Mitfahrt im Range Rover Evoque Cabrio
Cabrio-SUV beweist Mut zu mehr Natur

Range Rover beweist Mut und stürzt sich mit dem neuen Evoque Cabrio auf eine kaum vorhandene Marktnische. Wir sind ein Stück mitgefahren.

Range Rover Evoque Cabrio
Foto: Newspress

Nichts knarzt, nichts knackt: Wir fahren mit dem neuen Range Rover Evoque Cabrio über eine kleine Offroad-Teststrecke in Fen End in der Nähe von Birmingham. Das Stoffdach ist offen und die Herbstsonne flutet den lifestyligen Innenraum: Wer will, ist mit dem Cabrio viel näher an der Natur als mit dem Evoque Coupé, auf welchem das Cabrio basiert. Per Knopfdruck in der Mittelkonsole schiebt sich das Stoffdach innerhalb von 21 Sekunden lautlos zwischen Himmel und Insassen, in 18 Sekunden versinkt es in seiner Heckmulde – bis zu einer Geschwindigkeit von 48 km/h. Laut Land Rover funktioniert dies auch während einer Fahrt im Gelände.

Unsere Highlights

Um Geräusche und Kälte oder Wärme draußen zu halten, besteht das Verdeck aus fünf Lagen. Die beheizbare Glas-Heckscheibe sorgt auch im Winter für Durchblick nach hinten, aber eins ist klar: Ist die Übersicht bei geöffneter Mütze fantastisch, sinkt sie bei geschlossenem Dach noch unter die des Coupés – wegen der breiten Stoff-"C-Säulen“.

Massive Verstärkungen für das Range Rover Evoque Cabrio

Die A-Säule des Evoque Cabrio wurde genauso massiv verstärkt wie die jetzt auf Höhe der Schulterlinie abgeschnittene B-Säule, der hintere Teil des Wagens und der Unterboden. Ergebnis ist die besonders im Gelände zu spürende Steifigkeit. Dass die Cabrio-Version auf dem Coupé basiert, heißt auch, dass die offene Version die etwas flacher ansteigende Frontscheibe und das Viersitzer-Layout erbt. Der Dachkantenspoiler wandert runter und bildet den oberen Abschluss des Kofferraum-Deckels. Der Kofferraum fasst immer 251 Liter, da das Verdeck ein eigenes Fach oberhalb des Kofferraums belegt.

In Sachen Geländetauglichkeit verspricht Land Rover für das Evoque Cabrio die gleichen Fähigkeiten wie für das Coupé. Aber bei einer Sicherheitsfunktion mussten die Ingenieure tüfteln: Im Falle eines Überschlags schießen innerhalb von 90 Millisekunden Aluminium-Schutzbügel hinter den Kopfstützen in der zweiten Reihe hervor. Damit diese Schutzbügel nicht grundlos bei einer Fahrt durch schwieriges Gelände aus ihren Verstecken ballern, entfalten sie erst bei einer Querneigung von 45 Grad ihre Wirkung. Ob ein Fahrzeug, das seinen fein belederten Innenraum von verstellbarem LED-Ambiente-Licht erhellen lässt, tatsächlich jemals hart im Gelände gefahren wird, wagen wir jetzt mal zu bezweifeln.

Überarbeitetes Infotainment-System im neuen Evoque Cabrio

Das besagte Ambiente-Licht lässt sich über das neue mit einem breiteren Bildschirm ausgestattete Infotainment-System einstellen. Dieses System arbeitet jetzt mit einem schnelleren Prozessor und liest auf Wunsch Nachrichten und Wetterinfos vor.

Das Evoque Cabrio ist mit dem aus dem Coupé bekannten 2,0-Liter-Vierzylinder-Benziner mit 240 PS und einem maximalen Drehmoment von 340 Newtonmetern (Beschleunigung null auf 100 km/h: 8,6 Sekunden, Vmax: 209 km/h, Verbrauch: 8,6 Liter) oder dem ebenfalls im Coupé eingesetzten 2,0-Liter-Vierzylinder-Diesel mit 180 PS und einem Drehmoment von 430 Newtonmetern (10,3 Sekunden, 195 km/h, 5,7 Liter) zu haben. Die Antriebsmomente werden grundsätzlich über eine ZF-Neungang-Automatik weitergeleitet.

Bis zu 100.000-Euro für Range Rover Evoque Cabrio

Das Cabrio ist auf Grund der zusätzlichen Versteifungsmaßnahmen etwas schwerer als das Coupé und zudem als Topversion der Modellreihe etwas teurer. Los geht es mit der gut ausgestatteten SE-Dynamic-Linie für 51.200 Euro. Allerdings ist Geld nicht das vordringlichste Problem eines Range-Rover-Kunden: Die Preise des viertürigen Evoque beginnen bei 34.500 Euro, aber die Käufer geben im Durchschnitt 54.000 Euro für einen Evoque aus. Per Sonderausstattung lässt sich ein Evoque nahe an die 100.000-Euro-Marke bringen.

Wir sind gespannt, wie das Evoque Cabrio auf dem Markt ankommen wird. In der Nische der offenen Allrad-SUVs tummelt sich aktuell kein Modell eines anderen Herstellers. Nissan hatte von 2011 bis 2015 ausschließlich auf dem US-Markt das Murano Crosscabrio im Programm. Aber für das moppelige Stoffdach-SUV geben die Japaner die Verkaufszahlen nicht preis – war der Absatz vielleicht nur dreistellig? Offenbar fiel der Exot bei den Käufern gnadenlos durch. Trotzdem scheut Land Rover das Risiko nicht.

Vielleicht auch, weil es im Bereich der waschechten Geländewagen anders aussieht: So war bereits das erste Land-Rover-Modell von 1949 ein Allrad-Cabrio und der Jeep Wrangler ist es bis heute. Bis Ende 2013 wurde auch die Mercedes G-Klasse in einer offenen Variante angeboten. Land Rover geht jedenfalls davon aus, dass das Evoque Cabrio die Verkäufe der Baureihe um zehn Prozent pusht.

Die zeitweilig im Internet aufgetauchten Gerüchte, dass es vom Evoque Cabrio nur eine kleine begrenzte Stückzahl geben wird, hat Land Rover auf Nachfrage dementiert - das offene Modell geht im April 2016 gemeinsam mit dem neuen Jaguar-SUV F-Pace in die Serienproduktion - unlimitiert.