Ken Block versucht sich im Ford Focus RS
Mit dem Drift-Star in Valencia

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Zur Präsentation des Focus RS hat Ford den derzeit wohl bekanntesten Querfahrer der Welt eingeladen, Ken Block. Hobbydrifter Marcus Peters will sich bei dieser Gelegenheit ein paar Tipps vom Edel-Instruktor holen.

Ford Focus RS - Valencia - Driften
Foto: Ford

Was war die Vorfreude groß: Ford wollte uns den Driftmodus des neuen Focus RS auf der Rennstrecke im spanischen Valencia ausprobieren lassen. Doch nicht nur das - Ford würde zu diesem Termin auch noch die lebende Driftlegende Ken Block einladen. Also den Mann, der in den vergangenen Jahren wie kein zweiter die Szene der Quertreiber dominiert.

Zunächst der Hausfrauen-Drift im Ford Focus RS

Unvergessen sein Highspeed-Drift durch San Francisco. Vierter Gang voll, links Beton, rechts auch. Qualm an allen vier Rädern. Schnell, so richtig schnell. Unglaublich, diese Fahrzeugbeherrschung, diese Todesverachtung. Und diesen Wahnsinnigen sollten wir treffen - für eine Art Instruktion: Profi Block zeigt Dilettant Peters endlich mal, wie man WIRKLICH driftet.

Unsere Highlights

Die Anlagen des Ford Focus RS scheinen ideal. Schon lange vor dem Termin hat Ford Videos veröffentlicht, auf denen der Kompaktsportler tatsächlich mit Rauch an der Kette durch die Gegend slidet. Also nicht nur so ein bisschen rutscht, wie sich das so manche Allradler aufzwingen lassen. Nein, ein echter Drift.

Zunächst lässt uns Ford eine Hausfrauen-Drift üben: Kreisbahn im ersten Gang. Da reicht bereits einlenken und Gas geben, damit der Allradler quer steht und es mit kräftig Gas auch bleibt. Zwei Runden links, zwei rechts herum. Rauch steigt auf, wunderbar. Ein schnelles Erfolgserlebnis - aber das ist nicht wirklich Driften (siehe Driftanleitung).

Nach einer längeren Pause stehen wir also in der Boxengasse und warten auf die erste Runde. Wie war der Streckenverlauf noch? Keine Ahnung. Also auf Sicht fahren. Mit Schwung aus der Boxengasse herausbeschleunigen bis in den dritten Gang, dann in die schnelle Links einlenken. Juchheirassa, das Heck schwingt heraus. Noch nicht spektakulär, aber das ist ja zunächst die erste Kurve, da dürfte in den folgenden mehr gehen.

Kurs in Spääääääätbremsen

Die nächste ist eine Zweite-Gang-Links. Anbremsen, Last-Verschiebung, einlenken und... der Ford Focus RS untersteuert. Na toll, das war ja mal nix. Gleiches in der nächsten Ecke, wieder eine Links. Zefixnoamal! Ken hilf, was mache ich falsch? Die nächste Rechts muss es im dritten Gang richten. Und tatsächlich: Das Heck haut recht zackig ab, nötigt sogar zum Gegenlenken mit Umgreifen. Na endlich, geht also doch. Nun sollte nur noch Rauch aufsteigen.

Die folgende Biegung läuft wieder unter Rohrkrepierer, aber die übernächste zeigt sich vielversprechend. Ob's wohl hinten wenigstens schon mal geschmaucht hat? In den kommenden Kurven wechseln sich Unter- und Übersteuern munter ab, wobei die Driftwinkel schon deutlich größer werden und das Gegenlenken nicht mehr nur ein kurzes Zucken ist. Trotzdem: Das muss noch spektakulärer werden! Runde drei endet mit einer Pause in der Boxengasse. Warten auf den Drift-Star, den Heilsbringer, der uns zeigen wird, wie’s richtig geht.

Er kommt, setzt sich auf den Fahrersitz. Handshake, Smalltalk, kurze Erklärung: Wir seien Hobbydrifter und hätten gerne ein paar Tipps vom Meister. Schon geht’s los. Die schnelle Links nach der Boxenausfahrt nimmt er schon ganz nett quer. Geht ja prima los. Hochbeschleunigen, abbremsen, einlenken in die Links - uuuuuuun... Nein, aus dem uuuuuuun... wird kein "und", sondern Untersteuern. Kann ja mal dem besten Fahrer passieren. In der nächsten leider auch. Und in der... hm, also so recht will das Heck nicht fliegen. Nicht einmal beim Profi, was ihn selbst etwas ratlos macht. Dieser Ford Focus RS hier würde schon ziemlich untersteuern, meint Ken dann. Der vorher hätte sich besser lastwechseln lassen. Womöglich die Reifen, vielleicht zu kalt. Verwirrt kratzt er sich am Kopf und fährt zurück in die Boxengasse.

Wir nötigen ihn zu einer zweiten Runde, viel Lust zeigt er allerdings nicht mehr. Nun sind zumindest die Reifen warm. Damit wäre dieser Hinderungs-Faktor eliminiert. Doch um es kurz zu machen: In Runde zwei gelingen Herrn Block auch keine spektakulären Quersteher mit Rauchzeichen. Wohl aber raucht die Bremse nach der zweiten Runde, denn sie wurde etwas überstrapaziert; der Promi gibt nämlich immerhin einen Kurs in Spääääääätbremsen.

Michelin Pilot Sport Cup 2 zu griffig

Viel ist aus Ken danach nicht mehr herauszuholen, er wird immer mundfauler, scheint reichlich angesäuert. Also hier ein kurzer Erklärungs-Versuch des Autors: Für die Präsentation auf der Rennstrecke von Valencia hat Ford den an sich driftbegabten Focus RS auf straßenzugelassene Sportreifen Michelin Pilot Sport Cup 2 gestellt; die gibt es optional und sie sind fürs Zehnteljagen auf Rundstrecken bestens geeignet. Nicht aber fürs Driften - sie bauen einfach enorm viel Grip auf und lassen den RS im Grenzbereich über die Vorderachse schieben.

Um die Hinterachse mit den Semislicks auszuhebeln, würde der Ford Focus RS mehr Drehmoment benötigen. Also noch mehr als die 470 Nm im Overboost. Oder wahlweise eine heftiger zubeißende Handbremse, Ken Blocks Lieblings-Utensil. Damit könnte man das Heck zum Ausbrechen zwingen.

Die Michelin Super-Sport samt weniger ambitionierter Klebemischung dürften dagegen auf dem RS deutlich driftfreundlicher sein. Damit sind wohl auch die spektakulären Ford-Werbevideos mit richtig Rauch an der Kette entstanden. Wie das Querstellen prinzipiell mit einem heckbetont ausgelegten Allradler oder einem reinen Hecktriebler funktioniert, zeigt übrigens folgende Driftschule (Unterseite).

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Sport Auto 03 / 2022
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Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten