Haftpflicht, Kasko, Typklassen etc.
Kfz-Versicherungen von A-Z

Haftpflicht, Kasko, Typklassen etc.
Alle Infos zur Kfz-Versicherung

Wer ein Auto oder ein anderes Fahrzeug im Straßenverkehr bewegen möchte, muss dieses auch versichern. Wie Sie die besten Tarife für Ihr Auto finden, welche Kasko in welchem Schadensfall greift und was es sonst noch über Versicherungen zu wissen gibt, erfahren Sie in unserem Themenspezial.

Kaufberatung, MKL, 03/2012 - Versicherung
Foto: MotorPresseStuttgart

Die Kraftfahrzeughaftpflichtversicherung gehört in Deutschland, wie in den meisten Ländern, zu den Pflichtversicherungen. Sie dient dem finanziellen Schutz von Unfallgeschädigten und übernimmt daher ausschließlich die Kosten für die Schäden beim Unfallgegener.

Darüber hinaus bietet der Versicherungsmarkt auch zahlreiche freiwillige Versicherungen an. Hierzu zählen die Teilkasko- und Vollkaskoversicherung die Schäden am eigenen Fahrzeug deckt. Eine Insassenunfallversicherung deckt die Ansprüche von Personen, die diese bei einem Unfall in einem versicherten Fahrzeug erleiden. Zu den Kfz-Versicherungen zählen auch die sogenannten Schutzbriefe, die Leistungen im Falle einer Panne eines Unfalls oder eines Autodiebstahl garantieren. Mit einer Verkehrsrechtschutzversicherung sichert sich der Versicherte gegen das Kostenrisiko bei einem Verkehrsrechtsstreit ab.

Die Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Thema Kfz-Versicherungen finden Sie hier.

Was ist die Teilkaskoversicherung?

Die Teilkaskoversicherung übernimmt die Reparaturkosten bei Diebstahl, Sturm-, Brand- und Hagelschäden, Glasbruch sowie Wildunfällen mit Haarwild (Reh, Hirsch, Wildschwein, Fuchs). Die Prämie hängt davon ab, wo der Autofahrer wohnt (also der Regionalklasse des Zulassungsorts) und der Fahrzeugtypklasse. Sie wird meist mit 150 EUR Selbstbeteiligung pro Schadensfall abgeschlossen.

Vorteile der Teilkasko: Die Versicherung ist günstiger als die Vollkasko. Sie deckt die gängigsten Schadensfälle ab.

Nachteile der Teilkasko: Selbstverschuldete Unfälle und Vandalismus werden nicht abgedeckt. Unfälle mit Nutztieren, großen Vögeln und wilden Hunden sind meistens nicht abgedeckt.

Was ist die Vollkaskoversicherung?

Die Vollkaskoversicherung tritt für alle Schäden ein, also auch bei selbstverschuldeten Unfällen oder Vandalismus. Der Teilkaskoschutz ist in dieser Versicherung bereits eingeschlossen. In der Vollkasko gibt es für schadenfreie Jahre ebenso einen Rabatt wie in der Haftpflicht. Als Selbstbeteiligung werden meist 300 oder 500 EUR vereinbart.

Vorteile der Vollkasko: Es werden alle Schäden am Fahrzeug abgedeckt. Die Versicherung beinhaltet alle Leistungen der Teilkasko.

Nachteile der Vollkasko: Die Versicherung ist relativ teuer und lohnt sich deshalb nicht für alle Fahrzeuge.

Wann ist Vollkasko die bessere Wahl?

Je höher der Schadenfreiheitsrabatt, desto wahrscheinlicher ist es, längere Zeit günstiger mit Vollkasko zu fahren, denn bei Teilkasko fallen immer 100% Prämie an. Auch die jeweilige Typklasse ist ein Aspekt, weil es gewaltige Unterschiede zwischen Teil- und Vollkasko-Einstufung geben kann – etwa bei Cabrios, die aufgrund des hohen Teilediebstahl-Risikos und den meist damit verbundenen Verdeckschäden bei der Teilkasko oft schlechter dastehen. Für Käufer eines Neuwagens ist das wichtigste Argument für eine Vollkaskoversicherung, kein Finanz-Desaster zu erleben, wenn das Fahrzeug bei einem Unfall zerstört wird.

