Interview mit Skoda-Chef Klaus Zellmer
„Menschen kaufen Marken, nicht Metall“

Klaus Zellmer ist seit 1. Juli neuer Skoda-Vorstandsvorsitzender und richtet die Marke mit hohem Tempo auf Elektromobilität aus. Seine dringendste Aufgabe: Produktionsprobleme lösen, die durch Lieferengpässe entstanden sind.

Klaus Zellmer
Foto: IvoHercik.com

Klaus Zellmer, studierter Betriebswirt, wurde 1997 bei Porsche Vorstandsassistent. 2010 wurde er Geschäftsführer Porsche Deutschland, 2015 CEO Porsche Cars North America. 2020 wird er Vertriebsvorstand der Marke VW, jetzt folgt er Thomas Schäfer als Skoda-Vorstandsvorsitzender. Im auto motor und sport-Interview stellt er sich den Fragen von Chefredakteurin Birgit Priemer.

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Unsere Highlights
Welches sind die persönlichen Schwerpunkte, die Sie als neuer Skoda-Chef setzen möchten?

Kurzfristig geht es darum, eine stabile Teileversorgung und damit die volle Auslastung der Produktion sicherzustellen – damit wir unseren Kunden ihren neuen Skoda schnellstmöglich zur Verfügung stellen können. Mittelfristig werden wir jetzt unsere Elektroauto-Offensive deutlich beschleunigen. 2030 sollen bereits 70 Prozent unserer verkauften Autos in Europa batterieelektrisch sein. Wir haben gerade bis 2026 drei batterieelektrische Fahrzeuge angekündigt: ein Familienauto mit sieben Sitzen, das sich an der Studie Vision 7S orientiert, einen kompakten SUV und einen elektrischen Kleinwagen.

Und was wird die ganz persönliche Handschrift von Klaus Zellmer sein?

Ich bin überzeugt: Menschen kaufen Marken und nicht einfach nur Metall, das einen von A nach B bringt. Skoda ist eine ehrliche, authentische und traditionsstarke Marke, die wir jetzt noch stärker ausprägen wollen. Wir werden emotionaler werden und streben eine starke Design-Differenzierung an.

Cupra fährt mit seiner Designstrategie gerade Erfolge ein. Wie unterscheiden Sie sich da?

Wir sind sehr stark im Thema Funktionalität unterwegs, das sehen Sie beispielsweise im Raumangebot unserer Fahrzeuge. Wir werden noch stärker in Richtung SUV gehen, also eher höhere Fahrzeuge mit erhöhter Sitzposition für den Fahrer mit besserer Übersicht im Straßenverkehr.

Sie haben mit dem Vision 7S ein neues Cockpit mit sehr großem Screen in der Mitte vorgestellt. Welches Auto bekommt als Erstes diese Optik?

Beim zukünftigen Siebensitzer wird sich vieles vom Interieur der Studie wiederfinden. Grundsätzlich ist es uns wichtig, das Leben im Auto während der Ladepausen zu erleichtern. Im Relax Modus des Vision 7S lassen sich zum Beispiel die Sitze zurückklappen, und der Bildschirm wird zum Kino-Screen. So habe ich die Möglichkeit, die Zeit angenehm im Auto mit der Familie zu verbringen.

Bis 2025 haben Sie im Kleinwagensegment nichts im Angebot. Tut das weh?

Im Segment der Kleinwagen mit Verbrennungsmotor ist Skoda traditionell sehr stark – und bleibt es! Bei den batterieelektrischen Kleinwagen sehen wir aktuell noch nicht die notwendigen Skalierungseffekte, die wir brauchen. Deshalb befinden sich die ersten elektrischen Modellangebote eher in den oberen Segmenten und nicht ganz unten. Für uns ist es wichtig, dass wir dem Charakter der Marke treu bleiben und Fahrzeuge mit einem exzellenten Preis-Leistungs-Verhältnis auch im Einstiegssegment anbieten. Deswegen werden wir dort naturgemäß etwas später präsent sein. Unser Ziel ist ein batterieelektrischer Kleinwagen für um die 20.000 Euro. Bei unserem hohen Qualitätsanspruch ist dies ein äußerst ehrgeiziges Ziel, für das wir kämpfen.

Sie wollen mehr digitale Dienste bieten. Welche?

Wir haben viele interessante Konzepte im Köcher. Zu den Angeboten werden weitere Functions on Demand gehören, perspektivisch auch automatisiertes Fahren auf Level-4-Niveau, das man bei Bedarf freischalten lassen kann.

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