Mercedes EQE 350+ (2021)
Deutlich günstiger als ein EQS

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IAA 2021

Mercedes öffnet die Bestellbücher für den EQE. Die Elektro-Limousine im E-Klasse-Format kommt mit 660 km Reichweite und ist deutlch günstiger als ein EQS.

Mercedes EQE
Foto: Mercedes

Die neue Zeit "beim Daimler" heißt EQ, nach EQA, EQB, EQC und zuletzt dem besonders aufsehenerregenden EQS ist nun die E-Klasse an der Reihe, ein elektrisches Geschwisterchen zu bekommen. Dabei wird der neue EQE nur der Nomenklatur und dem Segment nach bei der E-Klasse einsortiert, technisch ist die "elektrische E-Klasse" ein eigenständiges Fahrzeug auf der EVA II-Plattform und erhält den Modellcode V295. Trotz der Nähe zum größeren EQS fällt der Preis des EQE deutlich geringer aus. Mercedes hat die Bestellbücher bereits geöffnet und das E-Auto im Online-Konfigurator freigeschaltet.

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Mercedes EQE – das Design

Nicht nur mit dem Modellcode zeigt der EQE eine deutliche Nähe zum Flaggschiff EQS (Baureihen-Code V297), auch formal ist die enge Verwandschaft offensichtlich. Ganz besonders deutlich wird das beim Heck der beiden Modelle, wo der EQE viele Details und Formgebungen des EQS übernimmt und erst auf den zweiten Blick die Unterschiede erkennen lässt – etwa bei der anders platzierten Sicke in der Heckschürze oberhalb des Nummernschildträgers. Andere Details wie die durchgehende LED-Leuchtleiste oder die unteren Chromeinleger gleichen sich stark.

Auch in der Seitenansicht nimmt der EQE das Thema des großen Bruders EQS auf, präsentiert sich mehr als viertüriges Coupé denn als klassische Stufenheck-Limousine. So ist er nicht nur bei der Karosseriekonzeption, sondern auch bei den Abmessungen näher am CLS als an der E-Klasse. In der Seitenansicht wird auch das sogenannte Cab-Forward-Design deutlich, die Front fällt sichtbar kürzer als bei einer konventionellen Limousine mit Motorraum aus.

Von vorne wird den EQE ebenfalls jeder als Elektriker mit schwäbischem Familienhintergrund erkennen, die statt eines Kühlergrills installierte großflächige Kontrastverkleidung signalisiert das Thema E. Im Vergleich zum EQS kneift der EQE allerdings die Scheinwerfer nicht ganz so zusammen, die Leuchten bekommen optisch mehr Präsenz.

Mercedes EQE Premiere
Mercedes
Das Heck ähnelt stark dem des Mercedes EQS, inklusive aller Designmerkmale.

Mercedes EQE – das Platzangebot

Obwohl logischerweise "kompakter" als der EQS, ist der Mercedes EQE dennoch ein sehr stattliches Auto, 3,12 Meter Radstand und eine Länge von 4.946 Millimeter (technische Daten siehe unten) in Verbindung mit der platzspendenden E-Plattform garantieren im Innenraum Platz im Überfluss. Mercedes meldet im Vergleich zur aktuellen E-Klasse einen Zuwachs von 27 Millimeter bei der Schulterfreiheit, stolze 80 Millimeter mehr Innenraumlänge und eine um 65 Millimeter höhere Sitzposition, auch das ist deutlich spürbar. Das Laderaumvolumen liegt dagegen bei für dieses Fahrzeugsegment eher unterdurchschnittlichen 430 Liter.

Mercedes EQE – die Antriebstechnik

Der EQS auf der EVA 2 Plattform hat vorgelegt, so bleibt es zumindest bei der reinen Technik überraschungsfrei. Nicht hingegen bei den Leistungswerten. Der Reihe nach: Zum Marktstart fährt zunächst der EQE 350 mit Hinterradantrieb vor. Für den Vortrieb sorgt eine permanent erregte Synchronmaschine (PSM), die Bezeichnung rührt von der Bauweise mit Permanentmagneten im Rotor. Mercedes führt als Vorteil dieser Bauweise gegenüber einem stromerregten Motor eine höhere Leistungsdichte und einen höheren Wirkungsgrad an. Übersetzt: Bei gleicher Leistung leichter und sparsamer.

