Quartalszahlen Audi, VW, BMW Mercedes, Tesla
Was die Quartalszahlen über die Lage der deutschen Autoindustrie verraten

Die vergangenen neun Monate verliefen bei den heimischen Herstellern ziemlich unterschiedlich. Volkswagen konnte gegenüber Vorjahr ein Umsatz-Plus verbuchen. PSA ebenso.Ausgerechnet BMW und Mercedes mussten Gewinnwarnungen veröffentlichen, während Tesla erstmals seit langem Gewinn verzeichnete. Wie kommt's?

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Foto: Hersteller

Die vergangenen neun Monate verliefen bei den heimischen Herstellern ziemlich unterschiedlich. Volkswagen konnte gegenüber Vorjahr ein Umsatz-Plus verbuchen. PSA ebenso. Dabei haben die Wolfsburger doch mit den Auswirkungen des Dieselskandals zu kämpfen, denkt man, und der französische Autokonzern mit den Auswirkungen des Opelkaufs. Die deutschen Luxusfahrzeug-Hersteller BMW und Daimler mussten kürzlich Gewinnwarnungen veröffentlichen, weil die anvisierten Absatzzahlen bis zum Jahresende nicht mehr zu schaffen sind. Wieder anders gestaltet sich die Lage bei Tesla: Obwohl der E-Auto-Pionier immer noch nicht ganz die Produktion des Model 3 im Griff zu haben scheint, war das US-Unternehmen seit längerem wieder in der Gewinnzone.

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Was die Quartals-Zahlen (nach Q3) der Konzerne verraten:

Volkswagen

Der Abgasskandal hat Volkswagen bisher insgesamt 28,2 Milliarden Euro gekostet. Trotzdem verdiente der Wolfsburger Konzern in den ersten neun Monaten des Jahres mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Gewinn stieg nach Konzernangaben um 24 Prozent auf knapp 9,4 Milliarden Euro. Der Umsatz stieg ebenfalls um 2,7 Prozent auf 174,6 Milliarden Euro. Vor einem Jahr hatte der VW-Konzern wegen der Diesel-Rückstellungen den Einbruch der geplanten Gewinne vermeldet. Die Gründe für die eher erstaunlich gute finanzielle Performance von VW liegt nach Meinung von Frank Schwope, Analyst bei der NordLB, in den positiven Effekten der Modularen Baukästen, auf denen mittlerweile fast alle Fahrzeuge aus dem Konzern basieren. „Sie tragen zu einer immensen Senkung der Entwicklungskosten bei und retten VW die Gewinne“.

PSA

Die Quartalszahlen der französischen PSA Groupe verraten, dass von Januar bis einschließlich September das Betriebsergebnis auf 15,428 Milliarden Euro kletterte. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 14,309 Milliarden Euro. PSA selbst begründet die positive Entwicklung damit, dass der Strategieplan „Push to Pass“ und der Turnaround-Plan namens „PACE!“ für Opel greifen. „PSA scheint bei Opel rigoros durchzugreifen und setzt bei Opel künftig stark auf PSA-Technologie. Das ist für das Überleben der Marke Opel gut. Aber vielleicht nicht für jeden einzelnen Mitarbeiter der deutschen Traditionsmarke“.

BMW

Die Selbstsicherheit in München bekommt einen Dämpfer: BMW muss seine Gewinnprognose für das aktuelle Jahr zurücknehmen und kündigt an, dass das Konzernergebnis wohl „moderat unter dem Vorjahreswert“ liegen wird. Die Münchner haben nach eigenen Aussagen rund eine Milliarde Euro in die Entwicklung der Zukunftstechnologien wie autonomes Fahren und nachhaltige Fahrzeugantriebe investiert. Schlimmer trifft die Bayern allerdings die Trump’sche Zollpolitik. „Die Handelskonflikte zwischen USA und China treffen BMW insbesondere, weil das größte BMW-Werk in den Staaten steht. Dort werden die margenträchtigen SUV-Modelle gebaut. Die 20-Prozent-Sondersteuer beim Export nach China trifft BMW da natürlich. Der Absatz in China ist zurückgegangen“, erläutert Frank Schwope von der NordLB. Insgeheim rechnet man bei BMW nun bis Jahresende sogar mit dem Rückgang der Gewinne von bis zu 10 Prozent.

Mercedes

Ähnliche Mechanismen sind auch der Grund für die Gewinnwarnung des Daimler-Konzerns: das Zoll-Debakel, sowie Rückgänge beim inländischen Dieselabsatz und dem Fahrzeug-Absatz im allgemeinen. Die letzte Gewinnwarnung von Daimler stammt aus dem Jahre 2012, als der Abgesang auf Konzernchef Dieter Zetsche schon eingesetzt hatte. Er schaffte es jedoch im Amt zu bleiben und den Konzern von einem Absatzrekord zum nächsten zu treiben. Seit Sommer hat sich aber der Wind gedreht. Zumindest an der Börse. „Der temporär rückläufige Absatz bei Mercedes-Benz Cars im Zusammenhang mit dem Zertifizierungsprozess nach dem neuen Standard WLTP und die erhöhten chinesischen Einfuhrtarife für Fahrzeuge aus US-Produktion wirkten sich belastend auf den Kursverlauf aus“, erläutert Daimler in seinem Q3-Bericht den Aktionären.

„Insbesondere die Ungewissheit, wie es mit der Thematik der Strafzölle weitergeht, macht den deutschen Premiumherstellern zu schaffen“, sagt NordLB-Analyst Frank Schwope. „Es steht ja noch im Raum, ob die Strafzölle auch auf EU-Exporte verhängt werden. Das würde die Situation sicherlich verschärfen“. US-Präsident Donald Trump hatte gegenüber deutschen Autobauern damit gedroht, Strafzölle in Höhe von 25 Prozent prüfen zu lassen. Allerdings wollte er ausländische Autohersteller, die in den USA produzieren, ausnehmen. Das würde zumindest für Volkswagen, BMW und Daimler nicht zutreffen. Aber die Ungewissheit, wie sich das Thema im kommenden Jahr entwickelt, führt schon zur Beunruhigung in deutschen Führungsetagen der Autokonzerne.

Tesla

Bei Tesla gestaltet sich der aktuelle Sachverhalt nach den letzten Quartalszahlen wieder anders. Der US-Hersteller vermeldet erstmals wieder Gewinne – nach rund zwei Jahren in den roten Zahlen. Der angezogene Verkauf des neuen Volumenmodells Model 3 dürfte dafür gesorgt haben. Denn endlich läuft die Produktion besser und die Produktionszahl des Model 3 soll bei mehr als 5.000 Fahrzeugen pro Woche liegen. 311,5 Millionen US-Dollar spülte es im dritten Quartal in die Tesla-Kasse. Kein riesen Gewinn, aber immerhin besser als der Verlust in Höhe von 619 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum. Angeblich will Tesla in Kürze auch in Europa und China Bestellungen für das Model 3 annehmen – und ausführen. Ein konkreter Termin steht allerdings noch nicht fest. „Auch Tesla ist von den Strafzöllen auf US-Produkte bei der Einfuhr nach China betroffen“, so Analyst Schwope. „Aber da die Produktion ja nicht auf dem erwarteten Niveau liegt, bedient Tesla-Chef Elon Musk aktuell lieber die US-Kundschaft“. Da ein Tesla-Werk in China in Planung ist, hat Musk zumindest eine Aussicht auf Lösung des Problems mit schwächelnden Absätzen in China durch die zusätzlichen Zölle.