Auch nach vier Jahren nach dem Neuwagenkauf kann sich die Vollkasko noch rechnen. Dabei müssen immer individuelle Faktoren wie geringe Fahrleistung, günstige Grundprämie oder hoher Schadenfreiheitsrabatt berücksichtigt werden. Autobesitzer, die nur noch 30 Prozent des Jahresbeitragssatzes bezahlen, können häufig länger die Vollkasko behalten. Auch die jeweilige Auto-Typklasse ist wichtig: Je größer der Unterschied zwischen beiden Typklassen (hohe Teilkasko, niedrige Vollkasko), desto wahrscheinlicher ist es, dass man mit der Vollkasko günstiger fährt.

Was bedeutet Regional- und Typklasse?

Die Typklasse dient den Versicherern zur Einstufung der Prämien für Haftpflicht und Kasko. Je niedriger die Typklasse, desto günstiger ist die Autoversicherung für die Fahrzeughalter. In den Typklassen schlägt sich die Schaden- und Unfallbilanz eines jeden in Deutschland zugelassenen Automodells nieder. Dabei werden die Fahrzeugschäden und die dadurch verursachten Reparaturkosten der letzten drei Jahre berücksichtigt. Die Anpassung erfolgt einmal im Jahr: Wurden bei einem Autotyp weniger Schäden gegenüber dem Vorjahr gemeldet, verbessert sich die Typklassen-Einstufung. Umgekehrt funktioniert es genauso. Je niedriger die Typklasse, desto günstiger ist der Versicherungsbeitrag.

Die Regionalklasse spiegelt die Schadenbilanz einer bestimmten Region in Deutschland wider. Die Assekuranzen berücksichtigen die Anzahl der Schäden, die Autofahrer verursachen – bezogen auf die Anzahl der dort zugelassenen Fahrzeuge und die durchschnittliche Schadenhöhe. In der Kasko spielen zudem die Diebstahlhäufigkeit, die Sturm- und Hagelschäden und die Anzahl der Wildunfälle eine Rolle. Die Ermittlung der Regionalklasse erfolgt über einen Zeitraum von fünf Jahren. In Gebieten mit vielen Unfällen und teuren Schäden verschlechtert sich dann die Regionalklasse und die dort Versicherten müssen höhere Beiträge entrichten, andersherum kann es für die Versicherten aber auch günstiger werden.

Entscheidend bei der Ermittlung der Klasseneinstufungen ist nicht, in welcher Region der Schaden entstanden ist, sondern wo der Versicherte seinen Wohnsitz hat. Die Schadensbilanzen rechnen die Versicherungsmathematiker in einen Indexwert um, der die jeweilige Regionalklasse bestimmt. Die Haftpflicht-Einstufung ist in zwölf, die Vollkasko in neun und die Teilkasko in 16 Stufen eingeteilt. Die Regionalklassen sind für die Versicherer unverbindlich, sie können selbst entscheiden, ob sie sich danach richten. Für Neuverträge können die Versicherer die neuen Einstufungen sofort anwenden, bei bestehenden Verträgen zur Hauptfälligkeit – dies wäre in den meisten Fällen der 1. Januar.

Was ist die SF-Klasse?

Die Schadenfreiheitsklasse (SF-Klasse) ist ein weiterer Indikator für die Höhe des Versicherungsbeitrags. Auch von ihr hängt demnach ab, wie hoch die Kosten für Haftpflicht- und Kaskoversicherung ausfallen. Wer beispielsweise seit zehn Jahren unfallfrei fährt und somit seine Versicherung nicht in Anspruch genommen hat, ist in SF 10 eingestuft. Das gilt auch, wenn zwischendurch die Versicherung gewechselt wurde. Jeder der 29 Schadenfreiheitsklassen ist ein entsprechender Schadenfreiheitsrabatt zugeordnet, der von den Versicherungen jedoch individuell festgelegt wird und deshalb variieren kann. Beträgt der Schadenfreiheitsrabatt in SF 10 beispielsweise 45 %, so zahlt der Autofahrer 45 % der Grundprämie als Versicherungsbeitrag. Mit steigender SF-Klasse sinkt also die zu zahlende Prämie.

Bei einem Schadensfall erfolgt die Rückstufung in eine niedrigere SF-Klasse. Auch hier unterscheiden sich die Versicherungen voneinander. Um wie viele Klassen zurückgestuft wird, hängt von mehreren Faktoren wie der ursprünglichen SF-Klasse oder der Anzahl der Schadensfälle ab – nicht aber von der Höhe des Schadens. Deshalb kann es durchaus sinnvoll sein, eine kleinere Unfallreparatur selbst zu bezahlen, da eine Rückstufung und die damit verbundenen höheren Prämien der Autoversicherung mittelfristig mehr Geld kosten als der Schaden selbst.

