E-Auto-Start-up holt Ex-Aston-Martin- und AMG-Chef
Tobias Moers geht zu Piëch Automotive

Der ehemalige Aston-Martin- und AMG-Chef wird einer von zwei CEOs beim Schweizer Start-up. Er ist nicht der erste prominente Name in der Piëch-Führungsriege.

Tobias Moers, CEO von Aston Martin
Foto: Aston Martin

Anton "Toni" Piëch tritt in die Fußstapfen seines 2019 verstorbenen Vaters Ferdinand und mischt in der Autoindustrie mit. Allerdings nicht als Teil des Volkswagen-Konzerns, sondern auf eigene Faust. Die Piëch Automotive AG entwickelt mit dem GT – zuvor als Mark Zero bekannt – einen batterieelektrischen Sportwagen, der nicht nur schnell und schnittig gestylt, sondern mit fortschrittlicher Zelltechnik aus China auch mit einer großen Reichweite gesegnet und schnell nachzuladen sein soll.

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Bei den ersten Schritten auf dem Weg zum ernstzunehmenden Autohersteller soll nun ein prominenter Name helfen. Tobias Moers heuert als Chief Technical Officer (CTO) beim Schweizer Start-up an. Der 56-Jährige fungiert aber nicht nur als Entwicklungs- und Technik-Chef, sondern übernimmt als einer von zwei Co-CEOs auch die operative Leitung bei Piëch Automotive. Sein neuer Partner auf Geschäftsführer-Ebene ist Manfred Fitzgerald, der die offizielle Bezeichnung Chairman of the Executive Board trägt.

Moers kommt von Aston Martin

Moers war zuletzt Chef des britischen Nobelherstellers Aston Martin, wo er Ende Juli 2022 nach nur zwei Jahren seinen Hut nehmen musste. Deutlich länger wirkte der gebürtige Freiburger zuvor bei AMG. Dort stieg er bereits 1994 ein und übernahm 2002 die Gesamtfahrzeugentwicklung sämtlicher AMG-Baureihen. 2013 stieg Moers sogar zum Vorsitzenden der Geschäftsführung der Mercedes-AMG GmbH auf. Auch Fitzgerald ist in der Automobilbranche kein Unbekannter. Bei Lamborghini und im Hyundai-Konzern war er viele Jahre vor allem für den Bereich Markenentwicklung verantwortlich.

Moers und Fitzgerald sind jedoch nicht die ersten prominenten Namen, die bei der Piëch Automotive AG Führungsverantwortung tragen. Etwa zweieinhalb Jahre, nachdem er seinen Posten als Vorstandsvorsitzender bei VW räumte, wechselte Matthias Müller im Oktober 2020 an die Spitze des Aufsichtsrates der Piëch Automotive AG. "Müllers Engagement ist Teil einer Kompetenzoffensive, die auch das operative Management erfasst und das junge Automobilunternehmen auf die Zielgerade zum Markteintritt beschleunigt", hieß es damals in einer Mitteilung der Piëch Automotive AG.

"Unterschiedliche Auffassungen über die Ausrichtung"

Doch Müller hielt es nur wenige Monate auf dem Posten aus; bereits 2021 trat er als Aufsichtsratschef zurück. Dem "Business Insider" sagte Müller seinerzeit, eine "unterschiedliche Auffassung über die gesellschaftsrechtliche und betriebswirtschaftliche Ausrichtung" hätten zu seiner Demission geführt. Der schwerwiegendere Grund sollen dem Wirtschaftsmagazin zufolge jedoch Differenzen mit Piëchs Co-Gründer Rea Stark Rajcic gewesen sein. Rajcic fiel im Mai mit der Idee auf, mit seiner Quantum-Gruppe Lamborghini für 9,5 Milliarden Euro kaufen zu wollen. Problem: Weder der VW-Konzern noch Audi, zu dessen Markengruppe Lamborghini gehört, wollten den Edelhersteller verkaufen.

Neben Müller verpflichtete Piëch seinerzeit weitere namhafte Auto-Manager. Darunter Andreas Henke, der zusammen mit Müller seine Posten als Geschäftsführer und Chief Marketing Officer aufgab. Henke war zuvor für Porsche und Burmester, einem Anbieter von Premium-Audioanlagen, tätig. Den CEO-Posten teilte er sich mit Klaus Schmidt, der zuvor schon als Chief Technology Officer für Piëch gearbeitet hat und den das Impressum der Piëch-Website weiterhin als Geschäftsführer auflistet. Für den Aufbau der Sales-Aktivitäten holte das Start-up zudem Jochen Rudat, der früher bei Tesla als Vertriebschef für Europa fungierte.

Der Piëch GT soll 2024 kommen

Zeitgleich treibt Piëch sein Sportwagen-Projekt weiter voran. Dessen Design wurde nun finalisiert, zudem wurden die ersten Prototypen in Betrieb genommen. Mitte 2024 soll der Piëch GT auf den Markt kommen. Zwei weitere Modelle sollen folgen. Das Trio basiert auf einer modularen Plattform, die zahlreiche Karosserievarianten, Antriebsarten sowie fortwährend mögliche Upgrades in Hard- und Software erlaubt.

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Fazit

Mit der Verpflichtung prominenter Auto-Manager – allen voran Tobias Moers und Ex-VW-Chef Matthias Müller – sorgte und sorgt Toni Piëch in der Autobranche für Aufsehen. Doch der schnelle Abgang von Müller und CEO Andreas Henke sprechen dafür, dass beim Start-up nicht alles so rosig läuft wie von Piëch dargestellt. Typische Wachstumsschmerzen eines ambitionierten Neulings oder Symptome tiefliegender Probleme? Die Antwort auf diese Frage muss die Zukunft geben. Klar ist: Einen Kuschelkurs wird es auch mit Moers nicht geben; der ehemalige Aston-Martin- und AMG-Chef ist dafür bekannt, die Dinge sehr klar zu benennen.

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