Nissan Z
So fährt der Sportler, der nicht zu uns darf

Bezahlbare zweisitzige Sportcoupés sind bei uns selten geworden. Kein Wunder: Coole Typen wie der Nissan Z fallen durchs Raster der strengen EU-Abgasvorschriften. Wir fahren mal raus, was uns entgangen ist. Oder wäre? Ach, Hauptsache rausfahren.

Der Konjunktiv, dieser alte Schlingel. Hätte, wäre, wenn. Wie oft hat er uns schon träumen lassen, zumindest aber nachdenken. Um uns dann bisweilen enttäuscht an den Indikativ weiterzureichen. Im Fall des aktuellen Nissan Z bedeutet das: gibt es nicht bei uns. Japan und USA only. Die strengen Abgasvorschriften ließen für ihn das Sperrgitter runterlassen. Wie es sich ohne angefühlt hätte, erzählen wir jetzt. Konjunktiv trifft Indikativ mit 405 PS. VR30DDTT, so sein Name, gibt mit drei Litern Hubraum und zwei Turboladern alles, um mit europäischen Abgasvorschriften zu hadern. Der mit einem quadratischen Bohrung-/Hubverhältnis arbeitende V6 verbindet nämlich Emotion mit Motion. Er klingt ebenso bissig wie charakteristisch, leistet sich zarte mechanische Geräusche ebenso wie klaren V6-Gesang.

Unsere Highlights

Die Älteren unter uns fühlen sich direkt an den 350Z erinnert, mit dem Nissan erstmals einen großartigen Budget-Sportwagen brachte. Sportliches Design, charakterstarker V6-Sauger, knorrige Schaltung, eindeutiger Heckantrieb. So fuhr der das zweisitzige Coupé ab 2003 auch in Deutschland in die Herzen vieler Benzinköpfe. Weder maximale Leistung oder Handlingeffizienz standen im Fokus, sondern erwachsener Fahrspaß zum, ja fast schon Junior-Tarif unter 34.000 Euro. Dafür gab es immerhin ehrliche 280 PS inklusive relativ spät anliegendem Drehmoment (Saugmotor!). Ganz so preisgünstig würde der Z heute nicht mehr kommen, schließlich haben sie ihn technisch spürbar aufgerüstet. Leistungsmäßig eh, 405 PS und 475 Newtonmeter sind eine buchstäblich starke Ansage.

Turbozischeln und Optikzitate

Und der V6 liefert. Nicht gleich volles Programm ab Standgas, aber sobald etwas Drehzahl anliegt, so ab zwei-, dreitausend Touren schiebt er unter anschwellender Soundkulisse an, macht hintergründig zischelnd aus seiner Turboaufladung kein Geheimnis. Das Ganze gekoppelt mit einer nicht hyperknackigen Schaltung und das ist es wieder, das emotionale Antriebserlebnis. Kontrapunkt zu vielem, was heute vom Turbovierer über Hybrid, bis Elektro als vermeintlicher Sportmann effizienzoptimiert auf der Straßen herumsaust. Z ist anders. Von außen klare Coupe-Linie auf 4,38 Metern zitiert er mit dem Grill Urvater Datsun 240Z, mit Fensterlinie und großer Heckklappe seine direkten Z-Vorgänger (vertikale Türgriffe: 350Z), mischt aber auch was Eigenes dazu, um am Heck eine ordentliche Portion 300ZX unterzuheben, etwa beim schwarzen Band und der Leuchtengrafik.

Fummeltasten und Domstrebe

Und innen? Klasse! Langer Handbremshebel, Handschaltung und diese kleinen Fummeltasten plus Verstell-Handräder am Sitz erinnern an den 350Z. Sportlich tief die Sitzposition, angemessen überschaubar das Platzangebot, optisch dominant: die Querstrebe hinter den Sitzen, die seit dem 350Z das Steifigkeitsproblem wegen der großen Heckklappe kompensiert. Zwei Sitze sind ebenfalls Tradition, hinten ist Ablage, fertig. Vorn dafür Fahrspaß, auch weil Z nicht zum Pummel wurde. Glaubt man den Daten hat er mit 1.590 Kilogramm gegenüber dem 350Z sogar zehn Kilo abgenommen. Dabei hatte der sogar eine kohlefaserverstärke Kardanwelle. Beim Neuen dreht sich diese biturbomotiviert umso energischer, während der Fahrer in seinem seitenhaltstarken Sitz dank der klar gezeichneten Digitalinstrument und er drei Zusatzuhren auf dem Armaturenbrett die Vitalfunktionen des Nissan im Blick hat. Information ist alles von der Längs- und Querbeschleunigung bis hin zur Öltemperatur.

Und Querbeschleunigen kann der mit Doppeldreiecksquerlenkern vorn und Multilenkerachse hinten gerüstete Z. Seine Lenkung fühlt sich tendenziell etwas leichtgängiger an als früher, führt dennoch präzise und dynamisch durch Kurven, die Bremszangen dürfen ohne Rekuperationsbetäubung noch gefühlsecht in die Scheiben beißen, während sich die 19-Zoll-Mischbereifung (255 vorn/275 hinten) um die freudige gripmäßige Umsetzung kümmern. Sperrdifferenzial? Hat er ebenfalls. Indikativ. Schade. Warum? Weil dieser Z für uns ewig ein Konjunktiv bleiben wird. Nett wäre es jedenfalls gewesen.

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Fazit

Schade, aber ist so: noch bezahlbare Sporttypen wie der zweisitzige, hinterradgetriebene Nissan Z sind bei uns buchstäblich aus der Zeit gefallen. Es lohnt sich nicht, sie abgasmäßig fit für die harte EU-Tür zu machen. Deswegen bleiben sie in Japan und USA. Dabei wäre einer, wie er mit seinem 405 PS-Biturbo-V6 auf unseren Autobahnen und vor allem Landstraßen eigentlich bestens aufgehoben.

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AUTO MOTOR UND SPORT 10 / 2024
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Erscheinungsdatum 25.04.2024

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