Beim erstmaligen versichern eines Autos oder Zweitfahrzeugs ist die richtige Rabatt-Einstufung deshalb besonders wichtig, da ansonsten jahrelang unnötig hohe Beiträge gezahlt werden. Fahranfänger erhalten stets die SF-Klasse 0, das entspricht einem Prozentsatz Ihrer Prämie von 240 %. Wenn sie ihr erstes Auto anmelden nachdem sie schon mehr als drei Jahre den Führerschein besitzen werden in den Klassen SF 1/2 bis SF 3 eingestuft, was etwa 140-170 % beträgt.

Der Schadenfreiheitsrabatt (SF-Rabatt) gehört dem Versicherungsnehmer. Er kann ihn für ein Auto aber abgeben, wenn er ihn nicht mehr braucht – etwa an das Kind, Patenkind oder den Enkel. Der Versicherungsvertrag für ein weiteres Fahrzeug, das dem Versicherungsnehmer gehört, bleibt von der Rabattübertragung unberührt.

Wie sieht ein guter Versicherungsvertrag aus?

Die Redaktion und Marktbeobachter Verivox legten sechs Merkmale fest, die einen guten Vertrag auszeichnen. So fehlt etwa bei den Billigpolicen oft der Verzicht auf Einspruch bei grober Fahrlässigkeit. Noch schlimmer sieht es bei der Neuwertentschädigung aus. Wird das Auto gestohlen oder erleidet einen Totalschaden, ist häufig nur in den ersten sechs Monaten der Neupreis garantiert – gute Verträge bieten mindestens zwölf Monate lang Schutz. Außerdem sollte der Vertrag eine gute Absicherung bei Marderbissen enthalten, kundenfreundliche Policen zahlen auch die Folgeschäden und nicht nur den zerbissenen Schlauch. Allerdings gibt es bei vielen Versicherungen auch hier Grenzen. Überhaupt kann es bei Tierschäden schnell zu einer Unterdeckung kommen. Oft beschränken sich die Leistungen auf Schäden durch Haarwild – zu wenig, alle Tierarten müssen abgedeckt sein. Ferner ist die Mallorca-Police wichtig, die im Ausland bei Mietwagen geringere Deckungssummen in der Kfz-Haftpflicht ausgleicht. Zu guter Letzt ist es ratsam, dass der Vertrag den Rabattschutz beinhaltet. Diese oft kostenpflichtige Leistung (meist ab Schadenfreiheitsklasse 4) verhindert teure Rückstufungen nach Unfällen.

Wie kann ich meine Kfz-Versicherung wechseln?

Ein Versicherungswechsel ist in der Regel kein Problem. Sie können Ihre bestehende Versicherung schriftlich (am besten per Einschreiben mit Rückantwort) unter Angabe der Versicherungsnummer und des Autokennzeichens kündigen und bei einem anderen Versicherer eine neue Police für Ihr Fahrzeug abschließen. Vor dem Wechsel muss der Vertrag mit der neuen Gesellschaft sicher sein. Setzen Sie der alten Assekuranz eine Frist für die Kündigungsbestätigung. Oft endet das Versicherungsjahr am 31.12. Kündigen kann man mit einer Frist von einem Monat – also bis zum 30.11. Ausnahme: Verträge mit anderer Hauptfälligkeit.

Wenn Sie Ihre Kfz-Versicherung wechseln wollen, können Sie verschiedene Versicherungs-Angebote über Vergleichsportale wie Verivox vergleichen

Ist ein Versicherungswechsel immer sinnvoll?

Je besser die Einstufung, desto geringer das Einsparpotenzial. Wer schon lang bei einer Versicherung ist, kann in einem Streitfall auf Kulanz hoffen. Ob sich der neue Anbieter so freundlich verhält, ist fraglich. Noch ein Tipp: Beim Preisvergleich bringt es etwas, wenn man seiner Versicherung ein günstigeres Angebot einer anderen Assekuranz vorlegt. Das drückt sehr oft den Preis.

Wenn Ihre Kfz-Versicherung einen Schaden reguliert oder die Beiträge erhöht, steht Ihnen ein Kündigungsrecht zu. Auch hier gilt eine Frist von vier Wochen. Sollte das Fahrzeug gewechselt werden, erlischt die Kfz-Versicherung automatisch.

Weitere Infos zum Versicherungswechsel finden Sie hier. Wann ein Wechsel lohnen kann, haben wir in unserem großen Versicherungsvergleich 2021 beleuchtet.

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