Der EQE 350 wird mit 215 kW Leistung und einem maximalen Drehmoment von 530 Newtonmeter antreten. Spätere, stärkere Varianten sind vorgesehen, dazu wird es auch wie beim EQS Allrad-Varainten mit einer zweiten PSM an der Vorderachse geben. Leistungsdaten hierzu nennt Mercedes noch nicht. Ebenfalls erhältlich ist eine Hinterachslenkung in zwei Ausführungen (Lenkwinkel 4,5 und 10 Grad), mit der sich der Wendekreis des EQE auf bis zu 10,7 Meter reduziert.

Mercedes EQE technische Daten

 

 

EQE 350

Antrieb

E-Maschine

Typ

Permanenterregte Synchronmaschine

Leistung 

kW

215

Drehmoment

Nm

530

Nennspannung

Volt

328,5

Onboardlader (Serie/Option)

kW

Nov 22

AC-Ladezeit, dreiphasig (11/22 kW)

h

8,25/4,25

DC-Ladeleistung max.

kW

170

DC-Ladezeit an Schnellladestation[1]

min

32

DC-Laden: Max. Reichweite nach 

km

250

15 Minuten[2] (WLTP)

Fahrzeug

Länge/Breite/Höhe 

mm

4.946/1.961/1.512

Radstand

mm

3.120

Wendekreis (ohne/mit Hinterachslenkung 4,5°/10°)

m

12,5/11,6/10,7

Kofferraumvolumen VDA

L

430

Verbrauch und Reichweite

Stromverbrauch (WLTP)

kWh/100 km

19,3-15,7

CO2-Emissionen (WLTP)

g/km

0

Reichweite (WLTP)

km

545-660

Die Batterie wurde im Hinblick auf einen möglichst geringen Anteil des ökologisch umstrittenen Materials Kobalt hin entwickelt, laut Mercedes beträgt der Kobalt-Anteil an der Zellchemie weniger als zehn Prozent. Der nutzbare Energieinhalt liegt bei 90 kW, was nach WLTP-Norm je nach Einsatz eine maximale Reichweite von 540 bis 660 Kilometer erlaubt. Das Batterie-Management-System ist in die Update-Technik des EQE eingebunden und erhält so bei Weiterentwicklungen der Verwaltungssoftware Updates "over the air" eingespielt. So sind später bei entsprechender Entwicklung auch Reichweiten- oder Ladezeit-Verbesserungen über ein optimiertes Management möglich.

Mercedes EQE – die Ladetechnik

Serienmäßig ist ein Onboard-Lader für Wechselstrom mit maximal 11 kW installiert, gegen Aufpreis kann ein 22 kW-Lader ausgewählt werden. Damit kann der EQE sowohl an heimischen Wallboxen als auch an den üblichen innerstädtischen Ladesäulen mit der maximalen Leistung laden. Beim Schnellladen mit Gleichstrom (DC) kann der EQE mit maximal 170 kW Strom bunkern, so soll der Akku im idealsten aller Idealfälle binnen 32 Minuten von zehn auf 80 Prozent Ladestatus gebracht werden können.

Der Mercedes EQE ist Plug & Charge-fähig. Dabei identifiziert sich das Auto direkt an der Ladesäule (wenn diese ebenfalls mit der Plug & Charge-Technik ausgerüstet ist), Ladekabel einstecken genügt. Die umständliche Anmeldung mit Kundenkarte oder Handy-App entfällt so, über die Mercedes Me Charge-Mitgliedschaft wird auch die Abrechnung automatisch vorgenommen. Das gilt generell für das gesamte Me-Charge-Ladenetz, welches inzwischen europaweit rund 200.000 Ladepunkte aufweist.

