstützung von Lamborghini.

Audi stellt mit dem vierten Rang die vierte Kraft. Das werksunterstützte Audi Sport Team Car Collection landete mit Christopher Haase am Steuer (#22) auf der vierten Position vor dem Markenkollegen Jakub Giermaziak im Scherer-Auto (#16). BMW unterstrich die starke Mannschaftsleistung mit den Rängen 6 und 7 des BMW Junior Teams (#72) und dem Walkenhorst-BMW auf Yokohama-Reifen (#101).

Bei Mercedes und Porsche dürfte die Stirn in Sorgenfalten liegen. Denn der beste Sternenkrieger kam nicht über den achten Platz hinaus. Luca Stolz fehlten rund zwei Sekunden im Bilstein-Mercedes auf die Bestzeit. Ausgerechnet der Huber-Porsche (#25), der noch bis in die Morgenstunden nach einem Unfall repariert wurde, stellte den besten 911 GT3 R mit Nico Menzel am Steuer. Das Team geht in der Pro-Am-Kategorie an den Start. Die Top-Ten komplettiert Nico Bastian im zweiten Bilstein-Mercedes von HRT (#6).

Top-Quali 1 bereits knapp

In Top-Quali 1 stritten sich bereits 20 Fahrer um einen der vier Plätze für den Aufstieg in Top-Quali 2. Alle hatten dafür zwei schnelle Runden zur Verfügung. Und schon dieses erste Kräftemessen bot Drama pur. Letztlich drückte Sheldon van der Linde dem Ganzen den Stempel auf. Er katapultierte den BMW M4 GT3 von Rowe Racing (#98) mit einer Rundenzeit von 8.11,39 Minuten auf Platz 1.

Er schenkte Maro Engel im GetSpeed-Mercedes 1,337 Sekunden ein. Der überraschte erst auf der zweiten Runde mit dieser flotten Zeit. Daneben zog Mathieu Jaminet im Toksport-WRT-Porsche ins Q2 ein (#27). Ein Auto mit dem keiner gerechnet hatte: Der Dinamic-Porsche bekam noch die Kurve und rutschte mit Platz 4 ebenfalls eine Runde weiter. Dabei ist Pirelli noch nicht lange mit der Reifen-Entwicklung für die GT3-Klasse auf der Nordschleife beschäftigt. Insgesamt ging es extrem knapp zu und die Top 5 trennten nur Zehntelsekunden – wohlgemerkt auf eine Runde von 25,378 Kilometern.

Porsche 911 GT3R - Startnummer #1 - 24h-Rennen Nürburgring 2022 - Nordschleife - Freitag - 27.5.2022
Stefan Baldauf / Guido ten Brink
Verzicht nach Strafe: Der Titelverteidiger Manthey ließ die Top-Qualifikation aus.

Einige Favoriten weit hinten

Bereits im ersten Abschnitt gab es das große Favoritensterben. Dazu gehörten die beiden Falken-Porsche, der Schubert-BMW (#20), der KCMG-Porsche (#18), der werksunterstützte Phoenix-Audi (#15) und der Aston Martin (#90). Sie nehmen das Rennen entsprechend außerhalb der Top 19 in Angriff.

Der SCG 004 C von Glickenhaus Racing gehört zwar zu den Fan-Lieblingen, doch die wurden enttäuscht. Die Startnummer #706 musste schon vor dem Start des Top-Quali 1 die Segel streichen. Eine stark ansteigende Wassertemperatur alarmierte die Techniker, weshalb man das Auto zur Sicherheit in die Garage schob und die Sitzung erst gar nicht in Angriff nahm. Der Manthey-Porsche (#1) war ursprünglich für das Top-Quali 2 gesetzt, nahm aber gar nicht erst teil, weil man aufgrund einer Strafe wegen eines Doppel-Gelb-Vergehens am Ende der Startgruppe losfahren muss.

Am Freitagmittag vor der dritten Quali-Sitzung änderte der Technikausschuss noch die Balance of Performance. Porsche durfte zehn Kilogramm ausladen. Für eine bessere Vergleichbarkeit der Performance der Fahrzeuge schrieben die Regelhüter zudem vor, dass wie beim Qualirennen vor zwei Wochen das Top-Quali mit vollem Tank gefahren werden muss. Danach wertet der Technikausschuss die Daten aus und kann die Einstufung der Fahrzeuge auch kurz vor dem Rennen anpassen.

Wie funktioniert das 24h-Top-Qualifying?

Das Quali-Prozedere noch einmal kurz erklärt: Die Teilnehmer für Top-Quali 2 standen bereits über die Qualifikation durch die NLS-Läufe und das 24h-Qualirennen fest. Lediglich vier Tickets waren noch über das Kräftemessen in Top-Quali 1 zu vergeben. In Top-Quali 2 fuhren die besten 19 Autos schließlich um die Pole-Position und die ersten 19 Startplätze. Der Hintergrund dieser Regelung: Man will mögliches Sandbagging der Hersteller mit diesen Methoden weitestgehend vermeiden.

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AUTO MOTOR UND SPORT 10 / 2024
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Erscheinungsdatum 25.04.2024

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