BMW-Gewinnwarnung
WLTP bringt BMW in Turbulenzen

BMW-Chef Harald Krüger muss zurückrudern: Das laufende Geschäftsjahr der BMW Group wird nicht so gut wie angekündigt. Klar war, dass 2018 durch die WLTP-Umstellungen und die nötigen Investitionen in neue Antriebstechnologien wirtschaftlich nicht leicht zu stemmen sein würde.

BMW 3er Electric Tuch
Foto: BMW

Mit rund eine Milliarde Euro an zusätzlichen Aufwendungen, sowie ein dreistelliger Million-Euro-Betrag durch weitere Belastungen aus Wechselkurseffekten hatte der Münchner Autohersteller erwartet. Am Dienstag (25.9.2018) teilte BMW jedoch mit, dass die angepeilte Marge von acht bis zehn Prozent nicht mehr zu erreichen sei und man mit einem Wert von etwa sieben Prozent rechne. Außerdem werde der Umsatz in der Autosparte eher leicht rückläufig sein, statt wie angekündigt, leicht ansteigen.

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Krüger verweist die Aktionäre auf eine unerwartet hohe Wettbewerbsintensität infolge der WLTP-Regulatorik. „Darüber hinaus sorgen die andauernden internationalen Handelskonflikte für eine sich verschärfende Marktsituation und Ungewissheit.

Schwerer Handelskonflikt im Inland

Nachdem BMW anlässlich der Halbjahreszahlen noch eine “Gewinnwarnung light„ herausgegeben hatte, darf dies nach Meinung von Frank Schwope, Corporate Research bei der Nord/LB, als eine harte “Gewinnwarnung„ eingestuft werden. BMWs größtes Werk steht in Spartanburg, USA, und dürfte besonders von dem chinesisch-amerikanischen Handelsstreit betroffen sein, so Schwope.

Harald Krüger, BMW-Vorstandsvorsitzender
Arturo Rivas
Harald Krüger ist seit Mai 2015 Vorstandsvorsitzender der BMW AG.

Auch im deutschen Heimatmarkt läuft es für BMW nicht rund: Zum 30. September laufen die Verträge von 550 BMW-Vertragshändler deutschlandweit aus. Ein neuer Vertrag zwischen BMW und seinen Händlern sollte längst ausgehandelt und unterzeichnet sein, aber die Händler sehen sich immer noch benachteiligt und sind mit den jetzigen Konditionen nicht einverstanden.

Handelsstreit spitzt sich zu

Der Konflikt spitzt sich somit weiter zu. Nach Informationen der “Rheinischen Post„ werden die Händler bis kommende Woche nicht unterzeichnen und lassen die Verträge auslaufen. BMW gibt sich seinerseits streitfreudig und will auch nicht nachgeben. BMW lässt ausrichten, man werde an den vorliegenden Vertragsentwürfen nichts mehr ändern.

Ab kommendem Montag dürfen die 550 Händler also weder Fahrzeuge im Namen von BMW verkaufen oder Ersatzteile bei BMW ordern, noch Finanzierungen über die BMW-Bank abschließen. Das könnte für den Absatz von BMW in Deutschland empfindliche Folgen haben: Mehr als zwei Drittel seiner Fahrzeuge gehen via Vertragshändler an die geneigte BMW-Kundschaft.

WLTP bringt Volumenplanung durcheinander

BMW hatte eigentlich ziemlich früh auf den neuen Abgas-Testzyklus WLTP umgestellt. Die Autos sind auch durchwegs verfügbar oder haben kürzere Lieferzeiten als die Wettbewerber, sagen die Händler. Trotzdem hat sich durch die Unsicherheit rund um das Thema ein überraschend scharfer Wettbewerb entfacht, der auf die Preise und auf den Absatz drückt. Seine Absatzplanung passte BMW nun entsprechend an, um seine Marge nicht noch weiter zu gefährden. Schließlich verkauft der Münchner Autohersteller mehr als 40 Prozent seiner Fahrzeuge.