Mercedes EQE – das Interieur

Zwei Designmerkmale prägen den Innenraum des EQE besonders: Die hohe Mittelkonsole mit dem kompakten Touch-Feld und der MBUX-Hyperscreen. Letzterer ist eine Aufpreisoption und sicher eines der Highlights der neuen Elektro-Limousine. Der beim EQS erstmals eingeführte Hyperscreen vereint drei Displays für Fahrer, Mittelkonsole und Beifahrer unter einer einzigen Glasfläche, lässt die Bildschirme so optisch zu einer Einheit verschmelzen. Der Riesen-Bildschirm zieht sich komplett auf Fahrzeugbreite durch das Cockpit, durch die LED-Hinterleuchtung scheint er im Auto zu schweben.

Mit dem 12,3 Zoll großen OLED-Display für den Beifahrer hat dieser seinen eigenen Anzeige- und Bedienbereich, um beispielsweise Videos oder Internet-Apps zu bedienen. Um den Fahrer dabei nicht abzulenken, verfügt das System über eine kamerabasierte Sperrlogik: Erkennt die Kamera, dass der Fahrer aufs Beifahrer-Display schaut, wird dieses bei bestimmten Inhalten automatisch abgedimmt.

Und wenn Sie bei all der schönen neuen Tech am liebsten gleich in den EQE einziehen möchten: Auf Wunsch sorgt die "Energizing Comfort"-Funktion für beruhigende Sounds aus dem Themenbereich Meeresrauschen, Waldlichtung oder Sommerregen. Das hat auch praktischen Nutzen: Weil sich das Thema Ladezeit in der Praxis gelegentlich doch ein bisschen länger hinzieht, gibt es eine "Power Nap"-Funktion gemeinsam mit diesem Energizing Comfort Programm: Für eine schlaffördernde Atmosphäre sorgt der EQE, indem der Fahrersitz in eine Ruheposition gebracht, Seitenscheiben und Rollos geschlossen, die Ionisierung der Belüftung aktiviert und die Ambientebeleuchtung entsprechend angepasst werden. Beruhigende Klänge und eine Sternenhimmeldarstellung auf dem Zentral-Display unterstützen das Einschlafen – wenn Power Nap für den Beifahrersitzplatz gestartet wurde, auch auf dem Beifahrer-Display. Die vorprogrammierte Aufwachphase wird begleitet von einer angenehm aktivierenden Klangwelt, einer entsprechenden Beduftung sowie einer kurzzeitig aktiven, dezenten Massage und einer Sitzbelüftung. Abschließend wird der Sitz wieder aufgerichtet und das Rollo im Dachhimmel geöffnet.

Mercedes EQE Premiere
Mercedes
Von einer Seite bis zur anderen: Der MBUX Hyperscreen mit drei Einzeldisplays unter einer gemeinsamen Abdeckung.

Mercedes EQE – Verkaufsstart und Preis

Nach der Publikumspremiere in München will Mercedes Mitte 2022 mit der weltweiten Markteinführung beginnen. Gebaut wird der EQE im Mercedes Werk in Bremen, wo auch bereits der EQC vom Band läuft. Für den EQE richtet Mercedes in Bremen keine eigene Fertigungsstraße ein, sondern integriert den Bau der E-Limousine in die Produktion der übrigen dort hergestellten Baureihen (C-Klasse, GLC, GLC Coupé und EQC). Eine weitere Produktionsstätte wird das mit dem chinesischen Hersteller BBAC im Joint Venture betriebene Werk in Peking. Der Basispreis für den EQE 350+ mit 215 kW und Hinterradantrieb beträgt 70.626 Euro und damit rund 27.000 Euro unterhalb eines EQS mit dem gleichen Antrieb.

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Fazit

Nach dem Überflieger EQS geht Mercedes nun mit dem zwar ebenfalls exklusiven, aber nicht ganz so abgehobenen EQE mehr in die Breite. Als Langstreckenlimousine mit Verwöhn-Aroma wird der EQE sicher auch den einen oder anderen langgedienten E-Klasse-Käufer von der neuen E-Mobilität überzeugen können. Gleichzeitig spricht der Wagen natürlich Kunden an, die bislang bei Tesla mit dem Model S bedient wurden.